Bretagne 2012

Der Wunsch, eine Veloreise durch die Bretagne zu unternehmen, existierte bei mir schon länger. Dies aber nur, weil viele meiner Bekannten von der Bretagne schwärmten. Den Bezug zur Bretagne konnte ich jedoch erst herstellen, nachdem ich im Buchantiquariat einen umfangreichen Bildband erstanden hatte. Dann hatte es Hans auch gepackt, und er bereitete die Reise sorgfältig vor.

Die Etappen:

  1. Pontivy - bei schlechtestem Wetter direkt nach St. Brieuc, 69km, 862HM
  2. St. Brieuc - (Baie de Saint Brieux) Dahouët - Val André - Erquy, 52km, 594HM
  3. Erquy - (Côte de Penthièvre) Sable d'Or les Pins - Cap Fréhel - St. Cast le Guildo, 53km, 505HM
  4. St. Cast le Guildo - (Côte d'Émeraude) St. Briac s. Mer - Dinard - S. Malo, 46km, 381HM
  5. S. Malo - (Baie du Mont Saint Michel) St. Benoît des Ondes - Dol de Bretagne, 43km, 183HM
  6. Dol de Bretagne - Menhir de Champ Dolant - St. Marcan - Quatre Saline - Besuch der Abtei - Le Mont St. Michel, 42km, 185HM
  7. Le Mont St. Michel - Rennes, 79km, 534HM
  8. Rennes - Stadtbesichtigung
  9. Rennes - Forêt de Paimpont - Ploërmel, 77km, 660HM
  10. Ploërmel - Malestroit (Widerstands-Museum bei St. Marcel) - Vannes, 58km, 435HM
  11. Vannes - Stadtbesichtigung - Besuch Aquarium de Vannes
  12. Vannes - Umrundung des Golfe du Morbihan (Fähre bei Port Navalo) - Locmariaquer, 54km, 195HM
  13. Locmariaquer - (Baie de Quiberon) Besuch der Meghaliten - Halbinsel Quiberon - Penthièvre, 63km, 180HM
  14. Penthièvre - (Côte du Morbihan) - Gâvres - Port Louis (2x Fähre) - Lorient, 58km, 135HM
  15. Lorient - Lomener - Atlantikküste - Fort Bloquée - Pont Aven - Concarneau, 70km, 419HM
  16. Concarneau - Port de l’Île Trudi - Pont l’Abbé - Penmarch, 72km, 382HM
  17. Penmarch - Plonéour Lanvern - Quimper, 46km, 269HM
  18. Quimper - Locronan - Châteaulin - Playben - Brasparts, 60km, 735HM
  19. Brasparts - (Les Monts d'Arröe) Mont St. Michel de Brasparts 380m - Sizun, 39km, 675HM
  20. Sizun - Le Circuit des Enclos - Landerneau, 53km, 326HM
  21. Landerneau - Brest - Plougonvelin, 48km, 401HM
  22. Plougonvelin - Pointe St. Mathieu - Menhir von Kerloas - Pointe de Corsen - Porspoder, 59km, 490HM
  23. Porspoder - Lannilis - Lilia, 46km, 371HM
  24. Lilia - Plouescat - Roscoff - St. Pol de Léon, 83km, 313HM
  25. St. Pol de Léon - Morlaix - Cairn de Bernenez - Plougasnou, 57km, 438HM
  26. Plougasnou - Nordküste - Lannion, 49km, 527HM
  27. Lannion - Côte de Granit Rose - Port Blanc, 57km, 505HM
  28. Port Blanc - Le Gouffre (Nördlichster Punkt der Bretagne) - Tréguier - Paimpol, 51km, 472HM
  29. Paimpol - Pontrieux - Guincamp, 39km, 387HM
  30. Guingamp - Corlay - Mûr de Bretagne - Blavet-Kanal - Pontivy, 77km, 572HM

Total:
1'600 Kilometer, 12'131 Höhenmeter
Durchschnitt:
53 Kilometer, 404 Höhenmeter, eingeschlossen Ruhetage
57 Kilometer, 433 Höhenmeter, nur gefahrene Tage

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Freitag, 27. April 2012,
Anfahrt mit dem Auto: Dietikon - Pontivy

Ab Basel hatte es kaum mehr Verkehr auf den Autobahnen. Es verkehrten mehrheitlich Lastautos, welche gut zu überholen waren. Nach circa 13 Stunden Fahrt ohne Stress erreichten wir Pontivy, unseren Ausgangsort im Zentrum der Bretagne.
Bis zur Grenze der Bretagne sind die Autobahnen in Frankreich kostenpflichtig. In der Bretagne sind sie gratis.

Tipp:
Auf der E50, kurz vor Rennes, legten wir noch einen Stopp bei einer grossen Raststätte ein. Dort gibt es eine Touristeninformation wo wir mit hilfreichem, aktuellem Informationsmaterial versehen wurden, besonders mit einem Stadtplan von Rennes, der uns bei unserem späteren Besuch hilfreich war.

Die Europastraße 50 (kurz: E50) ist eine vom Atlantik im Westen zum Kaspischen Meer im Osten verlaufende, etwa 6.000 Kilometer lange Europastraße. Sie führt von Brest in Frankreich durch Deutschland, Tschechien, die Slowakei und die Ukraine bis Machatschkala in der russischen Teilrepublik Dagestan. In der Bretagne ist das die RN 157 (route national).

HimmelbettIn Pontivy installierten wir uns im Hôtel d'Europe, wo es einen geschützten Parkplatz gibt.
Es gibt eine Website des Hotels, aber man muss zusätzliche Plugins herunterladen. Dazu habe ich jeweils keine Lust. Darum die Adresse hier:

Hôtel d'Europe
12, rue François Mitterand
56300 PONTIVY
Tel +33 (0)2 97 25 11 14

Für das Nachtessen mussten wir noch etwa zehn Minuten zu Fuss gehen, um vom Hotel in das historische Zentrum zu gelangen und ein Restaurant zu finden. In diesem Moment fangen für mich jeweils die Ferien an. Dann konnten wir uns ins Himmelbett legen.

