Ungarn 2011

Diese Reise in die Tiefebene von Ungarn hatten wir schon lange in vager Planung. Doch erst nachdem wir dank dem Internet genügend Informationen betreffend Unterkünften hatten, wagten wir es.
Als Ausgangsort wählten wir Kecskemét weil der Ort eine gewisse Grösse hat, gut erreichbar ist, und wir, falls nötig auch in nützlicher Zeit dahin zurückgekommen wären.

RoutenübersichtDie Anfahrt nach Kecskemét bewältigten wir mit dem Auto und dem Zug.
Wir fuhren von der Schweiz, resp. von Feldkirch (A), über Nacht mit dem Autoreisezug bis Graz. Zum Glück war Sonntagmorgen und wir praktisch allein auf der Strasse. Ohne Stadtplan von Graz war es extrem schwierig den richtigen Ausgang aus der Stadt zu finden.

Ab Graz benützen wir die Landstrassen zum Plattensee, wo wir uns schon mal etwas akklimatisierten und übernachteten.

So kamen wir zu einer guten Tageszeit in Kecskemét an und konnten in Ruhe ein geeignetes Hotel mit einer Tiefgarage für unser Auto finden.

Kecskemét findet man auf der Karte ganz am linken Rand unterhalb der Mitte.

Wir übernachteten zweimal in Kecskemét, schauten uns die Stadt an und machten mit dem Auto einen Tagesausflug zum Kiskunsàg Nationalpark.
Dieser besteht aus mehreren Teilen. Wir entschieden uns für die sogenannte Bugacpuszta mit dem Hirtenmuseum, den Stallungen, der Reitershow und dem Wacholder Naturpfad.

Total: 1255 Kilometer, Höhenmeter meistens unbedeutend

Etappenübersicht:

  1. Kecskemét - Bokros - Csongrád, 63km
  2. Csongrád - Radweg: Eurovelo EV11 - Landschaftsschutzgebiet Puzstazser - Szeged, 71km
  3. Szeged - Stadtbesichtigung - Szeged
  4. Szeged - Makó - Mezöhegyes - Mezökovácsháza, 77km
  5. Mezökovácsháza - Medgyeseggyháza - Gyula, 48km
  6. Gyula - Doboz - Vésztö - Füzesgyarmat, 60km
  7. Füzesgyarmat - Püspökladány - Nádudvar - Hortobágy, 81km
  8. Hortobágy - Kleiner Ausflug - Hortobágy, 20km
  9. Hortobágy - (auf der 33 direkt) - Debrecen, 44km
  10. Debrecen - auf der 471 direkt über Nyírbator nach - Mátészalka, 76km
  11. Mátészalka - Györtelek - Tiszabecs - Szatmárcseke, 71km
  12. Szatmárcseke - Olcsva - Vásárosnamény - Arayosápaty - Kisvárda - Dombrád, 79km
  13. Dombrád - Kistiszahát - Tiszabercel - Rakamaz - Tokaj, 51km
  14. Tokaj - Besichtigung und Schifffahrt
  15. Tokaj - Taktaharkány - Gesztely - Miskolc, 67km
  16. Miskolc - Hámor - Lillafüred, 20km
  17. Lillafüred - Bück Park - Eger, 50km
  18. Eger - Verpelet - Abasár - Gyöngyös - Mátrafüred, 61km
  19. Mátrafüred - Zurück nach - Gyöngyös, 8km
  20. Gyöngyös - Heves - Kisköre, 67km
  21. Kisköre - Über den Staudamm nach - Tiszafüred, 36km
  22. Tiszafüred - Tagesausflug Tiszadorogma - Tiszafüred, 52km
  23. Tiszafüred - Kötelek - Csataszög - Szolnok, 104km
  24. Szolnok - Tiszakécske - Kecskemét, 57km

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Dienstag, 03. Mai 2011
Kecskemét - Bokros - Csongrád, 63km

Mein Mann Hans hatte sich für die Planung einiges an Material besorgt. In der Buchhandlung in Kecskemét hatten wir nun sogar einen guten Fahrradatlas über ganz Ungarn erstanden. Wir waren gespannt auf die Strassenverhältnisse. Das Wetter war gut und allfällige Sandstrassen durch den Regen vor zwei Tagen wohl etwas befestigt.

Also wagten wir es, den direktesten Weg, sprich Feldweg, als Alternative zur Nationalstrasse Nr. 5 oder Provinzhauptstrasse Nr. 44, auszuprobieren.
Das wurden die wohl anspruchsvollsten 18 Kilometer in total flachem Gelände unserer Radreise-Karriere. Wir brauchten dazu mehr als drei Stunden obwohl die ersten 5 Kilometer noch einigermassen befestigt waren. Dann wurde der Weg immer schlechter und einsamer. Alle paar Meter schlug ein Hase seine Haken um vor uns zu fliehen oder ein Fasan suchte krächzend das Weite. Die ersten paar dieser Flüchtlinge hatte ich noch gezählt. Aber dann gab ich es auf. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Hasen gesehen, wie an diesem Tag.

Feldweg

Zu spät zum Umkehren. Der Weg war teils mit tiefen Traktorräderspuren versehen in denen sich Wasser gesammelt hatte und teils mit Absicht umgepflügt damit eben dieses Wasser versickern konnte. Ab und zu hatte es kleine künstliche Erhebungen auf welche vermutlich einmal irgendwelche Meilensteine zur Orientierung angebracht waren. Von da konnte man in der Ferne Häuser, vermutlich von Nyárlörinc und Paká sehen. Einen sicheren Weg dahin konnten wir nicht ausmachen und wir folgten dem vorgesehenen Weg. Als sich dieser in drei Wege gabelte wählten wir erst mal den mittleren. Dieser führte auf eine Erhöhung, von der wir die zu kreuzende Hauptstrasse in etwa 6 Kilometer Entfernung ausmachen konnten. Auch konnte man ein paar Heurollen, welche mit Glück entlang eines Weges deponiert waren und ein Haus sehen. Aber der Weg endete in einem Sumpf. Der Weg rechts der Gabelung führte auch ins Nichts. Also nochmals zurück schieben und die linke Variante versuchen. Wir peilten also teils über Acker und Wiese mit Fahrspuren die Heurollen an. Auf diese Weise gelangten wir auf einen etwas besseren Weg und schafften es am frühen Nachmittag die Hauptstrasse und damit die Strasse nach Csongrád zu erreichen. Aber da lagen noch immer 40 Kilometer mit Gegenwind vor uns.

KircheBokros

In Bokros machten wir eine kleine Pause mit dem Blick auf eine hübsche russisch-orthodox anmutende Kirche.
Csongrád liegt am rechten Ufer der Theiss, ungarisch Tísza. Das ist eine für die Tiefebene charakteristische Siedlung mit einer altehrwürdigen Altstadt. Wir suchten erst mal den Weg zum Fluss, weil ich unbedingt einen ersten Augenschein nehmen wollte. Hätte ja sein können, dass da eine nette Unterkunft auf uns wartete. Dem war aber nicht so und wir wurden auch im Zentrum der immerhin ca. 20'000 Einwohner zählenden Provinzstadt des gleichnamigen Komitats nicht fündig. Als sich Hans nochmals über seine Unterlagen gebeugt hatte und ich ratlos in die Umgebung schaute, wurden wir von einem deutsch sprechenden Ungaren angesprochen. Er telefonierte umgehend mit seiner Frau, welche weiter Abklärungen traf. Dank dieser Hilfe wurden wir um halb sieben von der freundlichen Frau des begabten Holzkunstgewerbler Sándor Tisza empfangen.
Die Familie hat ein paar hübsche Gastzimmer eingerichtet. Dies vor allem für Kursteilnehmer, welche beim Hausherrn das Schnitzen erlernen oder vervollkommnen wollen.
Wir hätten auch eine kleine Küche mit einem grossen Tisch zur Verfügung gehabt, aber uns fehlten dazu die Zutaten. Also begaben wir uns nach der Dusche nochmals ins Zentrum auf die Suche nach einem Restaurant. Alle, die wir fragten wiesen in etwa dieselbe Richtung. Schliesslich stellte sich heraus, dass es sich um einen Schnellimbiss ohne Imbissstube handelte. Da kauften wir Pizza und Getränke um es anschliessend bei unserem Retter zu verzehren.
Unser deutschsprechende ungarischer Schutzengel namens Gábor hatte uns nämlich vorgängig eingeladen, bei ihm zu Hause vorbei zu kommen und uns auch erklärt, wo er wohnt.
Diesen fanden wir aber auch nicht auf Anhieb. Inzwischen zog bedrohlich ein Gewitter auf und wir zogen uns trotz freundlicher Einladung schleunigst in unsere Unterkunft zurück. Gábor hatte uns bereits gesucht und war auch schon da. Inzwischen war es etwa acht Uhr geworden. Alle Beteiligten waren zusammen - fast wie in einer Komödie. Wir konnten uns noch etwas unterhalten, eine Foto zur Erinnerung machen und Adressen austauschen. Dann assen wir unsere kalte und zerdrückte Pizza und vielen todmüde ins Bett.
Hier die Adresse:
Tisza Sándor, HU-6640 Csongád, Dankó Pista u. 30

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Mittwoch, 04. Mai 2011
Csongrád - Radweg: Eurovelo EV11 - Landschaftsschutzgebiet Puzstazser - Szeged, 71km

Um sieben Uhr stand unser Frühstück auf dem grossen Tisch für uns bereit. Nur wir, wir hatten uns verschlafen. Wir hatten nicht einmal gehört, wie unsere Gastgeberin die vielen Sachen die steile Treppe in den ersten Stock hinauf beförderte. Zähneputzen und Katzenwäsche. Peinlich, wenn man im Privathaushalt das Frühstück auf sieben Uhr bestellt hat und dann das Rührei und den Kaffee kalt werden lässt. In Ungarn wird zum Frühstück meistens Früchtetee getrunken. Wir bekamen beides. Vor der Weiterreise durfte ich noch den Verkaufsraum mit den vielen handgeschnitzten Produkten anschauen. Die Gastgeberin wollte mir noch einen schönen Serviettenhalter als Souvenir mitgeben. Das musste ich leider ablehnen, denn das Fahrradreisegepäck hat Limits. Beim Aufpacken konnten wir noch etwas sehen vom eigentlichen Hof. Am Abend waren wir noch zu sehr auf das Zimmer etc. fokussiert.

PusztahundIn der Fortsetzung des Wohnhauses befindet sich die Werkstatt und der Schulungsraum und weiter hinten der Stall für das Pony. Von der gedeckten Pergola, wo unsere Räder übernachteten hat man den Blick auf den originell gestalteten Blumengarten. Und der lustige Puszta-Hund rundet das Idyll ab. Das war eine gute Erfahrung zu Beginn der Reise. Es zeigt, wie gut die Lebensqualität hinter den Wänden und Toren der Häuser mit den langen, schmalen Grundstücken sein kann. Bei den Fahrten durch ein Dorf sieht man nämlich meist nur die Fronten der Häuser mit zwei Fenstern zur Strasse.


UnterkunftCsongradMit den guten Wünschen der Gastgeberin konnte es dann kurz vor zehn Uhr losgehen. Wir kannten uns von der Sucherei vom Vortag schon etwas aus in der Stadt und fanden gut den Weg zum Damm der Theiss. Hier bewegten wir uns auf dem Eurovelo-Weg EV11. Das ist die Osteuropa-Veloroute von Norwegen über Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Ungarn, Serbien und Mazedonien nach Griechenland. Gerade mal 5932 Kilometer. Da könnte einen ja das Fernweh packen. Zum Glück waren wir schon unterwegs. Genau wie im Veloatlas dargestellt hatten wir auf dem Damm für einige Kilometer beste Verhältnisse. Links mal nahe am Fluss und dann wieder entlang schönster Auenwälder und rechts mit Blick in die Weite über riesige Felder kamen wir an diesem Tag schön voran. Etwa auf halbem Weg nach Szeged galt es zu entscheiden ob wir mit der Fähre auf die andere Seite wechseln sollten, oder auf der schwach befahrenen Strasse weiter fahren wollten. Auf die Fähre hätten wir warten müssen und so wechselten wir über Baks vom Damm auf die Landstrasse. Den nationalen Gedenkpark bei Ópusztaszer (Nemzeti Történeti Emlékpark) liessen wir links liegen. Es gäbe da nebst für Ungaren wichtige Gedenkstätten auch ein Freilichtmuseum.


