Pyrenäen 2001 (F, AND, E)

Die Pyrenäen bilden eine naturgegebene Grenze welche die Iberische Halbinsel, das heisst Spanien und Portugal vom übrigen Europa trennt. Der grössere Teil dieser Bergkette gehört zu Spanien. Die Pyrenäenregion ist 450 Kilometer lang und 50 – 150 Kilometer breit und wird von zahlreichen Strassen durchzogen - also eine Veloreise über die berühmten Pässe der Tour de France, mal in Frankreich, mal in Spanien, vom Mittelmeer zum Atlantik und zurück.
Gewaltige Granit- und Kalksteinformationen, Klüfte, Steilwände, kahle Felsen aber auch üppiger Pflanzenwuchs, Seen, Täler und Berge formen eine wildromantische und ausserordentlich abwechslungsreiche Landschaft. In den unteren Landstrichen liegen Felder und Wiesen, Buchen- Tannen- und Kieferwälder und ausgedehnte Weiden.

Total: 1638 Kilometer und circa 22‘869 Höhenmeter in vier Wochen
Durchschnittlich pro Tag: 66 Kilometer, 865 Höhenmeter

PyreneaeenRoute594Px

Etappenübersicht:

  1. Prades - Tagesausflug mit dem Velo - Prades, 46Km HM
  2. Prades - Villefranche - Superbolquère - Bourg Madame - Enveitg, 76Km 1800HM
  3. Enveitg - Col de Puymorens - Andorra la Vella - La Seu d'Urgell, 83Km 1281HM
  4. La Seu d'Urgell - Coll' del Canto - Sort - Esterri d'Aneu - Valencia d'Aneu, 86Km 1558HM
  5. Valencia d'Aneu - Port de la Bonaigua - Vielha - Bossost, 58Km 1018HM
  6. Bossost - Coll du Portillon - Bagneres de Luchon - Col de Peyresourde - Arreau - St. Lary, 60Km 1614HM
  7. St. Lary - Arreau - Col d'Aspin - S. Marie de Campan, 43Km 913HM
  8. S. Marie de Campan - Mongie - Col du Tourmalet - Gavarnie, 55Km 1932HM
  9. Gavarnie - Luz - Pierrefitt-Nestalas - Argelés-Gazost - Aucun, 47Km 478HM
  10. Aucun - Col de Soulor - Aubisque - Laruns - Bois du Bager - Oloron, 79Km 1230HM
  11. Oloron - Aramits - Montory - Restone - Larrau, 41Km 644HM
  12. Larrau - St. Jean de Pied-de-Port - Saint-Étienne-de-Baïgorry, 55Km 1175HM
  13. Saint-Étienne-de-Baïgorry - Cambo les Bain - Hasparren - Urt - Anglet - Biarritz, 90Km 581HM
  14. Biarritz - St. Jean de Luz - Urugne - Col d'Ibardin - Vera - Vera de Bidasoa, 42Km 674HM
  15. Vera de Bidasoa - Irurita - Collado de Oyalegui - Zubiri, 70Km 1170HM
  16. Zubiri - Alto Erra - Alto Mezkiritz - Abaurrea Alta - Ochagavia - Alto de Lazar - Isaba, 86Km 1608HM
  17. Isaba - Valle Roncal - Berdun - Jaca, 79Km 654HM
  18. Jaca - Sabinaiago, 24Km 161HM
  19. Sabinaiago - Puerto de Cotefabio - Ainsa, 82Km 862HM
  20. Ainsa - Ausflug in die Hochpyrenäen - Ainsa, 95Km 857HM
  21. Ainsa - Collado de la Foradada - Campo - Congosto de Vantamillo - Castejon de Sos, 51Km 933HM
  22. Castejon de Sos - Coll de Fabas - Collado d'Espina - Coll de Perves - La Pobla - Tremp, 91Km 458HM
  23. Tremp - Isona - Coll de Nargo, 60Km 1363HM
  24. Coll de Nargo - Congost de Tresponts - Adrall - Bellver de Cerdanya - La Seu d'Urgell - Puigcerda, 77Km 665HM
  25. Puigcerda - Saillagouse - Mont-Louis - Olette - Villefranche de Conflent - Prades, 62Km 398HM

Dienstag, 04. September 2001
Dietikon - Anreise mit dem Auto bis – Carcassonne

Nach einer langen Autofahrt erreichten wir Carcassonne, die historische Stadt der Katharer. Unser Nachbar hatte uns empfohlen Carcassonne zu besuchen. Es ist die mittelalterliche Stadt, die besonders interessant ist. Die Stadt hat auch einen Hafen am Canal du Midi. Wir hatten noch ausreichend Zeit, um die ganz alte Zitadelle und die ‚neue Altstadt‘ zu besuchen. Hier im Süden wird das Nachtesse ja sowieso erst um acht Uhr serviert.
(Wer gerne ein spannendes, makabres Buch dazu liest, besorgt sich 'Die Raben von Carcassonne" von Ernst. W. Heine. Es ist der dritte Band einer Mittelalter Trilogie, kann aber gut unabhängig von den anderen gelesen werden.)