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Samstag, 28. April 2012,
Pontivy, Stadtbesichtigung und letzte Vorbereitungen

Pontivy liegt sehr zentral zwischen den Nord- und Südküsten und den beiden wichtigen Städten Rennes und Brest. Der Ort hat Bahnanschluss und liegt am Fluss Blavet und gleichzeitig am Kanal Nantes-Brest. Dies sollte uns die Möglichkeit geben bei einem grösseren Problem die Veloreise abzubrechen und fast von überall mit angemessenem Aufwand zum Auto zurückzukehren.

Pontivy1Pontivy hat ein sehr schönes historisches Zentrum. Mit Hilfe des Stadtplanes folgten wir mit dem Regenschirm bewehrt mehr oder weniger den darauf vorgeschlagenen Routen. Der riesige Parkplatz, an dem sich unser Hotel befand, war zu Napoleons Zeiten der Paradeplatz.
Natürlich wollten wir den Bahnhof sehen. Besser man orientiert sich in der Zeit, dann weiss man in der Not. Da gibt es einen 'vermutlich schönen' Rosengarten. Bei dem schlechten Wetter und ohne blühende Rosen war von der Schönheit leider noch nichts zu sehen. Der Bahnhof selbst trug zur Ernüchterung bei. Es fahren wohl noch Züge, doch besser vergisst man unseren schweizerischen Taktfahrplan. Vor dem Bahnhof kann man noch Bushaltestellen ausmachen. Aber viel läuft, resp. fährt da nicht.

Also wandten wir uns den anderen spannenden Dingen zu. Wir erfuhren, dass der Kanal Nantes-Brest einst für die Sicherheit der Schiffe und der Güter beim Transport dienen sollte. Bei der gegenseitigen Piraterie auf dem Meer ging zu viel verloren. Das Bauwerk wurde nicht zuletzt mit Hilfe von Sträflingen gebaut. Heute ist er Touristenattraktion mit einem schönen Veloweg entlang des Dammes. Der Kanal ist nur noch teilweise in Betrieb. Seit dem Bau des Staudammes für den See Guerlédan bei Mûr de Bretagne ist er unterbrochen. Am Kanal befindet sich auch auf einem Schiff die Touristeninformation, wo wir noch weiteres Material erhielten.

Pontivy beruft sich auf eine fünfttausendjährige Geschichte. Das werde ich hier nicht nachvollziehen. Dafür gibt es heute schliesslich das Internet. Als Velotouristin möchte ich trotzdem noch darauf aufmerksam machen, dass es auch sehr viele Wandermöglichkeiten gibt.
Eine amerikanische Western-Veranstaltung im Kongresszentrum konnte uns nicht ausreichend fesseln. Nach einem wärmenden Getränk kauften wir noch eine Zeitung und zogen uns ins Hotel zurück wo wir im stilvollen Salon unsere Unterlagen studierten, ordneten und ausschieden, was wir nicht brauchen konnten. Das gab dann halt auch noch etwas zusätzliches Gewicht ins Reisegepäck. Ziemlich beunruhigend war die Wettervorhersage. Trotzdem packten wir für die Abfahrt am folgenden Morgen und machten für das Frühstück auf die frühmöglichste Zeit ab.

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Sonntag, 29. April 2012,
Pontivy - bei schlechtestem Wetter direkt nach St. Brieuc, 69km, 862HM

Nach dem Frühstück begann es zu regnen. Hans musste die Velos im Regenschutz aus dem Auto holen. Die Temperatur war auf 8 Grad C gefallen. Zu Hause hätten wir ein Feuer im offenen Kamin entfacht, ich hätte einen Kuchen gebacken, und ich hätte herumtelefoniert, wer Zeit und Lust auf Kaffee und Kuchen hätte. Hier waren die offenen Kamine nur noch Zierde, also zeichnete sich gar kein gemütlicher Sonntag ab. Die Besitzerin des Hotels konnte kaum glauben, dass wir uns wirklich auf den Weg machten.

Geplant wäre bei Mûr de Bretagne eine Umrundung des Lac de Guerlédan gewesen. Wir hatten aber keine Lust im Regen im Wald auf durchweichten Strassen zu fahren. Also verschoben wir unser Tagesziel auf St. Brieuc an der gleichnamigen Bucht am Ärmelkanal.
Die Landstrassen waren kaum befahren und wir kamen für unsere untrainierten Verhältnisse zügig vorwärts. Bei Mûr de Bretagne war ein Radrennen in der Startphase. Die Kamera blieb beinahe den ganzen Tag regendicht verpackt im Gepäck.
Eigentlich wäre es eine liebliche Landschaft zum Verweilen, aber nicht an diesem Tag.

VorMurDeBretagne

Den Regenschutz und die Handschuhe konnten wir den ganzen Tag nie ausziehen. Am Nachmittag kam ziemlich Wind auf, aber untypischer Weise meistens von hinten. Die Landschaft ist hügelig mit kurzen aber nicht zu unterschätzenden Steigungen. Es wurde kaum über 10 Grad warm und es gab praktisch keine Verpflegungsmöglichkeiten an diesem Regensonntag. Zum Glück hatte ich 2 handliche Kalorienbomben zum Nachfeuern im Gepäck.

Um 18.30 Uhr waren wir echt froh am Rande des historischen Zentrums von St. Brieuc in einem Best Western an die Wärme zu kommen. Die wollten uns erst ein günstigeres Zimmer im Nebengebäude anbieten, aber ich lehnte dankend ab. Unser Weg vom Zimmer zum Restaurant sollte unter Dach sein. Wir waren für diesen Tag genug im Freien gewesen.