Theiss1Für uns war das Erreichen von Szeged im Moment wichtiger. Da wartete die Überquerung der Autobahn M43 im Bereich einer Auf- und Abfahrt und das finden der Touristeninformation im Zentrum. Das ist bei grösseren Städten ohne Stadtplan nicht immer einfach. Eine junge Frau mit guten Englischkenntnissen erklärte uns den Weg und machte zum Glück darauf aufmerksam, dass die Information sehr versteckt sei. Auf einer verkehrsberuhigten Strasse kamen wir gut ins Zentrum. Für Radfahrer ist hier wirklich gesorgt. Nur, dass wir uns gar nicht gewohnt sind, dass so viele Leute auf zwei Rädern unterwegs sind. Es kam, dass wir praktisch vor der Touristeninformation standen und sie nicht sahen. Diese heisst in Ungarn tourinform. Wir tigerten hin und her bis wir endlich die Hinweistafel sahen, welche in einen Hinterhof wies.
Dugonics tér 2 (tér=Platz), Koordinaten: N 46° 15' 11.52" , O 20° 8' 43.70". http://tourinform.hu/deutsch

Hier bekamen wir den ersehnten Stadtplan, nützliche Unterlagen und Empfehlungen für unsere Bedürfnisse betreffend Unterkunft. Wir entschieden uns für das Tisza Hotel. Unsere Velos konnten da gut untergebracht werden. Die Bedienung am Empfang freundlich und professionell. Wir bezogen das Zimmer und entschieden uns nach dem Studium der Unterlagen von der tourinform , zwei Nächte zu bleiben. Das konnten wir, mussten aber nach der ersten Nacht wegen starker Belegung in ein anderes Zimmer in einer anderen Kategorie umziehen. Kein Problem, lässt sich alles machen. Und die Schönheit der Stadt ist fast jede Unahnnehmlichkeit wert.PfeilTopNavy

Donnerstag, 05. Mai 2011,
Szeged - Stadtbesichtigung - Szeged

SynagogeFensterWir stellten uns auf Grund der Broschüren von 'tourinform' ein Stadtbesichtigung zu Fuss zusammen. Wegen unserer zwei Nächte in verschiedenen Zimmern mussten wir erst noch unser Gepäck für den Umzug richten und dann konnte es losgehen.
Dank der ungefähr 30 Fotos von der ausserordentlich sehenswerten Stadt mit den vielen fantasievollen Jugendstilbauten würde ich unsere Tour beschreiben können. Doch das dürfte zu langweilig werden. Man strapaziert da besser Google und Wikipedia.
Bei Szegedinfo findet man etwa an 15. Stelle sogar ein ungarisch-deutsches Wörterbuch mit Hörmuster. Es funktioniert! Und man kann sehen, was politisch, kulturell und sportlich aktuell so etwa läuft. In der Fotogalerie kann man auch Bilder sehen vom grossen zerstörerischen Hochwasser. Schöne Bilder findet man auch unter Fotos der Welt.
Auf jeden Fall bin ich der Meinung, Szeged sei Verbindung mit einer Puszta Show alleine schon eine Reise wert. Dabei muss man sich unbedingt mit der Geschichte der Stadt auseinander setzen. Völlig ausradiert nach dem zerstörerischen Hochwasser 1879 und anschliessend mit Hilfe vieler europäischen Städte, wie versprochen, noch schöner wieder aufgebaut. Das soll einer nachmachen!


WasserturmSzegedSzeged ist auch eine Grenzstadt. Gerade mal ein Spaziergang der Theiss entlang nach Serbien oder ein Sonntagsausflug mit dem Fahrrad um in Beba Veche in Rumänien ein Bierchen zu trinken. In beide Richtungen gibt es fahrradtaugliche Wege. Schade, hat ein Monat höchstens 31 Tage! Von der Brücke Belvárosi über die Theiss kann man wenigstens das Dreiländereck-Gefühl etwas spüren.
Besonders beeindruckt haben mich die Synagoge, der Reök-Palast, der Dom mit dem riesigem Platz davor und der 1904 gebaute Wasserturm. Dieser war leider zur Zeit, als wir da waren, geschlossen.
Auch die Strasse ausserhalb des Zentrums machen den Eindruck von gute Lebensqualität. Ich würde jedenfalls ohne weiteres nochmals hinfahren.
Nach dem fast obligaten Besuch des Paprika- und Pick-Salamimuseums mussten wir einen Spurt hinlegen, um nochmals bei der 'tourinform' vorbeizugehen. Wir brauchten noch zusätzliche Infos wegen der Unterkünfte für den kommenden Tag. Eine Etappe von ca. 100km stand bevor. Laut gedruckter Wettervorhersage mit einem moderaten Gegenwind von ca. 6 km aber schönem, sicherem Wetter.
Obwohl es tagsüber schon recht sommerlich warm war, zogen wir es vor, das Nachtessen an der Wärme und nicht im schönen Gartenrestaurant zu geniessen. Das Restaurant Port Royal ist maritim dekoriert. Es macht darauf aufmerksam, dass die Theiss schiffbar ist und wir uns nahe am Hafen befanden. Wir fanden es gemütlich und haben uns passend mit ungarischem Essen verpflegt.
Diese typischen Speisen sind jedoch oft schwer und sehr sättigend. An Paprika wird nicht gespart. Die meisten Gerichte basieren auf den Grundzutaten Schmalz, Speck, Zwiebeln, Sauerrahm und natürlich Paprika.

DomplatzSzeged

Ausserdem gibt es hier ein großes Angebot an Süßwasserfischen, vor allem aus der Donau, der Theiss und dem Plattensee - und dementsprechend auch eine Vielzahl an köstlichen Fischrezepten.
Wichtig sind auch die Mehlspeisen. In armen, bäuerlichen Gegenden dienten die gehaltvollen Mehlspeisen seit jeher als preiswerte Sattmacher.
Uns, die wir nach dem Velofahren jeweils Hunger haben, war das recht so. Die mit Paprika gewürzte Fischsuppe ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig. Doch wir kamen auf den Geschmack und ein Bier passt ganz echt dazu.
Das Personal des Hotels war wirklich recht freundlich und hilfsbereit. Darum bekam die anwesende junge Frau unsere Geschenke vom Pick-Museum. Wunderbarer Paprika und zwei Gutscheine, um in der dortigen Metzgerei mit 10% Ermässigung einzukaufen. Diese "essbaren Souvenirs" hätten unser Gepäck ziemlich sicher zu sehr gewürzt. Die beiden vom Pick-Museum gratis frankierten Postkarten kamen dann etwa einen Monat später bei den Adressaten an. ;-)

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Freitag, 06. Mai 2011
Szeged - Makó - Mezöhegyes - Mezökovácsháza, 77km

Wir benützten die Gelegenheit für ein frühes Frühstück im grossen palastähnlichen Saal. Das ist der Vorteil in Hotels grösserer Städte, dass man da zeitig starten kann.

Mako

Mit Szeged waren wir mit 75 Metern über Meer am tiefsten Punkt in Ungarn. Also konnte es nur noch bergauf gehen. Und so kam es uns auch vor. Doch zuerst musste Hans noch den Ausweg aus der Stadt auf der für Velos geeigneten Strasse finden. Etwas oberhalb der Mündung des Flusses Maros fanden wir die Fähre über die Theiss und die geeignete Route nach Makó. Schon hier bremste uns das Bisschen angesagter Wind ganz schön. Die Landschaft weiterhin extrem flach. Die Äcker oft bebaut mit Lauch oder Zwiebeln. Die Landarbeiter benützen ein spezielles Gerät auf kleinen Rädern um die Erde zwischen den Reihen annähernd manuell zu lockern. Immer wieder gibt es etwas tiefer liegende Schlammflächen in denen das Wasser teilweise noch stand. Das sind die Plätze, wo man Kiebitze beobachten kann. Ein Vogel, den wir zu Hause nicht mehr sehen können. Mit Makó hatten wir den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht (vergleichsweise Südtessin) . Der Ort ist grösser, als wir erwartet hatten und so verloren wir etwas Zeit, um das wirkliche Zentrum und damit die richtige Strasse zu finden, die uns nach Nordosten führte.
Ab da plagte uns der Gegenwind immer heftiger, und es war bald klar, dass wir das eigentliche Ziel, Gyula, nicht erreichen würden. Bereits in Mezöhegyes überlegten wir uns, nach Unterkunft Ausschau zu halten. Wir hielten bei einer Einfahrt in ein Anwesen. Hans behändigte den Ausdruck vom Internet über die Unterkünfte an der Route und ich hielt gerade mein Mobile bereit, als ein Mann auf uns zukam und sich nach unserem Problem erkundigte. Er konnte nur ganz wenig englisch, aber wir konnten ihm verständlich machen, dass wir einen Schlafplatz mit Essen suchten. Wir zeigten ihm die Adresse mit der Telefonnummer. Da besorgte er gleich den Anruf mit seinem Mobile. Es sei in Ordnung, wir würden erwartet.
Babó Kastély Panzió, dies der Name unserer Unterkunft. Der Name besagt, dass es ich um ein Schloss oder eine Burg handelt. Panzió bedeutet klar Pension und dass babó für klein oder winzig steht, habe ich erst im Nachhinein herausgefunden. 11 Kilometer waren es sowieso bis Mezökovácsháza und von da laut Karte noch etwa 6 Kilometer auf der Querverbindung nach Kaszaper.
Wie schon öfters erwähnt, ist die Gegend topfeben, aber ich strengte meine Augen vergeblich an, um ein Schloss oder eine Burg zu erkennen. Doch dann kam linkerhand unvermittelt ein Wegkreuz, bepflanzt mit Rosen und ein Wegweiser zum besagten Schloss. Noch ein paar Meter und wir waren da. So klein es war, aber es gab einen grossen Pool dazu. Der Besitzer traf mit seinem Auto ein. Nach kurzer Begrüssung verlief der Fortgang per Mobile. Ein Freund des Besitzers sprach perfekt Deutsch und so konnten wir die Abmachungen treffen. Nachtessen, Schlafen und Frühstück - alles okay.


MiniKastellDas Nachtessen brachte der Besitzer vom Restaurant im Dorf. Gulasch, Teigwaren und Gurkensalat plus ein Getränk. Für die Nacht führte er mich in die Lichtschalter ein und übergab mir die Schlüssel seines Schlosses. Vor dem Schlafengehen machten wir noch einen Rundgang zu den Stallungen und unzählige Bilder vom Sonnenuntergang. Klar, eines schöner als das andere.
Die Spiegeleier zum Frühstück kamen auch vom Restaurant im Dorf und das Wasser für den Früchtetee erhitzte der Besitzer in der Mikrowelle. Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Jedenfalls blieb dann noch etwas Zeit, um sich etwas näher kennenzulernen. Es stellte sich heraus, dass der Besitzer oft Jagdgesellschaften beherbergt. Er zeigte uns beeindruckende Bilder von solchen Anlässen. Den Link auf sein Schloss soll man sich ruhig anschauen. Da tut sich in der Hochsaison was.

Und hier noch etwas zum Ort Mezökovácsháza.
Es schadet keinesfalls Vorsilben und Endungen der Ortsnamen kennen zu lernen. Sie lassen sich dann besser verstehen und aussprechen.
Mezö (ungar., spr. mäsö), soviel wie Feld, kommt in zusammengesetzten Ortsnamen häufig vor. Háza = Haus. Und Kovács ist ein Familienname.
Speziell am Ort ist vielleicht noch, dass die Leute auf der einen Seite der Bahn Katholiken und diejenigen auf er anderen Seite Reformierte sind. Die Karte vom Fahrradatlas zeigt bei den Zeichen für die Kirchen welcher Konfession sie sind.