Mittwoch, 05. September 2001
Carcassonne - Weiterfahrt mit dem Auto – Prades

Wir schliefen aus und begaben uns dann auf die Fahrt zu unserem Ausgangsort für die Veloreise. Dazu hatten wir Prades im Tal des Flusses Têt gewählt. Auf unserer Anfahrtsroute konnten wir schon einmal einen Eindruck bekommen, was da auf uns zukam.
Dies die Route: Carcassonne – Limoux – Couiza – Rennes-les-Bain – St. Paul de Fenouillet – Col de Roque de Jalère – Prades.
Mit dem Hotel Hexagone fanden wir in Prades ein geeignetes Hotel mit einer Tiefgarage für unser Auto. Prades befindet sich auf 357 Metern über Meer, ca. 50 Kilometer westlich von Perpignan am Mittelmeer.

Donnerstag, 06. September 2001
Prades - Tagesausflug mit dem Velo - Prades, 46Km HM

Wie meistens unternahmen wir am Ausgangsort für die Veloreise zur Angewöhnung einen Tagesausflug. Da kann man auch gleich testen, ob die Velos die Anreise auch unbeschadet überstanden haben. Das Wetter war gut also fuhren wir über Eus, Marcevol und Teerach durch eine Schlucht zum Stausee und zum Badesee bei Vinca. Es windete ziemlich heftig, so dass wir das Velo besonders sichern mussten, um in Ruhe schwimmen gehen zu können. Zurück in Prades liess sich Hans dann noch die Haare schneiden. Das ist sonst oft eher im Regenwetterprogramm.

Freitag, 07. September 2001
Prades - Villefranche - Superbolquère - Bourg Madame - Enveitg, 76Km 1800HM

Mit Sonne, Wolken und dem beinahe obligaten Gegenwind fuhren wir talaufwärts an Villefranche vorbei. Nachdem wir die Festung bei Mont-Louis auf 1600m erreicht hatten, ging es an den Skigebieten von Superbolquère vorbei. Ab da noch einige Male bergauf und bergab. In Bourg Madame fanden wir eine Tourist Info. In Enveitg (1200m) fanden wir ein geeignetes Hotel. Der Velocomputer hatte 1800 Höhenmeter zusammengezählt. Kein schlechter Auftakt.

Samstag, 08. September 2001
Enveitg - Col de Puymorens - Andorra la Vella (AND) - La Seu d'Urgell (E), 83Km 1281HM

Auf der N-20 zum Col de Puymorens (1915m), etwa 200 Meter Abfahrt und dann ging es los. Das heisst, auf der N-22 mit extrem viel Verkehr hinauf nach Andorra, hinauf zum Port Envalira auf 2408 Meter. Andorra la Vella, wo wir eigentlich übernachten wollten, war völlig übervölkert. Die Touristeninformation war geschlossen und auch alle Geschäfte waren zu. Eigentlich hatten wir uns auf Andorra gefreut, einen so hohen Pass fährt man ja nicht alle Tage.
Andorra la Vella, französisch Andorre-la-Vieille, ist die Hauptstadt und zugleich einzige Stadt Andorras.
Sie ist die höchstgelegene Hauptstadt Europas.

Doch da konnte uns nichts halten. Also fuhren wir weiter bis La Seu d’Urgell auf 691 m in Spanien. Das bedeutete eine Abfahrt von ca. 40 Kilometern mit gegen 1000 Metern Höhenunterschied. La Seu d’Urgell ist die Hauptstadt der katalanischen Comarca Alt Urgell in der Provinz Lleida. Wir hatten noch genügend Zeit für einen Stadtbummel. Es gibt da einen Wasserpark wo man sich aktiv oder passiv erholen kann. Es hat gar einen künstlich angelegten Wildwasserbach auf dem man Riverrafting betreiben kann. Das ‚Wildwasser‘ wird aufgefangen und wieder hinauf gepumpt. Die Luft war klar und wir konnten in die Serra del Cadi mit seinem Gipfel von 2667 Metern über Meer sehen. Vor dem für uns späten Nachtessen flanierten wir ganz wie die Einheimischen noch etwas unter den Platanen. Der Namenszusatz Seu bedeutet in Katalanisch Bischofssitz.

Sonntag, 09. September 2001
La Seu d'Urgell - Coll' del Canto - Sort - Esterri d'Àneu - Valencia d' Àneu, 86Km 1558HM

Auf der N-260 über den Coll‘ del Canto (1740m) nach Sort. Von da im Tal der Noguera Pallaresa hinauf nach Esterri d’Aneu (957m). Wegen des Festes der Katalanen fanden wir da keine Unterkunft. Nun war auch klar, warum Andorra so von Touristen vollgestopft gewesen war. Am Ortsausgang half uns ein Einheimischer weiter. Er erkundigte sich mit seinem Mobile, ob da in Valencia d’Aneu (1086m) im Hotel Lo Paller noch etwas für uns frei sei. Ja, es sei aber definitiv das letzte Zimmer. Wir baten darum auf uns zu warten, denn wir hatten noch eine kleine Geländestufe zu überwinden und waren bereits müde. Vor dem Hotel war ein Festgelände mit Bühne insatlliert. Bereits beim Nachtessen hatten wir das Vergnügen katalanische Musik zu hören. Der Ball im Freien dauerte dann bis morgens um vier Uhr. Ab gesehen, dass wir lieber geschlafen hätten, waren es zwei schöne Stimmen im Duett welche die Festbesucher bei Laune hielten.
Das war Teil des katalanischen Nationalfeiertages und nun war auch klar, warum überall so viel Leute unterwegs waren. Der katalanische Nationalfeiertag ist eigentlich am 11. September, doch viele haben die Brücke gemacht, um eine paar Tage wegzufahren. Viele Katalanen unternehmen eine Pilgerfahrt zum Bergkloster Montserrat, das geistliche Herz der Region und Hüter der katalanischen Sprache und Kultur während der Diktatur. Der katalanische Nationalfeiertag erinnert an Barcelonas Kapitulation vor der Bourbon Armee im spanischen Erbfolgekrieg von 1714.