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Montag, 30. Apr 2012,
St. Brieuc - (Baie de Saint Brieux) Dahouët - Val André - Erquy, 52km, 594HM

Beim Frühstück sah das Wetter noch nicht besonders vielversprechend aus. Das zum Besuch empfohlene Musèe de l’Art et de l’Histoire war natürlich montags geschlossen. Also schoben wir unsere Velos durch die Altstadt und versuchten wenigstens noch einen Blick auf die Kathedrale St. Etienne zu erhaschen. Dann konnte es weitergehen.

Ab St. Brieuc, entlang der Côte d’Emeraude, verwendeten wir den Radatlas Bretagne von bikeline.

Nach einer etwas verwirrenden Fahrt durch diverse Einbahnstrassen fand Hans die richtige Strasse welche unter der riesigen Autobahnbrücke hindurch hinunter zum Jachthafen führt. Natürlich ist ein Hafen für uns Binnenland Bewohner immer etwas Spezielles. Es gibt eine Schleuse zwischen Meer und Hafen. Das Wasser für den Hafen kommt reguliert vom Stausee des Flusses le Gouet. Da Ebbe war, lagen die Schiffe ausserhalb des Hafens einfach auf dem Sand. Für uns war dieser Anblick etwas gewöhnungsbedürftig.

So steil wie es zum Hafen hinuntergegangen war, ging es auf der anderen Seite wieder hinauf zum Tour de Cesson. Bei Vallet mussten wir die Veloroute suchen. Zwei verschiedene hilfsbereite Franzosen schickten uns in ganz unterschiedliche Richtungen. Mehr oder weniger dem Meer entlang ging es dann munter auf und ab. Ich kam bald zum Schluss, dass man auf 10 Kilometer im Schnitt mit 100 Höhenmetern rechnen muss. Das Wetter entwickelte sich positiv und wir konnten die hübschen Siedlungen und die Landschaft geniessen. Vor Morieux entschieden wir uns den Aufstieg zu den Ponts Neufs zu sparen. Dafür gab es einen tiefen Graben der es auch in sich hatte.

Nach weiteren Auf und Ab erreichten wir Pléneuf Val André mit seinem riesigen Strand und der schönen Uferpromenade. Natürlich wollten wir zur Pointe de Pléneuf um die Aussicht zu geniessen. Wir suchten diesen auf einem erhöhten Punkt, was aber ein Fehlschluss war. In Tat und Wahrheit ist es ein Pfad im Fels, der nach kurzer Zeit endet. Man sieht aber wirklich weit. Um die Mittagszeit konnte ich Handschuhe und Stirnband ausziehen und bis zum Abend in Erquy wurde es noch richtig freundlich.

Eine zum schönen Tag würdige Unterkunft fanden wir im Hotel ‚La Plage‘.

Wie es sich gehört, probierten wir schon mal eine lokale bretonische Spezialität: Die Jakobsmuschel (Coquille Saint-Jacques), Königin der Bretagne

Zum Dessert erhielt ich ein Feigenmus aus getrockneten Feigen, garniert mit fein geschnittenen rohen Äpfeln und dekoriert vermutlich mit *Balsamico. Kaum zu glauben: das war super.
*Später kam ich allerdings auf die Idee, das hätte auch die bretonische Caramelsauce mit gesalzener Butter sein können.

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Dienstag, 01. Mai 2012,
Erquy - (Côte de Penthièvre) Sable d'Or les Pins - Cap Fréhel - St. Cast le Guildo, 53km, 505HM

Diesmal konnten wir unser Gepäck bereits bei Sonnenschein aufladen. Wir genossen weiter die Fahrt entlang der Côte d’Emeraude  ̶  von Hügel zu Hügel und von Bucht zu Bucht. Besonders eindrücklich war die Fahrt zum Cap Frehel. Die Landschaft ist wild. Die Heide wirkte Anfang Mai noch düster und abweisend. Nur an besonders geschützten Stellen gaben der Stechginster und andere Heide- und Torfmoorpflanzen bereits eine Vorstellung, wie es sein könnte. Am vorwitzigsten war die Grasnelke. Eingelagert in die Felsenküste findet man romantische Sandstrände. Aber Achtung! Diese sollten nur mit genügend lokalen Kenntnissen zum Schwimmen benützt werden. Die Gezeiten mit ihren Strömungen haben es in sich.

Das Cap Frehel ist das mächtigste Cap der bretonischen Küste. Das Velo kann man ab dem Parkplatz schiebend bis zum Gebäude mit dem Restaurant und dem Kiosk mitnehmen. Von dort geht es noch etwa 5 Minuten zu Fuss bis zur äussersten Stelle. Wir gingen dann nacheinander hin. Jemand muss auf das Gepäck aufpassen. (Man könnte das Gepäck ev. auch beim Kiosk im Gebäude deponieren.)
Dann steht man auf den Steinklippen 70 Meter über dem Meer. Über die Farbe des Meeres will ich mich nicht äussern. Das hängt dann sehr vom Wetter ab. Eindrücklich ist es allemal. Wer noch nicht genug hat besteigt noch den Leuchtturm mit seinen 140 Stufen.

3 Kilometer weiter stand der Besuch des Forts la Latte an. Die Dame bei der Kasse bot uns an, auf unsere Velos und das Gepäck aufzupassen. So konnten wir uns unbeschwert auf den Spaziergang, zum Teil durch einen Wald, zur Burg machen. Dabei kommt man noch am Menhir ‚Finger des Gargantua‘ vorbei. Die ehemalige Trutzburg steht bei Flut praktisch von Wasser umgeben und ist nur über eine Zugbrücke erreichbar. Wer die Küste zu Fuss oder mit dem Velo bewältig schafft es auch, den Echauguette-Turm zu besteigen. Die Aussicht ist bei gutem Wetter überwältigend.

Am 1. Mai kamen in dieser sonst wohl einsamen Gegend keine Einsamkeitsgefühle auf. Die touristisch interessanten Orte wurden rege besucht. Aber anstehen musste man höchstens bei den Toiletten. Die niedrige und stachelige Heide bot kaum Winkel für hinterlistige Zwecke an.