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Samstag, 07. Mai 2011
Mezökovácsháza - Medgyeseggyháza - Gyula, 48km

Für die ersten 18 Kilometer hatten wir etwas Rückenwind und wir fuhren einen Schnitt von 18 Kilometern. Aber dann drehte der Wind und es wurde wieder mühsam. Zudem kam ein schlechtes Stück Strasse. Die Augen auf den Boden gerichtet balancierten wir um die Löcher und Flickenbuckel. Zu fotografieren gab es nichts besonderes. In flachem Gelände ist es sowieso schwierig zu fotografieren. Es war ja nur eine Kurzetappe und so erreichten wir Gyula am frühen Nachmittag.
Hier war gerade Stadtmarathon und einer der verkehrsregelnden Polizisten wies uns den Weg zum Hotel Elizabeth. Manchmal interpretieren Hans und ich Wegbeschreibungen nicht gleich. Meist hat Hans recht, aber diesmal war ich richtig. Nur, wir sahen es nicht gleich und fuhren erst einmal daran vorbei. Dabei ist es soooo gross und auch gleich beim Wahrzeichen der Stadt, der gotischen Burg. Wir leisteten uns ein Zimmer mit Blick auf die Burg. Wir konnten vom warmen Zimmer zuschauen wie straff die Fahnen im Wind flatterten und es begann sogar zu regnen. Nach der Dusche und einem kleinen Nachmittagsschläfchen machten wir uns auf den Weg zur Attraktion Nummer zwei der Stadt. Es gibt da Ungarns zweitälteste Patisserie, welche in keinem Führer fehlt. Auch dieses Lokal fanden wir nicht auf Abhieb, denn der Eingang dazu ist recht unscheinbar. Erst als ich durch eines der Fenster zur Strasse schaute, sah ich, dass es sich um besagte Patisserie handelt. Die Einrichtung stammt aus der Biedermeierzeit. Torte sowie Kaffe waren dann auch wirklich fein und wir genossen die Atmosphäre, nicht nur weil es draussen so kalt war.
Gut gestärkt marschierten wir zurück zur Burg, um auch diese zu besuchen. Diese war einmal lange Zeit in den Händen der Türken. Die vielen Marterinstrumente zeigen, wie meistens an solchen Orten der Macht die Menschen äusserst einfallsreich sein können, andere zu quälen.
Auf dem Platz vor der Burg waren noch immer die Festivitäten des Marathons im Gange. Die Veranstalter taten mir leid, so einen kalten und windigen Tag für ihr Fest gewählt zu haben. Die Volkstanzgruppe in ihren farbenfrohen Kleidern hatten kaum Zuschauer. Zum Glück waren wir da und es gibt nun ein schönes Bild davon auf dem Internet.


Volkstanz
Und das ganze mit Live-Musik

Vor dem Essen genossen wir dann noch den Wellness im Hotel.
Ab neun Uhr abends kamen wir noch zum Gratiskonzert vom Festplatz. Das war dann allerdings eher für die Jungen gedacht.

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Sonntag, 08. Mai 2011
Gyula - Doboz - Vésztö - Füzesgyarmat, 60km

Das Wetter war nicht besonders einladend, darum zögerten wir die Weiterreise noch etwas hinaus. Doch dann schafften wir es ohne die Benützung des Regenschutzes.

FaehreKoeroes

Der nächste Höhepunkt unserer Reise war Hortobagy im gleichnamigen Nationalpark. Dies war für uns aber nicht in einer Etappe zu bewältigen. Wir wählten eine Route nordwärts auf weniger wichtigen Strassen. Etwas ausserhalb von Gyula, etwa 5 Kilometer Entfernung, lässt sich der Fluss Körös mittels einer Fähre überqueren. So konnten wir etwa 2 Kilometer einsparen. Die Fähre stand bereit, aber es war auf den ersten Blick niemand zu sehen. Wir wollten gerade umkehren, als die Frau des Fährmanns kam und uns zu verstehen gab, ihr Mann käme gleich. Wir konnten uns noch etwas umsehen. Es gibt da einen hübschen Strand und ein paar einfache Wochenendhäuschen.
Ich war erstaunt über die Breite des Flusses. Auf der Karte sieht er im Vergleich zur Theiss nach nichts aus. Erst beim Erarbeiten dieses Berichts habe ich dank Wikipedia erfahren, worum es sich bei diesem Fluss handelt. Denn gerade bei der Fähre sind zwei von Rumänien kommenden Quellflüsse vereinigt. Das sind die Feher-Körös mit einer Länge von 235 Kilometern und die Fekete-Körös mit einer Länge von 168 Kilometern. Weiter nordöstlich kommt dann noch die Sebes-Körös mit einer Länge von 209 Kilometern dazu. Dann geht es zusammen noch 91 Kilometer bis zur Theiss bei Csongrád. Kein Wunder kommt da ab und zu sehr viel Wasser zusammen. Man darf sich den Namen des Flusses Körös also ruhig einprägen.
Nach dem Übersetzen mit der Fähre befanden wir uns gleich in einer Art Ferienresort: Szanazug.

VelosWaschen1

Vor Doboz hat Hans eine Abzweigung zum Ortszentrum verpasst und so gelangten wir an Stelle der Verbindung nach Véstö in den Morast. Zu Beginn sah es noch passabel aus, doch dann war der befestigte Untergrund der Strasse unverhofft fertig. Bei Hans war der Abstand zwischen den Rädern und dem Schutzblech sofort ausgefüllt mit dieser klebrigen Masse, so dass er das Velo nicht mal mehr schieben konnte. Ich schaffte es noch bis zum ersten Haus an der Strasse. Beide versuchten wir mit Hilfe von Aststücken den gröbsten Morast herauszukratzen. Dann bemerkte ich, dass bei besagtem Haus zwei Lastwagen standen. Diese Leute konnten uns bestimmt helfen. Ich begann mich bemerkbar zu machen. Es gab da auch einen Kettenhund. Dieser half mir gar lautstark. Vater und Sohn des Anwesens kamen und sahen sich meine Bescherung an. Ich deutete ihnen, dass sie uns eventuell mit einem Gartenschlauch helfen konnten. Der Sohn konnte etwas Englisch. Der Vater steckte zwei Schläuche zusammen und Hans war inzwischen auch aufgetaucht. Wir entfernten das Gepäck und hatten etwa eine Stunde Arbeit, bis alles wieder flott war. Wir tauschten Adressen aus und bedankten uns höflich. Geld wollten die beiden nicht annehmen. Sie erklärten uns noch, wie wir am gescheitesten weiterfahren würden, um etwas Strecke einzusparen. Also liessen wir das Zentrum rechts liegen und somit auch die Möglichkeit eine Toilette zu finden. Ausserhalb des Ortes glaubten wir eine gute Gelegenheit für unser Bedürfnis gefunden zu haben. Und was passiert? Hans gerät nochmals in den Morast und muss nochmals Putzen. Der Ärger war kaum auszuhalten.
Und die Moral von der Geschichte? Der kürzere Weg ist oft nicht der schnellste.
In Szeghalom stellten wir sicher, dass wir im nächsten Ort sicher Unterkunft finden würden und pedalten noch bis Füzesgyarmat. Sozusagen alles auf perfektem Fahrradweg. Wir waren auch nicht die einzigen. Es genossen noch viele Leute den inzwischen freundlichen Sonntagnachmittag. Trotz all dem Ungemach unterwegs schafften wir es gegen 18 Uhr im Thermal Hydro-Hotel Gara einzuchecken, den Bademantel zu fassen und vor dem Nachtessen noch das Thermalbad zu geniessen. Das braune Wasser im Heilwasserbecken ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber vor Allem in Verbindung mit den Massagedüsen hat das echt gut getan. Es gibt eine lange Liste, wofür das Thermalwasser alles hilft.

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Montag, 09. Mai 2011
Füzesgyarmat - Püspökladány - Nádudvar - Hortobágy, 81km

FuezesgyarmatVeloweg

Eine Fahrt von ca. 80 Kilometern ohne sichere Unterkunft stand uns bevor und dies in Richtung Nordwest, genau in die Richtung von wo eben wieder der Wind kam. Da kam ich betreffend Gegenwind richtig ins Philosophieren. Ich gehe einmal davon aus, dass der Wind 360 Möglichkeiten hat, Radfahrer entweder zu plagen oder zu unterstützen. Man könnte glauben, dass man statistisch gesehen in mindestens einem Viertel der Fälle Rückenwind haben sollte - sofern er überhaupt weht. Doch dieser verflixte Wind stellt sich meistens entgegen der Fahrtrichtung ein. Ausserdem hat der Wind noch die Untugend, sich im Laufe des Tages Energie zu holen und zu verstärken. Erst wenn man dann müde am Nachtessen sitzt nimmt die Windstärke ab. Fast wie im Leben ist es nur selten, dass der Wind genau von hinten schiebt und dann nur ein paar Kilometer lang. Was soll's! Langsam zu reisen ist sowieso Philosophie für sich.

In den Dörfern und Städtchen spürt man den Wind etwas weniger. Da konnten wir im Zentrum von Nádudvar bei einer Konditorei mit Tischen und Stühlen im Freien an der Sonne zwei unserer Kleiderschichten ablegen. Unsere Muskeln brauchten Energienachschub. So staunte die Verkäuferin schon etwas als wir je zwei Stück Torte bestellten.
Lehmziegel

Die Häuser in den Dörfern gleichen sich meist alle sehr. Ab und zu gibt es welche mit klassizistischen Verzierungen. Zu deren Glanzzeiten sahen sie recht wohlhabend aus. Bei so einem alten unbewohnten Haus mit falschen Sockeln, Säulen und Kapitellen war der Verputz abgebröckelt. Was darunter sichtbar wird, erstaunt dann sehr. Das Haus war aus ungebrannten mit Stroh versetzten Lehmziegeln gebaut. Betreffend Isolation ist es vermutlich noch nicht einmal das Dümmste, aber ungeschützt wohl dem Zerfall geweiht.

In Hortobágy angelangt mussten wir feststellen, dass das Informationszentrum bereits um 16 Uhr geschlossen hatte. Die Crew war gerade am Wegfahren. Eine der jungen Damen erbarmte sich unser und öffnete das Büro nochmals kurz um uns einen Plan des Ortes und eine Empfehlung für eine Unterkunft zu geben. Sie war Deutsche und machte in Hortobágy ein Praktikum einschliesslich einer wissenschaftlichen Arbeit betreffend Pferdezucht. Sie erklärte uns den Weg zum berühmten Gestüt Máta und dessen Club Hotel.

Wir fuhren also über die berühmte Brücke von Hortobágy und gelangten zu einem überraschend grossen Hotelkomplex. Ein Hallenbad von der Grösse einer Reithalle erwartete unsere müden Glieder. Hans nützte auch die Sauna. Im Bad trafen wir zwar auch auf weitere Touristen. Doch beim Nachtessen waren wir wie oft um diese Jahreszeit beinahe die einzigen Gäste. Wir versuchten noch an Informationen der Sehenswürdigkeiten zu kommen und beschlossen am folgenden Tag gleich zu Beginn Öffnungszeit bei der Touristeninformation an ausführliche Infos zu gelangen.
Über die Öffnungszeiten des Informationscenters habe ich im Internet nur auf einer Website Angaben gefunden, dem Besucherzentrum.