Montag, 10. September 2001
Valencia d'Aneu - Port de la Bonaigua - Vielha - Bossòst, 58Km 1018HM

Frühstück gibt es in Spanien kaum vor 9 Uhr. Valencia d’Aneu ist eigentlich nur ein Weiler. Zum Glück gibt es einen Laden, wo ich noch Getränke einkaufen konnte. Dann nichts wie los auf den Port de la Bonaigua mit 2072 m einer der höheren Gebirgspässen in den spanischen Pyrenäen.
(Von Wikipedia: Der Port de la Bonaigua liegt auf der Europäischen Hauptwasserscheide. Während das Vall d'Aran über die Garonne (aranesisch Garona) zum Atlantik entwässert, gehört das östliche Tal mit dem Noguera Pallaresa zum Einzugsgebiet des Ebro und damit des Mittelmeers. Die große Höhe und die Tatsache, dass der Sattel ein Einfallstor für die atlantischen Tiefdruckgebiete zur Südseite der Pyrenäen darstellt, führt dazu, dass auf der Passhöhe häufig schlechtes Wetter herrscht.) Der Pass wird auch gerne von der Tour de France oder der Vuelta a España befahren.
Es folgte eine ergiebige Abfahrt von 23 Kilometern nach Vielha und weiter nach Bossost. Mit nur 1018 Höhenmetern war das schon beinahe eine Erholungstour. Eine kleine Ortschaft unterwegs heisst übersetzt Distelfeld. Entsprechend schöne Aufnahmen von Silberdisteln habe ich da auch wirklich gemacht. Die Häuser hier bestehen oft aus dunkeln Mauern und sind mit schwarzem Schiefer bedeckt. Daran musste ich mich erst mal gewöhnen. Bossost auf 924 Meter ist ein Einkaufsort für die Franzosen. So etwas Gewöhnliches wie ein Mars oder einen Getreideriegel konnte ich nicht auftreiben.

Dienstag, 11. September 2001
Bossòst (E) - Col du Portillon - Bagnères de Luchon (F) - Col de Peyresourde - Arreau - St. Lary, 60Km 1614HM

Die Strassenbezeichnungen sind hier in drei Landessprachen: katalanisch, baskisch und spanisch. Auf dem Strassenbelag sah man noch die Aufmunterungen an die berühmten Radrennfahrer der Tour de France. Über den Col du Portillon (1368m) ging es wieder nach Frankreich ins Département Haute-Garonne.
Die Abfahrt zum französischen Heilbad Bagnères de Luchon (632m) ist extrem steil. Wir waren noch zu früh in Bagnères de Luchon um abzubrechen. Ich kaufte auf dem Markt noch eine kleine Zwischenverpflegung und dann packten wir noch den Col de Peyresourde (1569m).

Von Luchon ist der Col de Peyresourde 15,27 km lang. Die Höhendifferenz beträgt 939 m bei einer durchschnittlichen Steigung von 6,1%, die Maximalsteigung beträgt 9,3%. Voila, von irgendwoher kamen ja die über 1600 Höhenmeter. Und dank der jeweiligen Informationstafeln für die Velofahrer ist man auch meistens auf dem Laufenden betreffend Distanzen und Steigungen.
Der Col de Peyresourde ist auch Grenze zwischen den Hochpyrenäen und der Provinz Hochgaronne. Ausnahmsweise hat es ein kleines Restaurant auf der Passhöhe.
In Cazaux namen wir uns noch die Zeit, die Fresken der kleinen Kirche zu bewundern. Dann kam die herrliche Abfahrt nach Arreau (704m), einer Gemeinde mit weniger als 1000 Einwohnern. Noch ein paar Meter mit einer kleinen Gegensteigung und wir fanden Unterkunft in St. Lary (830m). Offensichtlich ein beliebter Sommer- und Wintersportort. Wir erstanden noch eine Zeitung, um betreffend Wetter auf dem Laufenden zu sein.
Wir verstehen etwas Spanisch, besonders mit Geschriebenem kommen wir ordentlich zurecht:
Über Spanien herrschte ein Hoch, der Heilige des Tages war Saint-Adelphe, die Glücksfarbe Grün und die Glückszahl 7.
Und da waren ein paar Jahrestage und Ereignisse von berühmten Leuten aufgeführt:
1945 Geburt von Franz Beckenbauer
Tod von Georges Guynemer (* 24. Dezember 1894 in Paris; † 11. September 1917) war ein französischer Jagdflieger während des Ersten Weltkriegs. Er verzeichnete 53 Luftsiege und wurde selbst insgesamt sieben Mal abgeschossen.
Tod von Salvador Allende Gossens (* 26. Juni 1908 in Valparaíso; † 11. September 1973 in Santiago de Chile) war promovierter Arzt und von 1970 bis 1973 Präsident Chiles. Seine Präsidentschaft war der Versuch, auf demokratischem Wege eine sozialistische Gesellschaft in Chile zu etablieren. Allende wurde durch einen Militärputsch im Jahr 1973 gestürzt, in dessen Verlauf er Suizid beging
Über die Schweiz haben wir in der Zeitung rein gar nichts gefunden. Sie existiert nicht einmal auf der Wetterkarte von Europa.
Nach dem späten Nachtessen krochen müde wir ins Bett. Fernsehen war nicht angesagt. Wir schauten ja den ganzen Tag von Zeit zu Zeit in die Ferne. Für uns war die Welt noch in Ordnung.