Im Bereich der Baie de la Fresnaye fuhren wir etwas in die Irre. Aber was soll‘s! Auf einen Hügel mehr oder weniger kam es nicht mehr an.

Von Saint Cast Le Guildo, unserem Etappenziel, hatten wir die Adressen von zwei Logis de France. Das ist eine Hotelkette welche wir in Frankreich gerne ansteuern, denn meistens sind es Familienbetriebe und wir fühlen uns gut aufgehoben. Das erste, etwas abgelegene Logis, konnte aber kein Abendessen anbieten und so fuhren wir weiter in den Ort. Wo wir schon einmal am Quai des beliebten Seebades waren, hätten wir gerne mit Meersicht getafelt und übernachtet. Doch da war das eine grosse Hotel ganz ausser Betrieb und das andere ausgebucht. Also stellten wir uns in die zweite Reihe respektive in die Parallelstrasse wo wir im 32-Zimmer-Hotel ‚Les Arcades‘ ein Zimmer über den Dächern von St. Cast erhielten. Das Brasserie-Restaurant war allerdings für uns geschlossen. Da war für eine Gruppe gedeckt und für uns war auch auf Anfrage nichts zu machen. Wir haben uns nämlich schon seit Jahren zur Gewohnheit gemacht da zu essen wo wir schlafen. Zunehmend erleben wir, dass Hotelrestaurants dicht machen, weil die Gäste mit dem Auto noch rasch woanders hinfahren oder ihr Picknick im Zimmer einnehmen. 

 

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Mittwoch, 02. Mai 2012,
St. Cast le Guildo - (Côte d'Émeraude) St. Briac s. Mer - Dinard - S. Malo, 46km, 381HM

Hans war schon vor 7 Uhr wach, packte die Kamera und war genau richtig für eine wunderschöne Aufnahme mit der aufgehenden Sonne.
Die Sonne geht in der Bretagne eine gute Stunde später auf als in der Schweiz. Darum staunte das Personal wohl manchmal, wenn sie von uns hörten, dass wir gerne das Frühstück um sieben Uhr hätten. Das ging eigentlich nur in den grösseren Städten mit Business-Gästen. Sonst war 7.30 Uhr das höchste der Gefühle. Für uns hat ein früher Start den Vorteil, dass man abends mehr Zeit für den Etappenort verwenden kann. Mit Glück kann man dann noch einen schönen Rundgang machen, etwas relaxen und findet Zeit für einen Aperó.

Bei der Wegfahrt um 9 Uhr machte ich noch eine Aufnahme von einem Gebäude aus der Gründerzeit mit einem Strauch mit blauen Blüten. Diese Sträucher sahen wir häufig und es nervt mich noch immer, dass ich nicht weiss wie er heisst. Ausgangs St. Cast machten wir noch den Abstecher zur Pointe de la Garde. Diese Rippe mit dem Aussichtspunkt beendet den 1.5 Kilometer langen Strand von Saint Cast.
Wir folgten weiter der Küste, doch es war schwierig die richtige Route zu finden. Hans musste praktisch vor jeder Kreuzung oder Verzweigung absteigen und die Situation genau studieren. Und natürlich ging es weiter steil bergauf und bergab. Ein wunderbares Interwalltraining für die Jungen. Wir mussten allerdings öfters schieben. Die Belohnung: Hübsche typische Weiler mit den klassischen bretonischen Häusern aus Granit und immer wieder schöne Ausblicke, mit und ohne Meer.
Die lange Brücke bei le Guildo liess uns wieder staunen über die vielen bei Ebbe liegenden Boote. Gegen Mittag machten wir eine Pause in einem Strandcafé. Es war noch immer kühl und alles war noch mit starkem Klarsicht-Plastik eingepackt.
Besonders malerisch zeigte sich für uns die Bucht bei St. Briac sur Mer.

Doch da wartete nach Dinard noch eine Sehenswürdigkeit auf uns, welche im Radatlas nicht erwähnt ist.
Das Gezeitenkraftwerk (Usine Marémotrice de la Rance). Durch einen 750 Meter langen Damm zwischen Dinard und Saint Malo wird der Fluss Rance zu einem grossen See aufgestaut. Der Gezeitenwechsel ist extrem und die 24 Turbinen im Innern des Dammes arbeiten bei Flut und bei Ebbe. Gleichzeitig führt die Verbindungsstrasse zwischen den beiden Orten über den Damm – vor und nachher 4 spurig. Von Dinard kommend gibt es eine Hebebrücke und rechterhand die Schleuse für den Schiffsverkehr. Gegenüber gibt es ein kleines Informationscenter. Wir waren um halb vier da und hofften auf eine Besichtigung der Anlage. Da musste ich aber erfahren, dass man das eigentliche Kraftwerk nur innerhalb einer Gruppe besuchen konnte. Die Strasse ist schmal und für Velofahrer absolut zu gefährlich. So schoben wir unsere Velos auf dem Fussweg über den Damm. Auf der anderen Seite konnten wir dann von einer Plattform aus doch noch einen Eindruck des Kraftwerkes bekommen. Die erzeugte Energie entspricht laut unserer Unterlagen in etwa dem Verbrauch einer Stadt mit 300‘000 Einwohnern.


Nach dem Damm war die Strasse wieder vierspurig und die Autos konnten Gas geben. Für die Velofahrer gibt es einen fahrbaren Pfad neben der Strasse. Oben angelangt konnten wir diese Rennbahn aber verlassen und waren dann eigentlich bereits in St. Malo.

Aber nur eigentlich. Die beiden Stadtpläne in unseren Unterlagen halfen nicht weiter. Der Wegweiser zur ‚Intro Muros‘ sagte uns in diesem Zeitpunkt noch nicht viel. An einer grossen Kreuzung machte ich einen Tabakladen aus und konnte mir da einen wirklichen Stadtplan von Saint Malo beschaffen. Jetzt klappte es. Vom Damm zwischen dem Fährhafen und dem Bassin Vauban konnten wir jetzt sehen, was in etwa auf uns wartete. Eine von hohen Mauren umgebene mittelalterliche Stadt auf einer Insel. Der Anblick ist irgendwie atemberaubend.