Nützliche Links zu Hortobágy:

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Dienstag, 10. Mai 2011
Hortobágy - Kleiner Ausflug - Hortobágy, 20km

WollschweineUnser Start zum Tag im berühmten Nationalpark Hortobágy war ziemlich hektisch.
Um ja nichts zu verpassen waren wir bereits um sieben Uhr am noch nicht ganz bereiten Frühstücksbuffet. Darauf machten wir uns zu Fuss auf den Weg ins Besucherzentrum, das ab 8 Uhr geöffnet sein soll. Der vom Hotel empfohlene Fussweg dahin hatte es noch in sich. Die kleine Brücke über den Bach fanden wir. Doch vor dem zu überquerenden Bahndamm beim Bahnhof gibt es noch einen Altlauf des Baches. Wir mussten uns entscheiden, ob links oder rechts daran vorbei. Wir entschieden uns für rechts und kamen so auf die Perrons des Bahnhofes. Beim Bahnhofgebäude beginnt die Hauptstrasse Kossuth utca. In 5 Minuten ist man dann beim Besucherzentrum.
Das Besucherzentrum war tatsächlich schon offen und wir versuchten herauszufinden was wir alles anstellen konnten. Zum Zug nach Hortobágyi-Halastó waren wir bereits zu knapp dran. Zu schwierig, in kurzer Zeit auch noch ein Billet zu lösen. Eine Vorführung beim Gestüt Matá war auf als nächstes angesagt. Also spurteten wir auf dem uns inzwischen bekannten Pfad wieder zurück und fanden uns noch rechtzeitig ein um ein Ticket zu lösen und auf einem der von Pferden gezogenen Wagen Platz zu nehmen. Diese werden zwar als Kutschen angepriesen, sind aber einfache Wagen mit harten Sitzbänken. Die Fahrt über die Feldwege und teils unmittelbar über die Steppe ist nur geeignet für starke Rücken. Zum Glück konnten wir dank regelmässigem Rückentraining die den Ausflug in die Steppe geniessen. Auf jeden Fall hat sich das vorangegangene Gehetze gelohnt.
ZackelschafeDie ganze Sache ist wirklich interessant. Ein erster Halt war bei den Wollschweinen. Diese wissen, dass mit den Touristen auch das Futter kommt und präsentieren sich von ihrer schönsten Seite. Als Zugabe suhlten sie sich wie es sich für echte Schweine gehört im Schlamm. Die Frau, welche die Führung machte, wusste viel Wissenswertes zu erzählen und sie spricht gut deutsch. So werden diese Wollschweine mit den hübschen Locken auch als Fettschweine bezeichnet. Es handle sich um ein gutes Fett mit gutem Cholesterin. Und dies sei früher wichtig gewesen, um die hungrigen Soldaten zu ernähren. Weiter ging es zu den Zackelschafen mit ihren gedrehten Hörnern. Für mich sehen sie eher aus wie Ziegen. Auch dies offensichtlich eine spezielle Zucht.
WasserbueffelDie Wasserbüffel durften wir nur aus gebührender Distanz betrachten. Alle diese Tiere werden vor allem als Genbanken gezüchtet. Aber man spürt bei den Leuten hier die Liebe zu ihren Tieren und zur Natur. Sie dürfen auch wirklich stolz auf die Erhaltung dieses Weltkulturerbes sein. Die Graurinder mit ihren langen Hörnern sind echte Schönheiten und passen hervorragend in die pastellfarbene Landschaft. Betreffend der Pferdeherde erfuhren wir, dass es sich ausnahmslos um Stuten handelt. Die Hengste sind im Stall. Sie würden vermutlich zu viel Unruhe bringen. Zum Abschluss kamen wir nochmals in den Genuss einer Reitershow. Diese Csikósok hier tragen blaue Gewänder. Wir waren wieder absolut beeindruckt.
Zum Abschluss wurde noch ein Ochsenkarren, von vier Ochsen gezogen, vorgeführt. Es wurde uns erklärt, wie die Ochsen zu ihrer Fähigkeit, auf verbale Kommandos zu reagieren, herangezogen werden. Jeder Ochse hat seinen Namen und reagiert auch auf diesen. Vor dem Weggehen durften wir noch die Zuchthengste besuchen. Obwohl im Moment im Stall, hatten wir das Gefühl, alle Tiere werden optimal und tiergerecht gehalten.
Nun hatten wir noch den Nachmittag vor uns. Wir behändigten unsere Drahtesel und fuhren auf der N33 nach Hortobágyi-Halastó. Dort wollten wir mit der Schmalspurbahn zu den Fischteichen fahren. Aber da waren beim kleinen Bahnhof nur zwei junge Männer welche den Schlüssel zu den Toiletten hatten, falls jemand diese benützen wollte. Aus irgend einem Grund war keine Fahrt vorgesehen. Was es mit dieser Schmalspurbahn wirklich auf sich hat, erfuhr ich erst zu Hause beim Recherchieren - Google sei Dank!
RinderDie Fischzuchtbahn Hortobágy (Hortobágyi Halazdasági Vasút, Hortobágyi Kisvasút) wurde zur Bewirtschaftung der westlich des Ortes gelegenen Fischteiche gebaut und besass einen für diesen Zweck geeigneten Fahrpark. Von der weit verzweigten Strecke transportierten Dampf- und später Diesellokomotiven ihre Fracht zum Silo in Hortobágyi-Halastó, wo auch die Verladestelle zur Normalspurbahn bestand. Die Aufgaben der Bahn haben heute LKWs übernommen, auf der Hauptstrecke findet Ausflugsverkehr statt (http://760net.heimat.eu/hortobagy.html).
Wir schauten uns in der Siedlung noch etwas um und fanden einen Rückweg entlang der Teiche, der gerade noch fahrbar war. Unterwegs konnten wir noch einen Aussichtsturm besteigen und eine Idee von diesen Fischteichen bekommen. Es lohnt sich, diese Landschaft mit Google Earth zu betrachten.
Ein weiteres 'Must' in Hortobágy wäre der Wildtier-Zoo gewesen. Doch auch da hatten wir Pech. Dieser war gerade noch nicht geöffnet. Wir waren gut zwei Wochen zu früh da.
Also schauten wir uns nochmals im Besucherzentrum um. Das war auch lohnenswert. Aber um 16 Uhr machen sie dicht und wir zogen uns ins Hotel zurück, genossen nochmals das Bad und installierten uns zum kartenschreiben und die weitere Reise vorzubereiten. 

Ochsenwagen

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Mittwoch, 11. Mai 2011
Hortobágy - (auf der 33 direkt) - Debrecen, 44km

Bei wolkenlosem Himmel und touristenfreier Umgebung konnte ich noch Bilder von den Skulpturen an der Brücke machen.

HortobBrueckeSkulpt600

Nach den neuen persönlichen Erkenntnissen über die Puzsta machte ich unterwegs auch noch Bilder vom Steppengras und der Oberfläche des Bodens. An der Strasse gibt es einen Ausichtsturm von wo man einen guten Überblick auf die Steppe geniesst. Was so rötlich schimmert sind die blühenden Gräser. Wo die Grasnarbe zerstört ist, bleibt nur noch Sand.

 
Die Strasse Nr. 33 von Hortobágy nach Debrecen war mit dem Fahrrad gut zu befahren und vor Allem auch nicht verboten. Erst kurz vor der Stadt mussten wir ein kurzes Stück auf einen rauen Feldweg ausweichen. Da war ein Gelände mit Einkaufszentren im Bau und die Radfahrer in der Planung vermutlich vergessen gegangen. Dafür gibt es über eine längere Strecke besonders schöne Hecken entlang der Strasse. Die Bäume und Sträucher in unterschiedlichen Grüntönen und die Akazien waren in Blüte. Jedenfalls haben wir das Zentrum und damit die Tourinform gefunden. Im ersten Hotel unserer Wahl gab es leider keinen Platz mehr für uns. Der Besitzer gab uns einen Tipp für ein anderes, eben neu eröffnetes Hotel und da waren wir wiederum gut aufgehoben.
Hotel Óbester-Panzió an der Strasse Péterfia u 49
Es handle sich um das erste Husaren Hotel welches nach dem berühmten ungarischen Husaren Simonyi Óbester benannt sei. Im Eingangsbereich gibt es ein eindrückliches Wandgemälde dazu. Wir haben hier wenig Kenntnisse über Husaren, aber man kann sich ja über Wikipedia informieren.
Die Strasse Péterfia verbindet das Zentrum mit dem Vigadó Nagyerdei Park im Norden. Bei einem längeren Aufenthalt sollte man sich gleich zu Beginn eine Tageskarte der Strassenbahn besorgen. Eine Haltestelle gibt es gerade beim Hotel.
Wir richteten uns nach der Broschüre von der Tourinform und machten so einen ausgedehnten Stadtspaziergang.

Den berühmten Lyciumbaum haben wir erst auf dem Rückweg gefunden.
So steht es in der Broschüre:
Lyciumbaum
An der Ecke der Múzeum Straße 3
Der Teufelszwirnstrauch wächst überall im Lande. Er ist weder Baum, noch Gras. Das bis zum Baum ausgewachsene Lycium ist eine botanische Seltenheit.
Laut einer Anekdote diskutierten hier der Katholik Ambrosius und der Reformations-Pfarrer Bálint, der einen Lyciumzweigin der Hand hielt. „Aus den Lehren von Kálvin wird nie ein Galuben“, schrie Ambrosius, „so wie aus dem Lycium nie einBaum wird.“ – „Es wird doch ein Baum daraus!“, entgegnete der Pfarrer Bálint und steckte den Lyciumzweig in die Erde.
Aus dem kleinen Zweig wurde ein Baum, der das Wahrzeichen vom Reformierten Glauben ist. Der Lyciumbaum ist ca. 250 Jahre alt, und die Diskussionen waren vor 450 Jahren.

Und dies dürfte die Pflanze botanisch sein: Lyciumbaum
http://de.wikipedia.org/wiki/Gemeiner_Bocksdorn

DebrecenPhoenix200Einkäufe in einem fremden Land werden oft zu einem Erlebnis. Ich brauchte dringend einen besseren Sonnenschutz für meine Lippen. Also ging ich in die nächste Apotheke. Die Einrichtung erstaunte mich. Der wesentliche Teil der Apotheke ist hinter Sicherheitsglas mit kleiner Öffnung zur Kundschaft. Ich musste mich noch etwas gedulden. Doch dann nahm sich der Apotheker Zeit das passende Produkt zu finden und freute sich, mit einer Schweizertouristin über das Woher und Wohin zu plaudern. Der Lippenstift erwies sich als sehr gut.

Zum Abschluss wanderten wir zum Vigadó Nagyerdei Park im Norden. Das war dann doch eine längere Strecke. Ich meine, es lohnte sich, weil man da auch noch etwas mehr von der Stadt als Kulturdenkmäler sehen kann. Bei einem Eis im Parkcafé liessen wir es uns gut gehen und fuhren dann mit der Strassenbahn zurück.
Mit der Strassenbahn geht das so:
Man hält Kleingeld bereit. Als Tourist kann man beim Tramführer bezahlen. In unserem Fall kostete das 350 Forint pro Person. Auf dem Stadtplan kann man an den Punkten erkennen, wo es Haltestellen gibt.

Ich kam zum Schluss, dass es sich in Debrecen sehr gut leben lässt.

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Donnerstag, 12. Mai 2011
Debrecen - auf der 471 direkt über Nyírbator nach - Mátészalka, 76km

Diese Etappe war eine Transfer-Strecke. Wir brauchten die Nr. 471 nie zu verlassen. Viel Landwirtschaft. Manchmal fragte ich mich, wer das alles essen soll, was da produziert wird. Aber gewiss wird auch viel Viehfutter produziert um den Fleischkonsum zu garantieren. Viele Ortschaften beginnen in dieser Gegend mit Nyir. Darum habe ich mich schlau gemacht. Ich bin auch fündig geworden, aber habe dazu keine vernünftige Webadresse gefunden.

Nyir (magyar. Nyirség, spr. njīr-schēg), großes, kahles Sandgebiet im ungar. Komitat Szabolcs, umfaßt 4800 qkm und erstreckt sich östlich bis an den Krasznafluß im Komitat Szatmár. Das Gebiet enthält außer zahlreichen schilfbewachsenen Sümpfen auch vier Natronteiche, deren größter der Natronsee Sóstó (spr. schōschtō) bei Nyiregyháza ist. Im Nyirgebiet, dessen Bevölkerung neben der Salpeterproduktion auch Korbflechterei betreibt, gedeihen Korn, Mais, Tabak, ausgezeichnete Melonen und Kartoffeln, stellenweise auch Wein und Obst. Die N. wird so nach den einst hier vorhandenen Birkenwaldungen (nyir, Birke) benannt. Hauptort ist Nyiregyháza (s. d.).

In Mátészalka endet die Landstrasse 471. Berühmtester „Sohn“ der Stadt ist laut Wikipedia Filmstar Tony Curtis, der zwar selbst in New York geboren wurde, dessen Eltern jedoch aus Mátészalka stammen. Curtis besuchte bis zu seinem Tod die Heimatstadt seiner Eltern regelmäßig.
Nach einer kleineren, unfreiwilligen Rundfahrt fanden wir Unterkunft im Ramszesz Hotel. Es scheint sich um einen Familienbetrieb zu handeln und hatte wohl schon bessere zeiten gesehen.. Im ersten Stock befindet sich das Restaurant. Wir litten keinen Mangel und die junge Dame am Empfang war in jeder Beziehung hilfreich. Dank ihr fanden wir auch gleich eine Bar mit Internetzugang. Aber auf unsere E-Mails kamen wir trotzdem nicht. Der Sicherheitsstandart ist meist so hoch eingestellt, dass keine Interaktivität möglich ist.
Hans erkundigte sich noch nach Unterkünften, welche sicher in Betrieb waren. Das brauchte halt das eine oder andere Telefonat. Auf einem Notizzettel hatten wir nun eine sichere Adresse.