Mittwoch, 12. September 2001
St. Lary - Arreau - Col d'Aspin - S. Marie de Campan, 43Km 913HM

Zurück nach Arreau. Eine Kurzetappe über den Col d’Aspin mit 1489m nach S. Marie de Campan. Schliesslich stand die Königsetappe mit dem Tourmalet bevor. Was mich an den Pyrenäenpässen besonders faszinierte waren die atemberaubenden Ausblicke und die vielen Tafeln für die Velofahrer. Diese sind nicht nur mit Höhen- und Steigungsangaben versehen, sie erinnern die motorisierten Verkehrsteilnehmer immer wieder daran, dass da auch Velofahrer unterwegs sind. Der Col d’Aspin gehört zu den von der Tour de France meistbefahrenen Pässe. In der Regel wird er in Kombination mit dem Col du Tourmalet oder dem Col de Peyresourde befahren.

An unserem Übernachtungsort in S. Marie de Campan ging ich für die bevorstehende grosse Tour, sozusagen unsere Königsetappe, noch die Getränke und den Proviant einkaufen. Ich sah in den Zeitungen schreckliche Bilder und dachte, da sei eben ein neuer Katastophenfilm lanciert worden. Ich schenkte den Zeitungen keine weitere Beachtung. Während ich unter der Dusche war, ging Hans noch etwas besorgen. Er brachte dann eine Zeitung und da erfuhren wir was am Vortag in Amerika Schreckliches passiert war. Ein Datum, das in die Geschichte eingehen würde.

Donnerstag, 13. September 2001
S. Marie de Campan - Mongie - Col du Tourmalet - Gavarnie, 55Km 1932HM

Bei schönstem Wetter hinauf nach zur Skistation la Mongie auf 1800m, wo wir uns stärkten für die bevorstehenden Serpentinen. Mit 2115 Metern war der von der Tour de France meist befahrene Tourmalet nicht der höchste unserer gefahrenen Pässe, aber ich bin noch heute stolz darauf, diesen mit Gepäck und ohne zu schieben bewältigt zu haben. Als ich auf der Passhöhe ankam erntete ich Applaus von Auto- und Motorradfahrern. Tut doch gut!
Die Ostanfahrt von Sainte-Marie-de-Campan über La Mongie ist 17,1 km lang mit einer Durchschnittssteigung von 7,4 % bei 1270 zu überwindenden Höhenmetern.
Dann genossen wir eine Abfahrt von 18 Kilometern hinunter nach Luz.
In Luz entschlossen wir uns noch nach Gavarnie zu fahren. Wir wollten noch den Cirque de Gavarnie sehen. Als wir in Gavarnie ankamen waren die Schatten schon recht lang. Ich hätte diesen riesigen Felsenkessel gerne im Morgenlicht fotografiert, doch am folgenden Morgen regnete es. Seit 1997 gehört der Cique de Gavarnie zum Weltnaturerbe. Da versteckt er sich allerdings unter dem Namen Mont Perdu.

Freitag, 14. September 2001
Gavarnie - Luz - Pierrefitt-Nestalas - Argelés-Gazost - Aucun, 47Km 478HM

Während des Frühstücks begann es zu regenen. Von Aussicht keine Spur. Wir zogen uns warm an für die Abfahrt nach Luz. Zwischen Pierrefitte und Luz geht es durch eine Schlucht mit einem Tunnel. Da warteten wir eine Viertelstunde, bis ein heftiger Regenschauer vorbei war. Um nach Aucun zu gelangen gab es noch einen kleinen Aufstieg. Am Abend war das schlechte Wetter bereits vorbei.

Samstag, 15. September 2001
Aucun - Col de Soulor - Aubisque - Laruns - Bois du Bager - Oloron, 79Km 1230HM

Auf der D918 waren zwei Pässe zu bewältigen. Der Col de Soulor (1474m)und der Aubisque (1710m). Das D steht für Departements-Strasse. Die Strasse ist schmal und für Lastautos und Wohnwagen nicht geeignet. Die Tunnels sind zu schmal und zu niedrig. Beim Anblick eines solchen Tunnels traute sich die Lenkerin eines Campers nicht mehr weiter und ihr Mann wendete das Fahrzeug. Das scheint mir Verkehrsberuhigung auf französisch. Vom Col d’Aubisque genossen wir eine Abfahrt von 1500 Höhenmetern auf 29 Kilometern. In Oloron waren wir auf 211 Metern über Meer.

Sonntag, 16. September 2001
Oloron - Aramits - Montory - Restone - Larrau, 41Km 644HM

Am Morgen schauten wir uns erst einmal Oloron an. Oloron ist ein sehr alter Ort an der Grenze zum Baskenland. Ein Zeugnis einer ersten Besiedelung stammt aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Eine entsprechend lange Geschichte gäbe es nachzulesen. Heute ist Oloron die Hauptstadt des Haute Béarn. Die Schockoladenfabrik Lindt-Sprüngli hat hier eine Produktionsstätte. Worauf man nicht alles stösst, wenn man die Broschüre für die Touristen genauer studiert! Es gibt eine angenehme Fussgängerzone und gepflegte mittelalterliche Bauten im ältesten Stadtteil Sainte-Marie. Wir stiegen hinauf zum Bellevue von wo ich ein gutes Bild mit der Stadt im Morgenlicht machen konnte. Dann konnte es losgehen auf die „Halbetappe“.
Bei Aramits fand gerade ein Schäferfest statt und wir konnten noch etwas die folkloristische Musik geniessen.