Wir schoben unsere Velos durch die Porte de Dinan und waren in einer anderen Welt. Das war eben das berühmte Saint Malo.
Wir steuerten das Hotel ‚Porte St. Pierre‘ von der Logis de France Kette an. Die hatten in einem Nebengebäude ausreichend Platz für Velos. Die ganze Ecke scheint da in Familienbesitz zu sein. Im dazugehörenden gegenüberliegenden Restaurant kamen wir in den Genuss einer hochstehenden Küche. Am Nachbartisch wurden Austern geschlürft. Ich schaute natürlich neugierig zu, war ich mir noch nicht so sicher, ob ich auch wieder einmal einen Versuch wagen wollte. Nachdem ich aber in unserem Buch die Stelle mit dem Austernessen nochmals genau studiert hatte, sah ich endgültig davon ab.

Als Verdauungsspaziergang gingen wir noch durch die Porte St. Pierre und warteten den Sonnenuntergang ab. Da gibt es am Strand übrigens ein interessantes Schwimmbecken. Es hat eine Mauer die gerade so hoch ist, dass die Flut frisches Wasser bringen kann, aber bei Ebbe kann das Wasser nicht weg. Es hat sogar einen Sprungturm. Wie schade, dass noch nicht Sommer war!

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Donnerstag, 03. Mai 2012,
S. Malo - (Baie du Mont Saint Michel) St. Benoît des Ondes - Dol de Bretagne , 43km, 183HM

 
Wie in unserem Reiseführer empfohlen, unternahmen wir erst einmal einen Rundgang auf dem Wehrgang. Der Wehrgang bietet einen herrlichen Ausblick über die Stadt und entspricht einem beschaulichen Spaziergang von etwa 2 Kilometern. Es heisst, die Porte Saint-Pierre, wo wir mit dem Rundgang begannen, sei früher nachts der einzige Zugang zur Stadt gewesen. Die dunkle Ecke sei zwar unverschlossen aber durch scharfe Bulldoggen scharf bewacht gewesen.
 
Das Emblem mit einem Hund mit einem Tuch um den Hals kann man häufig antreffen. Das andere Hotel an dieser Pforte heisst wohl deswegen ‚Les Chiens du Guet‘. Um hier auf die Stadtmauer zu gelangen, geht man durch die Gartenwirtschaft dieses Hotels. Blickt man von dieser umfassenden Mauer in die Strassenschluchten mag man kaum glauben, dass die meisten von ihnen nach den Bombenabwürfen von 1944 neu aufgebaut wurden!
Bei der Porte St. Vincent schauten wir schon einmal, wie sich die Wegfahrt etwa darbieten würde. Erstens sind da die Bushaltestellen, mehrheitlich Einbahnstrassen und da war auch gerade noch eine Baustelle.

Erst gegen Mittag packten wir unsere Velos und machten uns auf den Weg weiter ostwärts entlang der Nordküste. Die Strecke ist abwechslungsreich und um diese Jahreszeit gut zu befahren. In der Hochsaison stelle ich mir das weitaus belebter vor. Es gibt da einen grossen Campingplatz mit grossen Parzellen und uneingeschränktem Zugang zum Sandstrand. So würde ich mir Campingferien vorstellen. Dann fährt man an besuchenswerten Austern- und Muschelzuchten vorbei. Wir hatten aber ein anderes Tagesziel. Wir wollten bei Dol de Bretagne den 'Menhir du Champ Dolent' besuchen. Also verliessen wir bei Vildé la Marine die Küstenstrasse.
 
Es war relativ warm und wir träumten von einem Eis. Beim Bahnhof von la Fresnais gibt es ein Restaurant und eine Bar mit Kiosk. Im Restaurant gab es am Nachmittag aber nichts. Statt dessen gab es auf dem Weg zur Bar einen heftigen Knall und bei meinem Velo war am Hinterrad der Reifen geplatzt. Eis gab es in der Bar auch keines, aber statt sich gemütlich an der Sonne einen Espresso zu Gemüte zu führen, entfernte Hans das Hinterrad, lud es auf sein Velo und fuhr damit die 10 zum Glück flachen Kilometer nach Dol de Bretagne. Dort liess er das Rad beim Velomechaniker flicken und fuhr die 10 Kilometer wieder zurück.

Währenddessen liess ich mir die Beine an der Sonne bräunen, studierte noch ausgiebig den Reiseführer und machte mir so meine Gedanken zu den Leuten, welche sich in der Bar mit Lesestoff und Getränken versahen. Der Barkeeper war sehr wortkarg. Nur vereinzelt fuhr ein Zug vorbei und angehalten hat schon gar keiner. Erst als Hans das Rad praktisch wieder montiert hatte, kam der Zug, welcher uns allenfalls nach Dol de Bretagne hätte bringen können. Aber ob da um diese Zeit noch ein Velomechaniker zu finden gewesen wäre steht in den Sternen.
Hans kannte nun schon den Weg. Wir fuhren zügig entlang des ehemaligen Sumpfgebietes, und kurz nach 18 Uhr machte ich in Dol mit perfektem Licht von Westen das Foto von der Kathedrale St. Samson.

Es galt nur noch das ‚Hotel De Bretagne‘ von der Kette Logis de France zu finden und dann wäre der Tag gerettet gewesen. Aber oh weh! Das Hotel war ausgebucht. Ich fragte die Wirtin, ob es noch eine andere Unterkunft gäbe. Sie war nicht besonders kooperativ. Sie hätte uns zum 3 Kilometer entfernten Mont Dol geschickt. Hat nicht einmal angeboten, dort zu fragen. Wir schauten aber sicherheitshalber nochmals in den Bretagne-Führer und fuhren darum erst einmal zum Grand Hotel de la Gare. Dort, praktisch am Ortsende, wurden wir freundlich empfangen und bekamen eines der 13 Zimmer. Ein Nachtessen konnte uns die Wirtin nicht anbieten. Also spazierten wir nach einer 'Express-Dusche' nochmals ins Zentrum. Dieser Spaziergang hatte sich wenigstens gelohnt.