 

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Freitag, 13. Mai 2011
Mátészalka - Fehérgyarmat - Tiszabecs - Szatmárcseke, 71km

Das wurde unser erster Tag in kurzen Hosen und Ohne Gegenwind.
Im Morgenlicht hielt ich noch den Brunnen der sieben Stammesfürsten fotografisch fest.
http://www.ungarische-sprache.de/ungarisch/woher.html
Unser Ziel: Tiszabecs wo die Theiss von Rumänien nach Ungarn fliesst. Wir fanden dann aber, dass sich das befahren dieser Ecke nicht besonders lohnte. Der Fluss mäandert so stark, dass wir ihn vom Damm aus wohl kaum sehen konnten. Wir steuerten darum gleich flussabwärts den Teil des Dammes an wo mit guten Radweg zu rechnen war. Somit begann der zweite Teil unserer Reise, in der die Theiss die Hauptrolle spielte. Mit den vielen Kurven kamen die 71 Kilometer bis Szatmárcseke zusammen. Hier braute sich ein Gewitter zusammen und wir entschieden uns die Unterkunft zu nützen, die wir am Vorabend sicherstellen liessen. Kaum waren die Velos unter Dach, legte das Gewitter los.
Szatmár Fogadó, Szatmárcseke, Petöfi street 7
http://www.szatmarfogado.hu/
Ohne die Adresse wären wir nicht auf die Idee gekommen, dass es sich um eine passable Unterkunft gehandelt hätte. Darum sollte man eben wissen, was Fogadó bedeutet. Es ist ein anderes Wort für vendéglő und bedeutet so viel wie im Englisch hostel, hostelry, inn oder rest-house. Alles klar?
Nach der Dusche und einem Kaffee war der Regen Geschichte und wir konnten den aussergewöhnlichen Friedhof besuchen. Dafür ist Szatmárcseke berühmt. Die Grabhölzer weisen alle die Form eines Bootes auf. Irgendwo hatte ich gelesen, das sei so, weil dieser Volksstamm früher die Verstorbenen dem Fluss übergeben hätten.


Die Unterkunft entpuppte sich als eine Art Geheimtipp. Der Besitzer pflegt aktiv die original einheimische Küche und hält auch Vorträge dazu. An diesem Abend war eine Gruppe interessierter Leute aus der Touristikbranche da. Wir waren einverstanden, der Einfachheit halber, das gleiche Menu zu geniessen. Und es war ein Genuss!!! Zum Aperò gab's schon mal einen Pflaumenschnaps. Die Suppe war eine Art Tortellini in brodo. Der Hauptgang gebratene Kartoffeln bedeckt mit zwei Schnitzeln mit einer feinen Füllung. Das Ganze umgeben von einer würzigen Paprikasauce. Besonders hübsch angerichtet mit Garnituren aus Gurken und Tomaten. Grundsätzlich wird in Ungarn so angerichtet. Aber der Geschmack der Speisen war wirklich erwähnenswert gut.
Vom Vortrag haben wir zwar kein Wort verstanden, aber die Anwesenden schienen sehr interessiert und haben auch häufig gelacht. Also muss der Vortrag auch amüsant gewesen sein.
Der Sohn des Besitzers erklärte uns später in Englisch, dass die Gruppe aus einer anderen ungarischen Gegend gekommen sei, um sich mit den lokalen kulturellen und kulinarischen Gepflogenheiten bekannt zu machen. Ausserdem klärte er uns auf, warum solche Übernachtungsmöglichkeiten meist nicht besser gekennzeichnet seien. Es gehe darum, die ansässige Bevölkerung nicht eifersüchtig oder neidisch zu machen und nicht zu sehr in Konkurrenz zu den kleinen Schenken zu gehen.
Vor dem Schlafengehen mussten wir noch entscheiden, ob wir ein traditionelles oder ein Touristenfrühstück wollten. Natürlich entschieden wir uns für das traditionelle.

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Samstag, 14. Mai 2011
Szatmárcseke - Olcsva - Vásárosnamény - Arayosápaty - Kisvárda - Dombrád, 79km

Das Frühstück, eigenhändig vom Besitzer zubereitet, war dann eine positive Überraschung. Es kamen nur Speisen aus der Umgebung auf den Tisch. Natürlich das obligate Rührei. In einer Schale war offene gelbe Butter, und dazu drei verschieden Sorten hausgemachte Marmelade. Die eine Marmelade war vermutlich aus Hagebutten. Eine weitere war beinahe schwarz mit einem unverwechselbaren Geschmack. Natürlich durfte Akazienhonig nicht fehlen. Ich sprach den Wirt auf die schwarze Marmelade an. Das war ein Volltreffer. Diese schwarze Zwetschgenmarmelade ist eine Spezialität der Region. Der Wirt zeigte uns das Modell einer Vorrichtung zum Marmelade einkochen. Es handelt sich um einen mit Lehm gemauerten Ofen worauf ein besonderer Kessel kommt welcher mit einer Rührvorrichtung versehen ist. So kann die Marmelade während des langen Einkochens bequem sitzend gerührt werden. Die Marmelade wird ohne Zugabe von Zucker hergestellt. Sie wird jedoch so lange gekocht und gerührt, dass sie trotzdem haltbar wird. Hier wird jeweils im August anlässlich des Szatmárer Festivals ein Zwetschgen-Kochwettbewerb veranstaltet. Dabei werden die Zwetschgen 9-24 Stunden gekocht. Die Bilder lassen sich vergrössern.


Zurück zu unserem Frühstück. Als Getränk gab es Früchtetee. Ziemlich sicher waren auch da Hagebutten beteiligt. Ich muss zugeben, ich habe noch nie einen so guten Früchtetee getrunken. Dabei erinnerte ich mich, dass ich in einem Rezept für Hagebuttentee mal gelesen habe, dass man den Tee am Abend zubereiten sollte und über Nacht mit den Früchten stehen lassen. Dies sind wohl Kenntnisse, die dieser Wirt nicht in Vergessenheit geraten lassen will. Ich jedenfalls werde mich noch oft an dieses Frühstück erinnern.

Bei der Wegfahrt trafen gerade noch Verwandte der Besitzer ein, welche sich Gartenwerkzeug holten, um Arbeiten im Friedhof zu machen. Wir hatten die Sonne im Rücken, was die Landschaft mit Feldern und Auenwäldern besonders schön erscheinen liess. Die Nebenstrasse welche wir fuhren hatte einen guten, feinen Belag. Es ist hier oft so, dass die Nebenstrassen den besseren Belag aufweisen als die Hauptstrassen, denn letztere werden meist von viel zu schweren Fahrzeugen malträtiert.
Ich mag es besonders, eine Fähre zu benützen. Diesmal setzten wir über den Fluss Szamos, ein von Rumänien kommender Seitenfluss der Theiss. Unten die Bilder von der Fähre bei Olcsvaapáti. Sie lassen sich vergrössern.

Zur Preisliste: Kerékpár= Fahrrad, 100 Forinth entsprachen etwa SFR -.50

Gegen halb fünf kamen wir im Dorf Dombrád an, wo wir übernachten wollten. Am Eingang des Dorfes sah ich eine Pension mit Restaurant. Wir hätten aber lieber eine Unterkunft im Zentrum gehabt. Aber da war nichts. Also mussten wir wieder zurück. Wir bekamen ein einfaches Zimmer und ein einfaches Nachtessen und zu unserer Überraschung war kein Frühstück vorgesehen. Wir liessen uns vom übriggebliebenen Brot zwei Sandwiches machen. Getränke hatten wir ja selber. Beim Bezahlen signalisierte der Kellner kein Wechselgeld zu haben. Wir blieben aber fest und dann konnte er doch 8000 Forint auf eine 20'000er-Note herausgeben.

In der Tiefebene findet man nur selten Höhenangaben. Von Dombrád habe ich eine Angabe gefunden - 103 Meter über Meer.

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Sonntag, 15. Mai 2011
Dombrád - Kistiszahát - Tiszabercel - Rakamaz - Tokaj, 51km

Kurz nach 7 Uhr waren wir bereit für unsere Sandwiches und tranken etwas von unseren Fruchtsäften. Auf diese Weise kamen wir zeitig auf den Weg. Auf einer eben gemähten Wiese suchten sich selbst die Störche noch ihre Leckerbissen zum Frühstück.
Nach etwa 6 Kilometer ruhiger Landstrasse nützten wir eine Auffahrt auf den Damm der Theiss und fuhren so in einen beschaulichen Morgen. Es gibt da zwei Radwege auf den Dämmen. Wir entschieden uns für den linksseitigen Damm in der Hoffnungöfters nahe am Fluss zu fahren. Das war aber ein Trugschluss. Trotzdem genossen wir die 9 Kilometer auf dem Wiesendamm. Auf der rechten Seite Auenwälder und Altläufe, auf der linken Seite grosse Felder und kleine Wäldchen. Die Auenwälder sind um diese Jahreszeit besonders schön. Es sind die verschiedenen Grüntöne und unterschiedlichen Wuchsformen welche die Attraktion ausmachen. Der Damm war noch längst nicht überall gemäht und die Vielfalt der Gräser begeisterte mich und ich machte Fotos aus diversen Blickwinkeln. Die Gräser waren in voller Blüte - nichts für Graspollenallergiker!
Die Namen für die beiden Blütenpflanzen auf den Bildern unten habe ich erst zu Hause herausgefunden. Es handelt sich um den Steppensalbei und die Osterluzei. Die Bilder lassen sich vergrössern.


Nach 9 Kilometer Wiesendamm folgten ein paar Kilometer geteerter Fahrradweg um dann wieder in einen allerdings gut befahrbaren Kiesweg zu enden. Wir trafen noch auf einen Campingplatz mit Theissdammanstoss, wo wir noch zu einem anständigen Cappuccino kamen. Um halb Eins erreichten wir Tokaj. Wir hielten uns rechts nach der Brücke und checkten gleich im erstbesten grösseren Hotel ein, machten uns auf in die Touristeninformation und organisierten uns. Ich fürchte, wir hatten nach ein paar Tagen ohne Kleiderwäsche nicht besonders gut geduftet. Jedenfalls öffnete die Dame nach unserem Besuch gleich das Fenster. Doch nach der Dusche und in den 'Ausgehkleidern' konnten wir uns getrost wieder unter die Leute mischen.
Unser erster Besuch galt dem örtlichen Museum. Schräg gegenüber befindet sich der berühmte Rákóczi Weinkeller. Wir erkundigten uns nach einer Führung. Diese war sofort möglich und so kamen wir zu einer Führung und Degustation ganz für uns. Da bezahlt man ca. SFR 25.-- und bekommt ausführliche Erklärungen über die Produktionsweisen des Tokajers und man kann auch gleich probieren. In diesem Basic-Programm kostet man 6 Weine. Die junge Frau, die uns im Rittersaal in die Tokajer Weine einführte, sprach sehr gut englisch. Sie wollte von uns wissen, wie wir den Wein empfanden und zu welcher Gelegenheit wir den jeweiligen Wein trinken würden. Diese meist süssen Weine sind für uns Schweizer irgendwie gewöhnungsbedürftig. Man trinkt den Tokajer ja auch nicht zum Essen, sondern zu einer besonderen Gelegenheit. Ich jedenfalls kann mir vorstellen, mit einem Tokajerwein auf etwas echt Aussergewöhnliches anzustossen. Wir finden, es war das Geld wert. (Jetzt im November, da ich den Bericht für den 15. Mai schreibe, dürften noch die letzten Tokajerweinbeeren dieses Sommers geerntet werden.)
Wir schauten uns noch etwas im neueren Teil von Tokaj um und kamen auf die Idee, am folgenden Tag einen Ausflug mit dem Schiff zu unternehmen. Dieses führt die Touristen flussaufwärts auf dem Fluss Badrog, welcher bei Tokaj in die Theiss mündet. Der Fluss Bodrog bezieht sein Wasser aus der Slowakei und der Ukraine und ist bei Tokaj schon halb so breit wie die Theiss. Wir liessen im Hotel für uns Platz reservieren und genossen noch etwas den Ruhetag mit nur 51 Kilometern.