Montag, 17. September 2001
Larrau - St. Jean de Pied-de-Port - Saint-Étienne-de-Baïgorry, 55Km 1175HM

Das Wetter zeigte sich erst mal von seiner schlechten Seite und ich hätte mich eben so gerne mit einem Buch in eine der gemütlichen Ecken des Hotels verkrochen. Meistens habe ich ein Buch dabei, wenn möglich in der Sprache des bereisten Landes. Doch mein Respekt vor den vielen Pässen war zu gross. Jedes Gramm weniger im Gepäck war wichtig. Vier Sättel waren zu überwinden auf dem Weg nach St. Jean Pied-de-Port:
Col d’Organbideska (1319m)
Col d‘Iraty (1327m)
Col Burdinkurutzeta (1135m)
Col d’Haltza (782m)
Die Hügel vor dem Col d’Organbideska waren noch vom Nebel verhüllt. Doch allmählich besserte sich das Wetter.
Vor dem Col d’Iraty konnten wir zuschauen, wie ein Schäfer von seinem Auto aus seine Hirtenhunde dirigierte, damit die Schafe sich in die gewünschte Richtung bewegten. Vom Pass selbst hatten wir eine Aussicht wie von einem Flugzeug.
In St. Jean Pied-de Port schien bereits wieder die Sonne. Man muss es jeweils eben doch wagen. Hier sammeln die Pilger des Jakobsweges ihre Kräfte für die Überquerung der Pyrenäen. Aber wir waren ja keine Pilger und mochten denen die Unterkünfte nicht streitig machen. Also strampelten wir noch 11 Kilometer weiter bis St. Etienne de Baigorry. Hier waren wir gerade noch auf 162 Metern über Meer.

Dienstag, 18. September 2001
Saint-Étienne-de-Baïgorry - Cambò les Bain - Hasparren - La Bastide Clairance - Urt - Anglet - Biarritz,
90Km 581HM

Auf der D-948 bis zum Fluss Nive bei Eyharce, dann dem Fluss entlang bis Cambò les Bain. Von da gaben wir den kleinen Nebenstrassen den Vorzug und fuhren auf der D-10 und D-22 nach Hasparren. Dann weiter mit der D10 nach La Bastide Clairance. Dieser Ort mit seinen schmucken Häusern war den Umweg wirklich wert. Die grosse Kirche im historischen Zentrum konnte sowohl Pilgern wie Handelsreisenden gut Schutz vor schlechtem Wetter oder brennender Sonne gewähren. Von da war es nach Urt an der Adour nicht mehr weit. Der Adour entlang schafften wir den Weg über Anglet nach Biarritz relativ stressfrei. Welch ein Hochgefühl, aus eigenen Kräften den Atlantik erreicht zu haben. Das war auch der Ort um eine Serie Postkarten zu kaufen. An der südlichen Peripherie von Biarritz fanden wir ein gemütliches, preiswertes Hotel mit dem Namen La Mylady. (Als wir 2006 wieder da übernachten wollten, war es leider geschlossen. Für immer?) Damals konnten wir vom Hotel aus noch einen kleinen Spaziergang am Meer machen um anschliessend mit Meersicht unser Nachtessen zu geniessen. Fast wie in den Flitterwochen.

Mittwoch, 19. September 2001
Biarritz - St. Jean de Luz - Urrugne - Col d'Ibardin - Vera de Bidasoa, 42Km 674HM

St. Jean de Luz, eingeschlossen den Hafen, schauten wir uns noch gemütlich an. Wir flanierten mit unseren Velos durch das besonders hübsche Fischer-Hafenstädtchen. Mir jedenfalls gefiel es besser als das mondänere Biarritz. Dann hatte Hans eine schwierige Aufgabe zu lösen. Bahn und Autobahn waren zu kreuzen. In Urrugne sah ich mich veranlasst nochmals einige Postkarten kaufen, denn der Ort ist so speziell baskisch. Diese konnte ich dann aber erst in Spanien schreiben und mit spanischen Briefmarken verschicken.
Ja, mit den Postkarten ist das so eine Sache. Ersten kaufe ich sie gerne, schreibe sie nicht ungerne, aber vor allem bekomme ich auch gerne. Diese dürfen dann ein Jahr die Ansteckwand in der Küche zieren.
Doch erst mussten wir noch etwas Höhe überwinden. Zum Col d’Ibardin heisst das von praktisch null auf 317 Meter und zur Grenze zu Spanien. Viele Franzosen fahren dahin, um gewisse Waren billiger einzukaufen. Eine kurvige Abfahrt führte uns nach Vera de Bidasoa. Obwohl auf geringer Höhe, hat man den Eindruck in einem Bergdorf zu sein. Die stattlichen, mit Geranien geschmückten Häuser erinnerten mich etwas an die Häuser im Engadin. Ausserdem gibt es ein bemerkenswert schön bemaltes Gerichtsgebäude. Der Ort dürfte wohl eine Zentrumsfunktion haben. Nach intensiver Suche fanden wir ein Zimmer, aber kein Restaurant, das ein Nachtessen serviert hätte. Also kauften wir uns etwas und assen im Zimmer.