GRAND HÔTEL DE LA GARE
21, avenue Aristide Briand
F 35120 Dol de Bretagne
Tel: 02 99 48 00 44

Ich zitiere auszugsweise unseren Reisführer:
Dol liegt auf einer etwa 20 Meter hohen Anhöhe. Im Norden der Stadt schliesst sich der Marais de Dol an, ein früheres Sumpfgebiet, das noch im 12. Jahrhundert von den Fluten des Ärmelkanals umspült war. Der Bau eines Deichs, Zwangsarbeit für Gefangene der Revolutionstruppen, verwandelte die ehemalige Polderlandschaft in ein fruchtbares Gebiet. Heute liegt Dol inmitten von grünen Weiden, die teils unter dem Meeresspiegel liegen. Hier grasen die berühmten Prés-Salé-Schafe, deren würziges Fleisch zu den Spezialitäten des ruhigen Landstädtchens gehört.

Und genau das liessen wir uns in einem besonders urigen Restaurant in der mittelalterlichen Rue des Stuarts schmecken. Das war ein Volltreffer. Wir waren wie meistens die ersten Gäste, aber bald war kein Platz mehr frei.

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Freitag, 04. Mai 2012,
Dol de Bretagne - Menhir du Champ Dolent - St. Marcan - Quatre Saline - Besuch der Abtei - Le Mont St. Michel, 42km, 185HM

Der Raum, in welchem das Frühstück serviert wurde, hatte überraschenderweise das Aussehen eines ehemaligen Grand Hotels. Das Frühstück selbst war jedoch eher bescheiden.

Bei erst mal anständigem Wettet statteten wir dem Menhir du Champ Dolent unseren Besuch ab.
Vom Bahnhof fuhren wir aber nicht der vorgeschlagenen Route nach. Das kurze Stück auf der Hauptstrasse war kein Problem.
Man kann den Menhir schon von weitem sehen. Es hat eine Tafel zur Erklärung und einen Picknicktisch für solche, die nicht gerade vom Frühstück kommen.
Er ist 9.30 Meter hoch. Zu diesem Monument gibt es mehrere Legenden. Ich jedenfalls wüsste gerne, wie tief er noch in den Boden ragt, damit er so unverrückbar steht.

Zurück über Dol de Bretagne und an Mont Dol vorbei begaben wir uns wieder auf die Route des bikeline-Buches und auf die Küstenstrasse. Hier kamen wir auf den vorher erwähnten Damm, welcher einst mit Hilfe Strafgefangener erbaut wurde. Bei der Chapelle St. Anne legten wir einen Halt ein. Von da gäbe es einen Reitweg direkt nach Mont St. Michel. Dieser wäre aber zu sandig für Radfahrer. Auch der Radweg konnte uns nicht begeistern. Also blieben wir auf der Route, stiessen bei St. Broladre die Velos hoch und brachten am Petit Mont St. Michel vorbei noch ein Interwalltraining hinter uns. Im hügeligen Gebiet verfuhren wir uns und zu allem Überfluss begann es zu nieseln. Wir wandten uns gefühlsmässig der Ebene zu, gesehen haben wir nicht mehr weit. Bei Roz sur Couesnon trafen wir auf die Hauptstrasse. Da fanden wir uns wieder einigermassen zurecht und fanden die Strässchen, welche durch die Polderlandschaft am richtigen Ort, das heisst letztlich beim Fluss Couesnon über die Fussgängerbrücke führt. Das war zwischen den vielen Entwässerungskanälen und Strässchen und Wegen im Nebel nicht ganz einfach.

Zu allem Überfluss rutschte ich bei der Wegfahrt mit dem Fuss auf einem nassen Stein aus und ich fiel im Zeitlupentempo hin. Sonst ist ein Regenponcho ja schon gut, aber in diesem Fall war er etwas hinderlich. Jedenfalls hat mich etwas in die Rippen gestossen. War aber im Moment nicht schlimm, hat mich nur drei Wochen lang beim Drehen im Bett gestört.

Wir waren froh, bei La Grève wo sich die älteren Hotels zur Attraktion Mont Saint Michel befinden, angekommen zu sein. Die Hotels in dieser Ecke waren aber entweder besetzt oder nicht in Betrieb. So wärmten wir uns erst mal in einer Crèperie auf. Da hätte es zur Not ein freies Zimmer gehabt. Wir wollten es dann doch noch etwas näher am Geschehen haben und fuhren noch 3 Kilometer weiter. Da fanden wir noch eine Möglichkeit mit einem Hotel mit Restaurant mit Blick auf den Mont Saint Michel. Es waren noch nicht alle Zimmer bezugsbereit. So bekamen wir praktisch einen Schlafsaal mit vier Betten. Es hätten in diesem riesigen Zimmer gar noch zwei Betten mehr Platz gefunden.

Von da konnten wir mit einem Shuttle den letzten Kilometer bis zum Weltkulturerbe fahren. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten das Gesamtkunstwerk mit Hilfe der Dokumentation von der Kasse geniessen.

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Samstag, 05. Mai 2012,
Le Mont St. Michel - Rennes, 79km, 534HM

Mit unverbaubarer Aussicht auf den Mont Saint Michel assen wir das eher kantinenmässige Frühstück. Dann verabschiedeten wir uns vom Ärmelkanal und wandten uns Rennes, der Hauptstadt der Bretagne, zu.

Erst folgten wir über Pontorson der im bikeline-Führer vorgeschlagenen Veloroute.
Da es Samstag und das Wetter nicht so ausflugskompatibel war, gab es kaum Verkehr und wir nutzten die Hauptstrasse. Der Nachmittag war etwas freundlicher und ich konnte noch ein paar Bilder von der lieblichen Landschaft machen. Die Steigungen waren weniger steil als entlang der Küste. Nur gerade unmittelbar vor Rennes verdichtete sich der Verkehr etwas.