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Montag, 16. Mai 2011
Tokaj - Besichtigung und Schifffahrt - Tokay

Es regnete. Zum Glück brauchten wir nicht weiterzufahren. Wir erstanden in der Nähe weitere Postkarten, schrieben an unsere Lieben zu Hause und studierten die Landkarte betreffend des weiteren Routenverlaufs. Auf dem persönlichen Laptop des Angestellten an der Rezeption versuchte ich mal an unsere E-Mails zu gelangen. Leider ohne Erfolg. Zur gefragten Zeit machten wir uns mit Schirm und Regenschutz versehen auf zum Schiffsteg wo zwar ein Schiff war, aber keine Menschenseele darauf. Alles Fahrplan studieren half nichts. Wir erkundigten uns im nahen Restaurant. Da bekamen wir die Auskunft, das Schiff sei defekt. Aber wir hatten doch eine Buchung. Mich nervte das und wir gingen zur Touristeninformation, weil ich mich beschweren wollte. Die Dame dort, konnte das auch nicht verstehen und telefonierte herum. Es stellte sich heraus, dass eine grössere Gruppe erwartet wurde, dies aber eine Stunde Verspätung hatte, und das Schiff gleich dort sein würde.

Mit noch etwas weiterer Verspätung kam dann ein anderes Schiff und es konnte losgehen. Dieses andere Schiff schien aber eine wirkliche Notlösung gewesen zu sein. Alle Stühle waren hochgestuhlt und es war nicht geputzt. Kann ja passieren. Es kam mir erst hinterher in den Sinn, dass unter ähnlichen Bedingungen schon Schiffe gesunken sind. Wenigstens waren wir nicht zu viele Passagiere. Die Fahrt verläuft auf dem Zufluss zur Theiss mit dem Namen Bodros. Der Bodros kommt aus dem ostslowakischen Tiefland. Wir kamen am Tokajer Flusshafen und der Werft vorbei und fuhren einige Mäander, so dass man bei dem trüben Wetter leicht die Orientierung verlieren konnte. Ab und zu konnten wir einen Blick auf die Rebberge erhaschen.
Auf dem Schiff gab es weder zu trinken noch etwas zu essen. Also gönnten wir uns anschliessend in einem der Restaurants in Tokaj noch einen feinen ungarischen Dessert, Somlòi galuska oder Somlauer Nockerl. Dieser Dessert dürfte in Ungarn etwa denselben Stellenwert wie bei uns Tiramisu haben.
Zurück beim Hotel pflegte Hans noch die Velos. Ketten reinigen und schmieren und was sonst noch so dazu gehört. Ich machte etwas Kleinwäsche. Im Wissen, dass an den kommenden Tagen Steigungen auf uns warteten, schnitt ich aus den schönen Infobroschüren das heraus, was ich unbedingt nach Hause nehmen wollte. Das tat zwar etwas weh, aber ich hatte nachher ungefähr 1 Kilogramm weniger Papier im Gepäck.
Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne lachte gar wieder.

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Dienstag, 17. Mai 2011
Tokaj - Taktaharkány - Gesztely - Miskolc, 67km, 81HM

Als ich um 5 Uhr erwachte ging gerade die Sonne blutrot auf und spiegelte sich in der Theiss. Es hatte zwar noch ein paar Wolken, aber es kündigte sich ein schöner Tag an. Um 8 Uhr konnten wir starten und genossen über ein paar Kilometer Rückenwind. Mit Tokaj verliessen wir für ein paar Tage die Theiss. Bei schönstem Sonnenschein öffnete sich die Aussicht auf die Rebberge zwischen Tokaj und Tarcal. Tarcal, der Ort der Küfer, gefiel mir eher besser als Tokaj.

KahlkopfTokaj

Hier verliessen wir die markierte Veloroute , um über Prügy nach Taktaharkány zu gelangen. Hans hatte sich schwach befahrenen Nebenstrassen ausgesucht. Bis auf eine Ausnahme waren sie alle mit gutem Belag. Bei Taktaharkány mussten wir den Weg über die Bahn extrem suchen. Die Karte stimmt da nicht mehr mit den Begebenheiten überein. Die einheimischen Leute kümmert es wenig, dass man jetzt einen Umweg machen sollte. Sie queren die Geleise mit Velos undtragen die Kinderwagen weiterhin dort über die Geleise, wo es auf der Karte eingezeichnet ist, direkt beim Bahnhof. Unsere Velos mit dem ganzen Gepäck waren zu schwer zu tragen. Also machten wir den Umweg. Nach 6 Kilometern querten wir die Strasse Nr. 37 um weiter auf einer Nebenstrasse nach Miskolc zu gelangen. Bis Felsözsolca schafften wir es auf Nebenstrassen. Aber dann wurde es stressig. Auf der N3, die von der Slowakei nach Budapest führt, fuhren wir trotz Verbot für Radfahrer bis praktisch ins Zentrum von Miskolc. Ein Polizeiauto, das uns überholte, nahm keine Notiz von uns. Schliesslich fanden wir eine Tafel, die zur Tourinform führt. Sobald man im Besitze eines Stadtplanes ist, ist man gewissermassen gerettet.
Wir entschieden uns für das Pannonia Hotel Miskolc. Es liegt wirklich im Zentrum der Stadt und deckt alles ab, was wir brauchten.
http://www.budapesthotels-budapesthotelbooking.com/hotel-pannonia-miskolc-ungarn/index.DE.html
Hotelbezug - Katzenwäsche und nichts wie los auf den Stadtrundgang. Die Unterlagen dazu erhielten wir in Deutsch, Englisch und Französisch. Besonders die französische Broschüre erzählt von ein paar besonderen Begebenheiten. Erst nachdem wir diese studiert hatten, wussten wir, was es mit der Brücke der Liebe auf sich hat.

Durch die schöne Stadt fahren zwei Strassenbahnen. Wir stiegen sogar auf den Hausberg, den auf dem Avas-Berg, und wurden durch eine schöne Aussicht auf die verzettelte Stadt und in die Berge belohnt. Eben, die Berge, derentwegen ich mein Gepäck erleichterte. Man wird halt nicht jünger.

PanMiskolcUngarn

Miskolc
Mit Sicherheit haben wir etwas Besonderes verpasst, was ich erst zu Hause beim Schreiben und Googeln entdeckt habe:
Das Höhlenbad von Miskolc-Tapolca - wo man in der Badehose die Unterwelt betritt.
Aber man kann ja nicht alles.

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Mittwoch, 18. Mai 2011
Miskolc - Hámor - Lillafüred, 20km, 251HM

Nach einem Frühstück mit ungebackenen Frischbackbrötchen machten wir uns auf den Weg zu dieser Kurzetappe.
Die Ausfahrt aus der Stadt war etwas schwierig, weil das Trassee der Strassenbahn erneuert wurde. Doch wo ein Wille ist - ist ein Weg. 9 Kilometer ausserhalb des Stadtzentrums wartete eine besondere Sehenswürdigkeit auf uns. Das Kastell von Diósgör gehört noch zu den Attraktionen der Stadt Miskolc.

Die Burg ist für die Ungaren wichtig. Sie wird auf der 200 Forint Banknote abgebildet.
Da ich selber nicht mehr im Besitze einer Forintnote war, erlaubte ich mir ausnahmsweise, diese aus dem Internet zu kopieren.

Forint200BurgDiosgoer

Die Banknote ist noch im Umlauf, wird aber seit dem 16. November 2009 nicht mehr ausgegeben. Sie wurde durch eine Münze ersetzt.
Die Organisation am Eingang war allerdings für Fahrradreisende etwas seltsam. Die Leute am Portal waren damit etwas überfordert. Schliesslich fanden wir uns zurecht, konnten unser Gepäck im Haus, wo sich die Kasse befindet deponieren und bekamen dann sogar für uns zwei eine eigene Führerin. Diese war wirklich kompetent. In den damaligen Räumen seitlich des Aufgangs zur Burg gibt es sehr gute Szenen mit Wachsfiguren. Historisch gesehen sind diejenigen in den oberen Räumen die eindrücklichsten.

Historisch: Der Frieden von Turin wurde im Jahr 1381 in der Burg Diósgyőr abgeschlossen. In diesem Friedensvertrag wurde die Stadt Venedig gezwungen, die Flagge der Dynastie von Anjou jeden Sonntag auf dem Markusplatz zu hissen. Im nordöstlichen Turm der Burg befindet sich eine Wachsfiguren-Darstellung Ludwigs I. und des venezianischen Gesandten.
Nach der interessanten Führung konnten wir noch selbständig den Turm besichtigen. Auch da gibt es sehr gute Erläuterungen zur Burg und den damaligen Verhältnissen. Wer nur etwas geschichtlich interessiert ist, darf den Besuch keinesfalls verpassen.

Unser nächstes Ziel, Lillafüred im Bükkpark, war nur noch einen Katzensprung und 200 Höhenmeter entfernt. Das ist sozusagen der Eingang in die endlosen Wälder des Bück Nationalparks. Da gibt es schon mal zwei Tropfsteinhöhlen zu besuchen. Die Wahl, welche von beide wurde uns abgenommen. Nur die Szent-István-Höhle war offen. Diese konnten wir mit einer Führung für eine Schulklasse um 12 Uhr besuchen.
Felsen bei LillafueredWir suchten noch eine Wanderkarte, wurden aber nicht fündig. Die Wanderwege seien gut ausgeschildert, und so verbrachten wir den Nachmittag einmal ohne Pedalen unter den Füssen. Auch da gibt es immer wieder Plätze mit spannenden Tafeln mit Informationen. Wir wanderten bis knapp unter die weissen Felsen.
Eine andere gigantische Attraktion von Lillafüred sei der „Schleierwasserfall“ im Tal des Baches Szalajka. Bei unserem Besuch war Wasser allerdings Mangelware. Das kann's geben. Darum habe ich auch kein eigenes Bild davon.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Lillafüred stellt das alte Schlosshotel Pallavicini dar. Nach wie vor beeindruckt die gewaltige Schlossfassade, die im Renaissancestil erbaut wurde. Zum Schlosshotel gehört ein grosser öffentlicher Park, der zum Flanieren einlädt. Eigentlich ist Lillafüred auch noch ein Stadtteil von Miskolc und man kommt von Miskolc mit einem Nostalgiezug hin.
Wir nahmen Quartier in einem kleineren Hotel, dem Hotel Tókert, und genossen abends das Nachtessen auf dessen Terrasse mit Aussicht auf den Hámori- See.

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Donnerstag, 19. Mai 2011
Lillafüred - Bück Park - Eger, 50km, 475HM

Lillafured

Der Anstieg um nur etwa 450 Höhenmeter war angenehm. Es ist, von Lillafüred kommend, ein enges Tal mit interessant geformten Kalkfelsen auf der rechten Seite. Nachdem wir die Höhe erreicht hatten war es mit Felsen vorbei. Leider verpasste ich es rechtzeitig ein gutes Erinnerungsfoto zu machen. Irgendwie wollte ich den guten Tretrhythmus nicht brechen. Nach all den vielen Jahren Fahrradreisen befinden sich in meinem Kopf einige gute, aber verpasste Fotografien. Dafür müsste ich eigentlich noch einen Namen erfinden. 'Verpassgrafien' oder so.
Der Belag der Strasse ist sehr gut und um diese Jahreszeit hatte es kaum Verkehr. Unterwegs machten wir noch einen Halt bei einem historischen Kalkbrennofen. Wir lasen die Informationstafeln sorgfältig, denn sie sind es wert. Es gibt einen Eindruck, wie beschwerlich das Leben früher einmal war, aber auch wie wichtig gebrannter Kalk und damit diese Arbeiten waren. Die Erklärungen sind meistens in Ungarisch und Englisch.
Nach einer kleinen Gegensteigung kamen wir in den Genuss einer sensationell langen Abfahrt nach Eger. Wir wussten, wir waren da. Wir sahen diverse Kirchtürme, aber den Weg ins Zentrum fanden wir schlecht. Kein Wunder. Im Nachhinein erfuhr ich, dass die Stadt aus zwanzig Stadtteilen besteht. Nachdem wir dann unsere Drahtesel durch die Fussgängerzone geschoben hatten und auch im Besitz eines Stadtplanes waren, fanden wir das hübsche kleinere Hotel OFFI HÁZ nahe der Burgruine Eger. Das Haus ist historisch, ca. 300 Jahre alt und wir bekamen ein Zimmer mit der Aussicht auf den grossen Platz. Dann machten wir uns auf den Weg zur Burg. Wir erlebten sie jedoch als Flop. Was interessant gewesen wäre konnte man nur in Gruppen besuchen, aber es war keine da der wir uns anschliessen konnten. Also blieben uns die Gemäldegalerie, das Burggelände mit der Aussenmauer und die schöne Aussicht von da. Man sieht nicht nur Kirchtürme. Ganz in der Nähe hat es sogar ein Minarett. Es ist Europas nördlichstes Bauwerk aus der Türkenzeit. 97 Wendeltreppenstufen führen hinauf.
Grundsätzlich wäre Eger einen längeren Besuch wert. Es gäbe in der Umgebung noch so einiges. So zum Beispiel Egerszalók mit seinem Salzberg und der Möglichkeit in der Mitte eines Waldes zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Thermalbad zu nehmen.
Wir aber erstanden noch ein paar schöne zusätzliche Ansichtskarten und schrieben an unsere Freunde, wie gut es uns doch ging. Das Nachtessen konnten wir draussen in sommerlicher Atmosphäre mit Musik von einer Zweimannkapelle geniessen.
www.offihaz.hu Leider nur in Ungarisch.