Donnerstag, 20. September 2001
Vera de Bidasoa - Irurita - Collado de Oyalegui - Zubiri, 70Km 1170HM

Auch das Frühstück glich eher einer Improvisation. Es hatte dichten Nebel. Ganz, wie wir das im Herbst auch von zu Hause kennen. Wir folgten auf der N-121A dem Rio Bidasoa. Dabei durchfuhren wir äusserst gepflegte Dörfer. In Irurita lässt sich dieser eigenartige Baustil besonders gut bewundern und studieren. In die Fassaden eingelassen gibt es häufig Wappen in Form von Reliefs.
Doch ab da galt es ernst. Wären wir weiter auf der N-121A geblieben wären wir in Pamplona gelandet. Wir aber suchten uns den Weg ostwärts über den Collado de Oyalegui zum Rio Arga, welcher nach Pamplona entwässert. Damit hatten wir die Wasserscheide zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer überquert. (Prüfen!) Wir folgten dem Rio Agra, am See Embalse de Eugui entlang bis Zubiri. Auch dies ist ein Pilgerort, ähnlich wie St. Jean Pied-de-Port in Frankreich. Die Wirtin im Hotel wollte wissen, ob wir Pilger seien. Nachdem ich ihr zweimal versichert hatte, wir seien keine Pilger, eröffnete sie mir, dass wir als Pilger 15% Ermässigung gehabt hätten. Na gut, das konnten wir verkraften. Während ich fertig eincheckte flitzte gerade noch die Vuelta, die spanische Rad-Tour vorbei. Alle anderen Hotelgäste waren dann auch wirklich Pilger. Ich machte unter ihnen gar eine Japanerin aus.

Freitag, 21. September 2001
Zubiri - Alto Erro - Alto de Mezkiritz - Abaurrea Alta - Ochagavia - Alto de Lazar - Isaba,
86Km 1608HM

Eine der Sehenswürdigkeiten von Zubiri ist die alte Brücke. Eine extrem kurvige Strasse führte uns nach Alto Erro (801m). Das liegt im Tal des Flusses mit demselben Namen. Ja, die Sache mit den Namen. Manchmal sind sie spanisch und einigermassen nachvollziehbar in ihrer Bedeutung. Doch die baskischen Namen wirken auf uns schon sehr exotisch. Der Rio Erro zum Beispiel kommt vom Berg mit dem Namen Iturrumburru (1300m). Die Topografie ist ganz schön wild. Trotz der zum Teil schroffen Felsen spürten wir immer, dass wir uns nicht in den Alpen befanden. Nach dem Alto de Mezkiritz mit 922 Metern gibt es die Abfahrt ins Tal des Rio Urrobi. Wir waren inzwischen so gut trainiert, dass wir uns noch einen Abstecher nach Burguete leisteten. Die Sache mit den Wegweisern war oft verwirrend. Die Liebe der Basken für ihre Sprache ging für unseren Geschmack etwas zu weit, denn sie hatten streckenweise die spanischen Namen unleserlich gemacht. Dann fuhren wir weiter ostwärts. Eigentlich folgten wir meistens der Strasse, welche sich am nächsten entlang des Hauptkammes der Pyrenäen schlängelte. Klar, dass da einiges an Höhenmetern zusammen kam. Obwohl wir uns nicht unbedingt in grosser Höhe bewegten, genossen wir oft unvergleichliche Aussichten. Der höchste Übergang des Tages dürfte der Alto de Lazar gewesen sein. Unser Etappenort Isaba ist auf 814 Metern. Im Winter wird hier Wintersport betrieben.

Samstag, 22. September 2001
Isaba - Valle Roncal - Berdun - Jaca, 79Km 654HM

Der Tag begrüsste uns mit heftigem Regen. Die Abfahrt durch das Valle Roncal, dem Rio Esca entlang zum Stausee Embalse de Yesa ist überwältigend und hätte wirklich besseres Wetter verdient. Unter tief hängenden Wolken fuhren wir auf der N-240 weiter über Berdun nach Jaca, noch immer auf 818 Metern über Meer.

Sonntag, 23. September 2001
Jaca - Sabiñánigo, 24Km 161HM

Wie es sich gehört, schauten wir uns am Morgen erst mal die Stadt an. Jaca gilt als Schmelztiegel von Kulturen und mittelalterlicher Zivilisation. Hier kreuzten sich französische Kreuzfahrer auf dem Weg zum Ebro und arabische Kaufleute mit ihren Waren für Frankreich. Die Kathedrale sei ein Meisterwerk der „Kunst des Jakobsweges“. Jaca ist Ausgangsort für die heutige Strassen- und Bahnverbindung nach Oloron in Frankreich.
Kaum unterwegs nach Sabiñánigo setzte ein Dauerregen ein. Ich hatte einen Reifendefekt und zu allem Überfluss hatte Hans beim modifizieren seines Regenschutzes diesen unbrauchbar gemacht. Grund zum Abbrechen der Etappe. Wir suchten Unterkunft und verbrachten einen typischen Regensonntag in der Provinz. Erst pflegten wir mal unsere Kleider, zur Unterhaltung besuchten wir in der örtlichen Stadthalle einen Hundewettbewerb mit Vorführungen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in einer Bar, wo sich junge Leute ebenfalls langweilten. Wir stillten das bisschen Hunger mit Süssigkeiten und brauchten abends so nicht bis 21 Uhr zu warten, um etwas zwischen die Zähne zu bekommen hätten.