Am späten Nachmittag, gerade vor Beginn eines heftigen Gewitters fanden wir in Rennes im dritten Anlauf im Garden Hotel eine geeignete Unterkunft.

Hôtel Garden
Von der Place de la Gare aus gesehen, gut zu finden am Ende der Avenue Jean Janvier rechterhand in der Rue J. M. Duhamel. Auch nahe der Metrostation 'Musée des Beaux Arts'. Es gibt einen Plan auf der Website.

Wir hatten noch Zeit, uns noch ein Bild machen, von dem was wir am folgenden Tag in Rennes unternehmen konnten.
Zum Nachtesen fanden wir uns in der Rue St. George ein, wo es sehr viele kleine Restaurants gibt. Wir entschieden uns für das Indische Restaurant nahe dem Palais St. George, da es als erstes offenen hatte. Wir waren positiv überrascht. Zu Hause gehen wir kaum auswärts essen, da wir so oft (in Europa) unterwegs sind. Darum kannten wir die indische Küche noch nicht.

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Sonntag, 06. Mai 2012,
Rennes - Stadtbesichtigung - Rennes

Warm angezogen folgten wir erst mal den Strassen und Strässchen aus der vorgeschlagenen Stadtbesichtigung durch einen Teil der Altstadt und fanden uns als Erste in der Touristeninformation ein. Dort konnten wir uns wirklich für die geführte Tour ins Parlamentsgebäude einschreiben lassen. Nur bezahlen konnten wir nicht mit einem 100-Euro-Schein. Anschliessend vollendeten wir auf eigene Faust den begonnenen Stadtrundgang und kauften eine Serie Ansichtskarten, zogen uns ins Hotel zurück um diese zu schreiben und den kommenden Tag vorzubereiten.

Erst um 14.30 Uhr begann die Tour beim Informations-Zentrum für das Parlamentsgebäude. Erst gab es eine Einführung mittels eines Videofilms. Dann konnte es losgehen. Die Führerin erzählte sehr lebhaft und ging auf die Besucher aus den verschiedenen Ecken Frankreichs und Europas ein. Natürlich, einigermassen Französisch sollte man schon können. Dann reichte die Zeit noch für das Bretagne-Museum.

Gerne hätten wir vor dem Rückweg ins Hotel noch das Nachtessen erledigt. Doch vor 19 Uhr ist da rein gar nicht zu machen. Einzig das indische Restaurant in der entsprechenden Strasse öffnete bereits um 19 Uhr. Der Kellner dort freute sich echt und wir kamen noch ins Gespräch mit ihm.

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Montag, 07. Mai 2012,
Rennes - Forêt de Paimpont - Ploërmel, 77km, 660HM

Die Attraktion des Tages wartete in Form des sagenhaften Waldes Brocéliande auf uns. Wer das Buch ‚Die Nebel von Avalon‘ gelesen hat, stösst dort auf altbekannte Namen. Wir mussten aber erst einen Nieselregen und ein heftiges Gewitter über uns ergehen lassen.
Mit Hilfe des Stadtplans fanden wir den westlichen Ausweg und peilten St. Malon sur Mel an. Fuhren an der Abbay de Paimpont vorbei und natürlich durfte das Tal ohne Wiederkehr nicht fehlen.

Der Nachmittag wurde dann noch freundlich. Das sagenumwobene Tal ohne Wiederkehr ist heute auch für untreue Ehemänner kein riskantes Unternehmen mehr. Man kommt aber nur zu Fuss wirklich hin. Hans wartete bei den Velos und ich ging hoch, um ein paar Fotos von der geologisch interessanten Stelle zu machen. Der Wald war 1990 bei einem Waldbrand fast völlig zerstört worden, scheint sich inzwischen wieder zu erholen. Ein vergoldeter Baumstrumpf erinnert an dieses traurige Ereignis.

436_Rapsfeld

In Ploërmel logierten wir in einem besonders schönen Logis de France mit einer exquisiten Küche. Das Amuse-Bouche mit dem Kerbelschäumchen muss ich im kommenden Frühling unbedingt einmal ausprobieren.
In Ploërmel gäbe es zwei Sehenswürdigkeiten, aber beide öffnen so spät am Morgen, dass wir uns auf das Museum des Widerstandes in Malestroit konzentrierten. Dieses Museum schliesst über Mittag. Wir wollten rechtzeitig da sein und machten zum Schrecken des Hoteliers das Frühstück bereits auf 7.30 Uhr ab. Doch er hatte Verständnis und gab uns auch noch einen wertvollen Tipp, wie wir per Velo am besten dahin kommen würden.

Unterkunft im
HOTEL LE COBH

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Dienstag, 08. Mai 2012,
Ploërmel - Malestroit (Widerstands-Museum bei St. Marcel) - Vannes, 58km, 435HM

Der 8. Mai ist sowohl in Frankreich wie in vielen europäischen Ländern ein Feiertag. Alles sei geschlossen an diesem Tag, verkündigte uns der Hotelier. Er erkundigte sich freundlicherweise im Internet, ob das Museum offen hätte. Wir waren ahnungslos und peinlicherweise mussten wir uns erst mal erkundigen, worum es ging. In der Agenda steht: Commemoration Armestice 1945 (Tag der Befreiung).

Doch erst einmal gab es eine beschauliche Fahrt auf dem ehemaligen Trasse einer Eisenbahn und entlang des Kanales l'Oust. In Malestroit angekommen gab es wieder einmal eine Sucherei, um die Ausfallstrasse nach St. Marcel mit dem Museum zu finden. Mit Hilfe eines Smartphones und GPS dürfte das einfacher sein.

Tatsächlich hätten wir uns keinen passenderen Tag für unseren Besuch des Widerstandsmuseums aussuchen können. Wir waren auch nicht alleine dort.