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Freitag, 20. Mai 2011
Eger - Verpelet - Abasár - Gyöngyös - Mátrafüred, 61km, 770HM

Wir entschieden, das Wichtigste von Eger gesehen zu haben. Auch wenn vier Wochen Reisen für die einen lang erscheint, man muss sich trotzdem beschränken. Und wir wollten am nächsten Etappenort Gyöngyös noch mit der Schmalspurbahn nach Mátrafüred ins Matragebirge fahren.
Am Südfuss dieses Gebirges war nun der Sommer angekommen und wir konnten das Frühstück zwar erst um acht Uhr, dafür draussen an der Sonne essen. Die späte Abfahrt hat sich dann etwas gerächt. Das war dann die heisseste Etappe der ganzen Reise.
Über unzählige sanfte Ausläufer der Berge, durch Rebberge, entlang Hecken mit blühenden wilden Rosen, Akazien und Holunder und 30 Grad im Schatten, aber gänzlich ohne Schatten kam ich an diesem Tag etwas an meine Grenzen. Trotzdem wollte ich diese Etappe nicht missen. Rechts die Berge, für uns eher Hügel, links oft den Ausblick in die fast unendliche Ebene und der betörende Duft der Blüten. Dafür muss man halt etwas leiden. Das Brachland ist praktisch vollends mit wilden Rosen überwachsen. Ich kann mir vorstellen, dass da im Herbst viele Hagebutten gesammelt werden. Und wo es hinauf geht, gibt es ja auch immer wieder eine kleine Abfahrt.

VorGyoengyoesMatra
Einzig die letzte Abfahrt nach Gyöngyös war eine mittlere Katastrophe. Wegen des Fahrverbotes auf der N3 und deren Schwerverkehr nahmen wir als Alternative die alte, parallel dazu verlaufende Strasse rechts davon. Diese war nicht wirklich fahrbar. Wir mussten gar ab und zu mit angezogenen Bremsen schieben. In Gyöngyös angekommen versuchten wir uns mit Hilfe der Touristeninformation nahe der Bahnstation für die Schmalspurbahn zu organisieren. Da hätten wir aber erst einen Tag später Unterkunft gefunden. Also gingen wir davon aus, dass es im berühmten Mátrafüred schon freie Zimmer in Hotels hätte schwangen wir uns nochmals auf unsere Velos. Ich war echt müde und schaffte die sechs Kilometer bergan gerade noch mit Hilfe einiger Verschnaufpausen.
Doch in Mátrafüred begann das Elend mit der Zimmersuche aufs neue. Entweder waren die Hotels geschlossen, noch nicht offen oder ungeeignet, da sie kein Essen servierten. Nach langem Hin und Her kamen wir im Hotel Ezüst Horgony unter(http://hotelezusthorgony.hu/). Das haus ist eigentlich gross und sieht noch einladend aus, doch die Velos mussten beim Autoparkplatz bleiben. Die Leute sprachen kaum eine Fremdsprache. Es war eine Gruppe einquartiert, wir mussten aber in einem anderen Restaurant zum Essen gehen und erhielten so etwas wie eine Abstellkammer. Aber es war ein Dach über dem Kopf. Der Fussweg zum Restaurant ging durch ein kleines Wäldchen. Wir waren die einzigen Gäste, die Auswahl sehr beschränkt.
Was im Reiseführer so verlockend aussah, war diesmal ein echter Flop.

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Samstag, 21. Mai 2011
Mátrafüred - Zurück nach - Gyöngyös, 8km

Als wir kurz nach acht Uhr in unserer Fahrradbekleidung zum Frühstück eintrafen, lagen unsere Sandwiches bei der Bar bereit. Die Bedienung schloss die Tür zum Saal, wo die Gruppe bei einem edleren Frühstück sass. Es war ihr wohl nicht recht, dass die anderen Gäste merkten, mit welchen Verständigungsschwierigkeiten sie zu kämpfen hatte. Dann packten wir gemütlich und fuhren die 8 Kilometer nach Gyöngyös zurück.
Wir machten uns bemerkbar im Vincéller Panzió, dem Hotel, das am Abend zuvor ausgebucht war und bekamen das einzige inzwischen frei gewordene Zimmer. Dieses war zwar auch klein, aber gut und zweckmässig eingerichtet. Nun konnten wir uns an das vorgesehene Programm machen.

Vorrang hatte das klassizistische Schloss Orczy mit dem Mátra Museum. Dieses ist einerseits als Schloss und Jagdmuseum besuchenswert, macht aber vor Allem mit den Pflanzen, Tieren und der Geologie des Mátra- und Bükkgebirges bekannt . Es ist eine der bedeutendsten naturwissenschaftlichen Sammlungen des Landes und zeigt sehr schöne naturnahe Darstellungen von Lebensgemeinschaften in der Natur. Ein berühmtes Ausstellungsstück im Museum ist das vollkommene Skelett eines jungen Mammuts. Man kann einiges erfahren über Moose und Flechten. Besonders gefallen hat mir die Ausstellung mit den Mineralien aus der Gegend.
Die beim Eingang zum Museum ausgestellten Holzopale kommen aus den Hügeln des Bükk und haben ein Alter von ca. 10 Millionen Jahren.
Bei Holzopal handelt es sich um fossiles Holz, das aus Opal besteht. Bekannte Fundorte sind eben Ungarn, Australien (White Cliffs, Lightning Ridge, Queensland) und Nevada (USA). Vieles, aber nicht alles ist in Englisch angeschrieben. Die Bilder lassen sich vergrössern.

Nicht weit vom Museum befindet sich der kleine Bahnhof zur Waldbahn Gyöngyös. Diese Schmalspurbahn wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eigentlich einmal für den Holz- und Steintransport erbaut. Heute erfreutsie die Touristen. Die Personenzüge verkehren ganzjährig zwischen Gyöngyös und Mátrafüred, die Strecke nach Lajosháza wird nur im Sommer befahren.
Während wir uns nochmals nach Mátrafüred befördern liessen, begann es zu regnen. Das war der zweite Regen dieser Reise. Wir befanden uns wiederum im Tockenen. In Mátrafüred kannten wir uns ja jetzt schon etwas aus. Wir machten nochmals einen Spaziergang und wollten bei den Schnellimbiss-Ständen noch eine Kleinigkeit essen. Aber die hatten wegen des Gewitters gerade keinen Strom mehr. Mátrafüred war offensichtlich einfach nicht unser Ort. Mit der nächsten Bahn fuhren wir zurück.

Nun blieb noch Zeit für Gyöngyös. Wir flanierten noch etwas in der Fussgängerzone und kehrten zu einem Glacé, sprich Eisbecher ein. Es war Wonnemonat Mai und wir konnten noch drei Hochzeiten mit Bräuten in Weiss beobachten. Die grösste Hochzeit mit Kutsche in Polizeibegleitung.


Im Vincéller Panzió bekamen wir dann auch ein feines Nachtessen. Das Restaurant ist extrem gut besucht und ich kann es wärmstens empfehlen. Da muss ich etwas vorhohlen: Es war das einzige Mal, wo wir dunkles, gutes Brot zum Frühstück erhalten hatten.

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Sonntag, 22. Mai 2011
Gyöngyös - Heves - Kisköre, 67km

Ja, es war wirklich das einzige Mal mit Brot aus gutem, dunklem Mehl und erst noch anständig gebacken . Den Frühstückskaffee vergisst man meistens besser und hält sich an die Früchtetees.
Beim Nachvollziehen und recherchieren unserer Route bin ich im Zusammenhang mit Karàcsond auf die Website eines durch die ungarische Revolution 1956 vertriebenen Ungaren gestossen. Es gibt da mehr als nur Bilder zu diesem Ort.
Jedenfalls befindet man sich hier bereits wieder in der grossen Ebene und die Berge sind schon weit weg. Nicht nur die Rosen waren jetzt in voller Blüte, auch der Mohn setzte Farbtupfer in die Landschaft. Ab und zu machte ich sogar wilden Rittersporn aus.

Heves ist der einzige nennenswerte Ort an dieser Etappe. Im August gebe es hier ein Wassermelonenfestival und es hat ein Schachmuseum. Während wir auf der Bank bei einer Bushaltestelle ein Trinkpause machten, kam gerade der Fernbus von Budapest auf dem Weg nach Tiszafüred vorbei. Es bestätigte meinen Eindruck von einem wirklich guten Angebot im öffentlichen Verkehr.
Tiszafüred war auch noch auf unserem Programm, aber einen Tag später, weil wir ja den Theiss-See umrunden wollten. Von dort ist es auch nicht weit bis Hortobágy und Debrecen.
Die 67 Kilometer waren trotz Wärme gut zu fahren denn es gibt da keine nennenswerten Steigungen. Wir waren schon kurz nach dem Mittag in Kisköre, unserem Etappenziel. In einer Seitenstrasse fanden wir das von Hans zuvor im Internet ermittelte Hotel. Es deckte alle unsere Bedürfnisse. Zu Fuss erkundeten wir mit Hilfe eines Prospektes die Umgebung am Theiss-See. Irgendwie kamen wir nicht so ganz zurecht mit den Begebenheiten. Es müsste da in kurzer Distanz seeaufwärts eine einen Hafen und ein grosses Strandbad haben. Wir fanden beides nicht, sahen dann aber, dass es in der Ferne so was wie ein Strandbad hatte.


Wir kehrten um und betrachteten uns das Stauwehr und das dazugehörige Gebäude. Da gibt es Erläuterungen zur Anlage.
Abschrift von der Tafel beim Stauwehr (mit kleinen Korrekturen zur besseren Lesbarkeit):

Vor einigen Jahrzehnten wurde der Gedanke gehegt in der Mitte eines grossen Falchlandes, der Grossen Ungarisch Tiefebene einen See zu zaubern. Der Fluss Tisza wurde aufgestaut und der so entstandene einzigartig wertvolle Stausee hat den namen Tisza-See bekommen. Er verdient das Attribut 'einzigartig, weil er ja auch kein echter See zu nennen ist wegen der Tisza, die den See durchfliesst.
Das künstlich geschaffene und betätigte Systemwurde 1973 in Betrieb gesetzt, und das zweitgrösste 'stehende Gewässer' im Karpatenbecken ist entstanden. Die Staustufe bei Kisköre ist eine wirkliche Mehrzweckanlage.

  • Der Tisza-See ist eine Perle des Ökotourismus wegen seiner in Europa besonders reichen, bewundernswerten und erlebnisreichen Wasserwelt.
  • Die Wasserergänzung des Körös-Tals ist durchführbar. (Der Wasservorrat des Tals wird in kritischen Sommermonaten 60 -80% durch die Überleitungen gesichert.)
  • Mit dem eingestauten Wasservorrat ist die Konzentration der Verunreinigungen zu vermindern. (Der Tisza-See ist die grösste Wasserqualitäts-Regulierungsanlage des Tsza-Tals.)
  • Das Wasserkraftwerk stellt jährlich durchschnittlich mehr als 100 Millionen KWh Energie her. (Das ist der jährliche Verbrauch einer Stadt mit etwa 50'000 Einwohnern.
  • In den trockenen Sommermonaten kann 128 m³/sec Wassermenge gravitationsweise durch Bewässerungskanäle ausgeführt werden.
  • Auf der 120 km langen Flusstrecke der Tisza ist eine permanenter Schifffahrtsweg für Schiffe bis 1350 Tonnen zustande gekommen.