Montag, 24. September 2001
Sabiñánigo - Puerto de Cotefabio - Ainsa, 82Km 862HM

Wir konnten ausschlafen. Montags startet auch hier die Geschäftigkeit spät. Erst um 10 Uhr liess sich ein neuer Reifen kaufen. Im selben Geschäft konnte Hans auch noch einen neuen Regenschutz erstehen. (Heute, im November 2011, da ich den Bericht eintippe, hat Hans diesen Regenschutz noch immer in Betrieb. Das war einer der besten Käufe, die er je machte.) In einem Nebenraum im Hotel konnte den Reifen wechseln.
Gepackt war schon und es konnte weitergehen. Auf der N-260 nach Biescas und über den Puerto de Cotefabio (1232m) nach Broto im Tal des Flusses Araund weiter entlang der Ara nach Ainsa. Entlang der Strasse gibt es höchst interessante geologische Aufschlüsse. Das finde ich jeweils so faszinierend, dass ich aufpassen muss, nicht im Strassengraben zu landen.
In Ainsa angekommen, verschoben wir das Duschen auf später und statteten erst mal der besonders hübschen Altstadt einen Besuch ab.
Da sich das Wetter offensichtlich beruhigt hatte, reservierten wir im Hotel gleich eine zweite Nacht, damit wir am folgenden Tag einen ohne Gepäck Ausflug in die Berge unternehmen konnten.

Dienstag, 25. September 2001
Ainsa - Ausflug in die Hochpyrenäen – Ainsa, 95Km 857HM

Das Ziel war der Parador Nacional de Monte Perdido. Praktisch das Gegenstück zum Cirque de Gavarnie in Frankreich. Die Strasse folgt dem Rio Cinca einem wilden unverbauten Fluss, welcher den Hochpyrenäeen mit den Dreitausendern entspringt. In Bielsa hatte ich bereits wieder eine Reifenpanne. Während Hans flickte, erstand ich in einem der Souvenirläden ein T-Shirt zur Erninnerung. Ich bevorzuge T-Shirts in auffallenden Farben. Das trägt zur Sicherheit auf der Strasse bei. Wir schafften es trotz der Panne, vielleicht weil ohne Gepäck, noch bis zum Ende der geteerten Strasse zu fahren und ein Foto von den hohen Wasserfällen und dem Grat zu machen. Wir trafen noch auf Wanderer, die von ganz oben kamen. Sie erzählten uns, dass sie Schneefall gehabt hätten. Wir brauchten keinen Regenschutz und waren im Nu zurück in Ainsa.

Mittwoch, 26. September 2001
Ainsa - Collado de la Foradada - Campo - Congosto de Ventamillo - Castejon de Sos, 51Km 933HM

Wir blieben der N-260 treu. Von der Brücke machte ich noch ein wunderschönes Panorambild vom Fluss Cinca. (Zu Hause setzte ich die Papierbilder in sorgfältiger Handarbeit zusammen. Heute, mit den digitalen Bildern, geht das am Computer. Damit sie wirklich schön werden, bracht es oft auch seine Zeit.) Nach wie vor auf der Hauptstrasse entlang des Hauptkammes überquerten wir den Collado de la Foradada mit 1020 Metern. Auffallend sind hier die vielen erodierten Berghänge. Bei Navari gelangten wir an den Rio Esera. Diesem folgten wir flussaufwärts. Das beinhaltete dann einen der spektakulärsten Abschnitte der Reise. Schon die Klus bei Navari ist pittoresk. Doch wer mit dem Velo durch die Schlucht mit dem Namen Congosto de Ventamillo gefahren ist, vergisst das nicht so schnell. Das stellt an den Hobbyfotografen ziemliche Anforderungen. Das war wohl die erste Panoramafoto, die ich zu Hause hochkant zusammensetzte. Und leider war das dann auch das zweitletzte eigene Bild dieser Reise, denn die Kamera gab am folgenden Tag ihren Geist auf. Übernachtung in Castejon de Sos auf 904 Metern.

Donnerstag, 27. September 2001
Castejon de Sos - Coll de Fabas - Collado d'Espina - Coll de Perves - La Pobla - Tremp,
91Km 1363HM

Immer weiter auf der N-260. In Kurven auf den Coll de Fabas (1470m), vorbei an les Paüls, wieder hinauf auf den Collado de Espina (1407m). Hinunter zum Fluss la Noguera und zur Strasse N-230 die von Frankreich durch den Tunnel de Vielha kommt. Zum Glück konnten wir diese nach ein paar Kilometern wieder verlassen um auf der ruhigeren N-260 weiterzufahren. Bei El Pont de Suert waren wir unten auf 838 Metern. Dann noch den Coll de Perves mit 1350 Metern. Eine ausgiebige Abfahrt nach La Pobla de Segur und Unterkunft in der katalanischen Stadt Tremp.
Es war abgemacht, dass wir etwa zwei Tage vor unserer Ankunft in Prades im Hotel anrufen würden, damit wir auf sicher ein Zimmer haben würden. Das nahm ich dann an die Hand. Die Besitzerin selbst war am Apparat und teilte mir mit, dass das Hotel am Sonntag geschlossen sei. Wir könnten aber ins selbe Zimmer wie bei unserer Ankunft und ins Hotel kämen wir mit einem Code. Sie sei dann ev. am späten Abend, aber sicher am kommenden Morgen zurück. Da sie davon ausging, ich verstünde ihr Katalanisch gut, gab sie sich nicht so besondere Mühe beim Sprechen. Mit meinen Französisch-Kenntnissen aus der Schule und zum Glück auch noch etwas Kenntnisse in Italienisch und Spanisch, schaffte ich es dann, die Nummer des Codes wenigstens phonetisch auf einem Zettel festzuhalten. (Französisch mochte ich nie besonders.)