Der 33 km lange Tisza-See befindet sich zwischen den Deichen flussaufwärts von der bei Kisköre angelegten Staustufe. Die Deiche, die auch als Hochwasserschutzdeiche dienen, sind nahezu 80 km lang. Die breiteste Ausdehnung des Tisza-Sees ist 6.5 km und die schmalste ist nur 600m.
Die Staustufe hat 3 zusammengebaute Hauptanlagen: die Wehranlage, der Wasserkraftwerkblock und die Schiffschleuse. Die Anlage wird von der Direktion für Wasserwesen und Umweltschutz Mittleres Tisza Gebiet in Betreib gehalten. Die Gesamtfläche des Sees beträgt 127 km², daraus sind 104 km² Wasserfläche und 23 km² sind Inseln und Halbinseln. Die Fläche des Tisza-Sees kann auf 5 Becken abgegrenzt werden. Im Winter wird das Stauziel abgesenkt.
Nach der Inbetriebnahme der Staustufe Kisköre wurden durch die abwechslungsreiche Erscheinung des Stausees und die dem uralten Überschwemmungsgebiet der Tisza ähnlichen Naturumgebung die Niederlassung einer einzigartigen reichen Flora und Fauna ermöglicht.
Um die zustande gekommenen Naturwerte zu bewahren, wurde die Hälfte des Tisza-Sees als Teil des Hortobágy-Nationalparks für Naturschutzgebiet erklärt.

Daran, dass ich mir die Mühe machte das alles abzuschreiben, kann man sehen, wie wichtig uns dieser Abschnitt der Reise war.

Wir gingen noch ein Stück über die Staumauer in die am kommenden Tag zu fahrende Richtung. Hans wurde aber nicht schlau, wie das dann weitergehen sollte.
Später mussten wir erkennen, dass wir zu Fuss einfach keine Relation mehr zu den Distanzen mehr gehabt hatten, denn eigentlich war alles wie auf dem Prospekt vorhanden.

TheissVomStaudamm

Wie oft um diese Jahreszeit waren wir die einzigen Gäste. Nach dem Dessert, wie schon oft in Form von Palatschinken, kam der Kellner und gab uns den Zapper für das Tor und seine Mobile Nummer. Er gehe jetzt und falls wir in der Nacht Probleme hätten, wäre er in 50 Minuten bei uns. ??? Ja, wo er denn wohne? Es stellte sich heraus, dass er eigentlich 15 Minuten meinte. Um 20.00 Uhr machten das Restaurant und die Bar des Hotels dicht und wir konnten dann ganz ungestört den Sommerabend im Garten der Hotelanlage geniessen. Nach nun schon bald drei Wochen in Ungarn waren wir uns in dieser Hinsicht schon einiges gewohnt und waren zuversichtlich um 8 Uhr morgens ein Frühstück zu bekommen. Hans nützte den schönen Abend für die detaillierte Planung für unsere Umrundung des Theiss-Sees. Zudem kamen wir noch in den Genuss eines beinahe romantischen Sonnenunterganges.
Hotel „Ezüst Horgony“ („Goldener Anker“), 3384 Kisköre, Tisza II. Wohngebiet
Tel.: 00-36/358-589, Fax.: 00-36/358-130, Email: ehorgony@amoba2000.hu
Oft werden wir zu den Preisen gefragt. Hier, in diesem Mittelklassehotel bekamen wir beide ein einfaches Nachtessen mit Salat, Hauptspeise, je ein Bier und Dessert für 20 Euro.

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Montag, 23. Mai 2011
Kisköre - Über den Staudamm nach - Tiszafüred, 36km

Beim Frühstück stellte sich heraus, dass sowohl Marmelade wie Honig für den Basic-Teil unseres Frühstücks fehlten. Dafür war es schon warm genug, dass wir im Freien essen konnten und wir hielten uns an den Käse und Salami. Der in Ungarn zum Frühstück gereichte Käse ist meistens ein geräuchter Käse und wir mochten ihn gerne. Und der Salami ist sowieso gut in Ungarn. Auch der Früchtetee war schmackhaft und ich nahm mir vor, zu Hause auch wieder öfters Früchte- oder Hagebuttentee nach alter Väter Sitte zuzubereiten. Dieser muss eben am Tag zuvor gekocht und über Nacht stehen gelassen werden.

Dann war es aber Zeit für die Etappe entlang des Theiss-Sees, auf die wir uns besonders gefreut hatten. Wir waren gespannt, wie das nun auf der anderen Seite des Staudammes weitergehen würde. Und siehe da! Es gab eben noch eine zweite Brücke und ab da hatten wir einen perfekten Radweg. Unsere Befürchtungen waren also ganz vergebens gewesen.
Impressionen von der Fahrt am linken Ufer des Theisssees.
Bei der gelben Blüte handelt es sich im das echte Labkraut. Eine interessante Pflanze.
Besondres schön auch der Samenstand des Wiesenbocksbartes.


Der Dammweg ist in bestem Zustand und wir erlebten eine malerische Szenerie. Grössere und kleinere Wasserflächen wechseln sich ab. Alte, fast ehrwürdige Bäume die schon viele Stürme erlebt und einigen Hochwassern getrotzt haben beeindrucken. Der Mai ist eine herrliche Jahreszeit für so eine Reise. Immer wieder entdeckt man Wicken, Salbei , Lilien und nicht zu vergessen die vielen verschiedenen blühenden Gräser. Wir waren fast im Flug an unserem Reiseziel Thyssafüred, was in etwa so viel heisst, wie Heilbad an der Theiss, oder noch einfacher - Theissbad.
Wir begaben uns gleich zur Touristeninformation wo aber erstaunlicherweise die Angestellten kaum Deutsch und nur rudimentär Englisch sprachen. Ich versah mich mit einigen Broschüren und gab zu verstehen, dass wir ein Hotel suchten, wo sicher jemand Englisch sprechen würde. So stiegen wir dann vermutlich im komfortabelsten und vermutlich auch teuersten Hotel am Ort ab, im Tisza Balneum. Es liegt auf einer kleinen Halbinsel mit Thermalbad, Pool im Freien und der Möglichkeit im See zu baden.
Boot12Die junge Frau am Empfang sprach einwandfrei deutsch. Da ich unbedingt eine geführte Bootsfahrt mitmachen wollte, erkundigte ich mich sofort danach. Betreffend des Zeitpunktes kam es dann so: Ich sollte sagen wann - also Zimmer beziehen, erfrischen - und schon hatte unser Bootsführer und Guide am Bootssteg des Hotels angelegt und es konnte losgehen. Wenn das keine Organisation ist!

So kamen wir zu einer zweistündigen privaten Bootsfahrt durch Seitenarme, auf dem Hauptfluss und durch einen besonders romantischen Verbindungskanal des Theiss-Sees. Unser Bootsführer war ein leidenschaftlicher Fischer, war in Deutschland aufgewachsen und sprach deshalb perfekt Deutsch. Er wusste unerhört viel über den See, die Pflanzen- und Tierwelt und man konnte ihm Löcher in den Bauch fragen. Man spürte förmlich wie sehr er die Natur liebt.
Extrem neu war für uns die Existenz der Eintagsfliege. Laut Wikipedia ist es die größte europäische Art, die Theiss-Eintagsfliege (Palingenia longicauda), die samt Hinterleibsanhängen bis zu 120 mm lang werden kann. Es sei ein besonderes Spektakel, wenn diese alle am selben Tag ihren Hochzeitsflug abhalten.
9 Bilder von der Bootsfahrt auf der Theiss.


Wir hatten noch genügend Zeit die diversen Angebote zu geniessen. Ich versuchte sogar ein paar Züge im See. Doch es hatte mir dann doch etwas zu viele Wasserpflanzen. Die Wasserqualität sei gut. Das bezeugten die vielen Tiere, welche nur in gutem Wasser gedeihen würden.

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Dienstag, 24. Mai 2011
Tiszafüred - Tagesausflug Tiszadorogma - Tiszafüred, 52km

Praktisch ohne Gepäck machten wir uns auf die Umrundung des oberen Theiss-Seebeckens. Wir fuhren teils auf dem Damm und teils auf der schwach befahren Landstrasse. Es war das einzige Mal, dass ich beim Velofahren den Regenschutz in Gebrauch nahm. Ich verwendete ihn als Unterlage gegen Zecken bei einer Pause im Gras am Damm.
In Tiszadorogma mussten wir ziemlich suchen, bis wir den Zugang zur Fähre über die Theiss gefunden hatten. Gleichzeitig bekamen wir wieder einen guten Eindruck, wie es in einem Dorf in der Tiefebene aussieht. Wer etwas auf sich gibt, bepflanzt den Graben vor dem Haus.
Jede Fähre auf unserer Reise war mit unterschiedlichen technischen Raffinessen ausgestattet.


Doch von da waren wir im Nu zurück in Tiszafüred, wo wir dann noch etwas faulenzten am Pool des Hotels.
Der rechte Damm ist definitiv abwechslungsreicher als der Linke. 

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Mittwoch, 25. Mai 2011
Tiszafüred - Kötelek - Kisköre - Csataszög - Szolnok, 104km

Mit einem stürmischen Rückenwind flogen wir beinahe über den Theiss-Damm süd-westwärts bis zum Staudamm bei Kisköre.

Doch dort fehlt ein Stück Theissradweg am Rand des Dorfes. Man muss die Bahn queren im Bereich einer Haltestelle und da hatten wir unsere Mühe. Als erstes gelangten wir auf die Brücke der Bahn, die über die Theiss führt und gleichzeitig auch von Autos benützt wird. Die Verkehrsregelung geschieht per Lichtsignal. Es kam uns trotz rot ein Velofahrer entgegen und darum wollten wir es auch mal versuchen. Von da hätte man ja einen besseren Überblick gehabt. Auf der Karte geht der Radweg dort unmittelbar der Theiss entlang. Der Mann mit dem Velo insistierte jedoch heftig und gab uns per Gesten zu verstehen, dass wir wohl spinnen.

IrrwegSo verliessen wir den Platz des Ärgers und probierten es unter der Brücke, den Weg zum Damm zu finden. Ohne Erfolg. Wir kehrten um und kamen zum Schluss, dass das Häuschen am Anfang der Brücke eben ein Bahnwärterhäuschen und nicht die gesuchte Haltestelle war. Ich stieg auf den Bahndamm und konnte den Radweg auf der anderen Seite sehen, aber nicht wie wir da hinkommen konnten. Also trugen wir unsere Velos eine kleine überwachsene Treppe den steilen Bahndamm hinauf, über den Schotter und über die Geleise. Die Treppe auf der anderen Seite war ganz unbrauchbar. Ich rutschte samt Velo auf dem Schotter aus und Hans musste mir zu Hilfe kommen. Zum Glück kam kein Zug und ich kam mit Kettenschmiere und ein paar kleinere Schürfungen an den Beinen davon. Noch ein Stück gemähte Wiese und wir waren wieder auf einem perfekten Radweg. Ich habe zu Hause noch mit Hilfe von Google nachgeschaut, und sehe noch immer nicht, wie wir hätten fahren sollen.
Es ist unglaublich, wie viel Zeit man so verlieren kann. Doch von da an lief alles wieder wie geschmiert. 

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Donnerstag, 26. Mai 2011
Szolnok - Tiszakécske - Kecskemét, 57km

Auf der einen Seite war die Strecke Szolnok - Keskemét zum Abschluss der Reise noch eine Transferstrecke. Wirklich Neues kam nicht mehr auf und zu. Es wurde zu einem geruhsamen Ausklang über Land mit leichtem Rückenwind. Wir nahmen mit jedem Kilometer Abschied von der Theiss, dem Fluss, der zuvor keinerlei Bedeutung für uns hatte. Auch die Puszta ist kein Fremdwort mehr für uns. Es gibt da noch Abschnitte, die alle Anzeichen der Steppe zeigen. Wie zum Abschiedsgruss waren sogar die Disteln und Malven am Erblühen.
In Kecskemét war alles in Ordnung. Wir bekamen ein Zimmer und unser Auto stand wie erwartet unversehrt in der Tiefgarage. Hans lud die Velos gleich ein und dann machten wir uns auf den Weg ins Zentrum, um noch ein paar ess- und trinkbare Souvenirs einzukaufen.

TafelAufWiedersehenKlein

Die Bilder sollten bald folgen.

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