Freitag, 28. September 2001,
Tremp - Isona - Coll de Nargo

Da wir die Strecke über den Col de Cantò bereits gefahren waren, wählten wir die Verbindung über Isona.

Samstag, 29. September 2001,
Coll de Nargo - Congost de Tresponts - Adrall - Bellver de Cerdanya - La Seu d'Urgell - Puigcerda,
77Km 665HM

Nicht genug, dass die Kamera den Geist aufgeben hatte, jetzt streikte auch noch der Velocomputer. Darum gibt es für die beiden letzten Tage nur noch circa Höhenangaben. Ich muss also zusammenrechnen.
Coll de Nargó ist weit unten auf 537 Metern. Auf der C-1313 fuhren wir relativ flach
flussaufwärts dem Fluss Segre entlang über Organyá (558m) richtung Norden mit Ziel La Seu d’Urgell. Da gibt es aber noch eine eindrückliche Stelle: Die Schlucht ‚Congost de Tresponts‘. Da unsere Kamera nichts mehr taugte, erlaube ich mir ein Bild vom Internet mit Quellenangabe einzufügen. (Bild von Pedro Salcedo i Vaz.)
Bei Adrall stiessen wir wieder auf die 'altbekannte' N-260. In La Seu (691m) hatten wir ja bereits auf der Hinreise übernachtet. Darum fuhren wir gleich weiter nach Puigcerda. Das waren dann erst mal netto 150 Höhenmeter. Doch die kommenden Kilometer bringen etwas zusammen:
Torres d'Alás 833m, Martinet 967m, Bellver de Cerdanya 1061m.
Unser Etappenziel Puigcerdà 1202m gilt als Wintersportort. Das gibt netto, also Gegensteigungen nicht eingerechnet, 665 Höhenmeter.
Wie meistens erstanden wir unterwegs oder abends noch eine Zeitung. In der Regel existiert die Schweiz in den andern Ländern Europas kaum. Aber in der Ausgabe vom 29. September wurde einem traurigen Ereignis in der Schweiz eine ganze Seite gewidmet. Im Zuger Parlament wurden am Tag zuvor 14 Politiker von einem Attentäter erschossen, der sich kurz darauf selbst das Leben nahm. Der Attentäter gelangte unbehelligt ins Zuger Parlamentsgebäude und schoss im Saal des tagenden Parlaments wild um sich. Er tötete dabei drei Regierungsräte und elf Kantonsräte, verletzte zahlreiche Politiker sowie einige Journalisten zum Teil schwer. Er feuerte 91 Schüsse ab. Zudem zündete er eine selbstgebastelte Bombe. Sein eigentliches Hauptziel, der Zuger Regierungsrat Bisig, blieb unverletzt. Der Attentäter hinterliess am Tatort einen Abschiedsbrief mit dem Titel «Tag des Zornes für die Zuger Mafia». Offenbar wähnte er sich als Opfer eines Komplottes gegen ihn. Im Bericht wurde auch auf die Taktik aufmerksam gemacht, wie gutbetuchte Leute im Kanton Zug mit Steuervergünstigungen angezogen werden.
Dieser Anschlag war der erste dieser Art in der Schweiz. Unter dem Eindruck der kurz zuvor erfolgten Anschläge vom 11. September in New York, machte sich auch in Spanien Entrüstung über diese Tat breit. Was für ein trauriger Anlass um in einer spanischen Zeitung prominent erwähnt zu werden.

Sonntag, 30. September 2001,
Puigcerda - Saillagouse - Mont-Louis - Olette - Villefranche de Conflent -Prades, 62Km 398HM

Puigcerda liegt auf 1202 Metern über Meer, Prades auf 357 Metern. Wer glaubt, jetzt ginge es nur noch bergab, der täuscht sich. Unsere Strasse war die N-116 welche bis Perpignans am Mittelmeer führt. Doch beiderseits der Strasse befinden sich noch etliche Gipfel von über 2000 Metern und die seitlichen Abzweigungen führen zu Wintersportgebieten. Wir befanden uns also noch einige Zeit auf über 1000 Meter.
Wir verliessen das Tal des Riu Segre und stiegen nochmals auf 1600 Meter bei Mont-Louis La Cabanasse. Doch dann warteten auf ca. 20 Kilometer 1243 Meter Abfahrt auf uns. Bei Olette waren wir gerade noch auf 563 Metern. Kurz vor Prades gibt es noch einen Ort, den man keinesfalls verpassen sollte: Villefranche de Conflent. Wir schoben unsere Velos durch die schmale Hauptgasse und ich ärgerte mich einmal mehr, dass die Kamera nicht mehr wollte. Darum muss eine Postkarte hinhalten. Villefranche birgt einige Überraschungen und man sollte diesen historischen Ort wirklich googeln. Nun waren es nur noch ein paar Radumdrehungen bis zu unserem Hotel in Prades. Voller Spannung gab ich den Code ein – und siehe da – es funktionierte. Hans lud gleich die Velos ins Auto und ich begab mich unter die Dusche. Zum Nachtessen mussten wir einen Spaziergang ins Zentrum von Prades machen. Wir hatten beide den Eindruck, zu Fuss käme man überhaupt nicht vorwärts.

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