Die Gräueltaten der Deutschen während des 2. Weltkrieges schienen keine Grenzen gekannt zu haben. Und ich fragte mich mal wieder wo eigentlich die sonst so alleswissende und machtbeflissene Kirche war um dem Morden Einhalt zu gebieten.

Nun zu Praktischem: An der Kasse beim Museum konnte man uns wiederum keinen 100-Euro-Schein wechseln. Das Museum schliesst wirklich über Mittag, auch am Erinnerungstag des Waffenstillstandes von 1945. Und es gibt beim Museum ein Lokal das mehr als Crèpes offeriert und über Mittag geöffnet ist. Nur 100-Euro-Noten sind auch hier schlecht zu wechseln. Als die Wirtin erkannte, dass wir wirklich kein Kleingeld mehr hatten, erbarmte sie sich und holte kleinere Scheine aus ihrem persönlichen ‚Reservoir‘.

Wir kamen noch zeitig in Vannes an. Vom Etang de Duc suchten wir die Einfahrt ins Zentrum der Stadt. Dabei bekamen wir auf der Rue Françis Decker schon einmal einen Eindruck von der immensen Stadtmauer und dem gepflegten Park Marle. Bei der Porte Poterne versuchten wir ins Innere zu gelangen. Da gab es selbst mit Velo schieben kein Vorwärtskommen.

Sowohl ausserhalb und in den Gassen der Altstadt wimmelte es von Leuten die den Feiertag für einen Ausflug nützten. Das Hotel an der Place Gambetta beim Hafen hätte zwar ein Zimmer für uns gehabt, aber man kann dort nirgends Velos unterbringen. Die Touristeninformation war am Feiertag geschlossen. Wir irrten etwas herum und kamen dank der Hilfe zweier Damen an den Place de la Libération mit gleich zwei grösseren Hotels. Im Best Western fanden wir dann alles was wir brauchten. Es hat eine riesige Tiefgarage in welcher unsere Velos schon fast etwas verloren dastanden.

HOTEL BEST WESTERN

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Mittwoch, 09. Mai 2012,
Vannes - Stadtbesichtigung - Besuch Aquarium de Vannes

Unsere Tour für den folgenden Tag um die Baie de Morbihan war noch nicht gesichert. Dazu mussten wir uns versichern, dass mindestens die Fähre von Port Navalo nach Locmariaquer in Betrieb war. Optimal wäre auch auf der D199 die Personenfähre von Montassarrac nach le Passage gewesen, doch diese fährt bikeline-Radatlas erst in der Hochsaison. Dazu hätten wir gerne genaue Angaben von der Touristeninformation gehabt.

Diese öffnet auch hier in dieser sehr touristischen Stadt erst um 10 Uhr. Hans erhielt einen Flyer des Fährbetriebes 'le Passeur des Îles'. Somit hatten wir einen Fahrplan.

451_VannesJachthafen

Das Wetter war genau so feucht und trüb wie in der Vorhersage.

Also machten wir uns mit Schirm und Regenschutz bewehrt auf den Zwei-Kilometer-Fussmarsch entlang des Yachthafens um in der Nähe der Hafenausfahrt das Aquarium océanographique et tropical zu besuchen. Dieses wird als gross und vielfältig gepriesen.
Der Eingang war nicht mehr da, wo er architektonisch vorgesehen war, und die Hinweise zum aktuellen Eingang mangelhaft. Pro Person kostet der Eintritt 12 Euro – macht zu zweit 24 Euro. Trotz dieses stolzen Preises wurde auch hier kein 100-Euro-Schein angenommen. Wir schafften es gerade noch, mit kleinerem Geld zu bezahlen. Der Zugang zur Toilette ist auch reichlich kompliziert. Die Toiletten beim Gruppenraum dürfen von Einzelbesuchern nicht benützt werden. Der Stimmung war das nicht besonders zuträglich. Auch im Museum sind die Erklärungen eher schwach und die Bassins für die vielen Fische für mein Empfinden viel zu klein.
Die Aquarien scheinen jedoch sehr gut gepflegt zu sein. In dieser Hinsicht wird hier wohl sehr gute Arbeit geleistet. Persönlich haben mich all die Lebewesen, welche nicht zu den Fischen gehören am meisten beeindruckt. Da gibt es Seesterne, Seeanemonen Kleinlebewesen und viele lebende Korallenarten. Das berühmte Krokodil, das vor Jahren in den Kanälen von Paris gefunden wurde, fristet hier seit 1984 ein armseliges Dasein auf kleinstem Raum. Ich darf schon kaum daran denken.
Tipp: Bei der Busstation konnten wir in Erfahrung bringen, dass uns eine Navette, da heisst ein Bus, gratis ins Zentrum zur Place Gambetta zurückbringen konnte. Dieser Bus fährt mittwochs laut Fahrplan bis 13 Uhr alle ¼ Stunden. Inzwischen hatte die Touristeninformation offen und wir konnten unsere Informationen einholen. Wir hatten nun einen Fahrplan für die Überfahrt von Port Navalo nach Locmariaquer. Die kleinere Fähre bei Montsarrac fährt tatsächlich erst ab Juli.
Am Nachmittag hätten wir gerne das Archäologische Museum besucht. Auch das lässt sich als Einzelreisende nur in der Hochsaison richten. Wir unternahmen dann noch einen Stadtrundgang mit Hilfe unseres Bretagne-Reiseführers vom Michael Müller Verlag. Ich mache gerne etwas Reklame dafür, denn er ist wirklich gut. Nach einer kleinen Zwischenverpflegung zogen wir uns ins Hotel zurück. Der folgende Tag musste noch detaillierter geplant werden.
Die Bilder vom Stadtrundgang in Vannes:

Während Hans sich ins Planen vertiefte, kam ich auf die glorreiche Idee, unsere vier 100-Euro-Scheine in einer Bank wechseln zu gehen. Schon bei der ersten Bank blitzte ich ab. Sie hätten gar kein Bargeld im Hause. Geld beziehen könne man am Bancomaten. Bei der zweiten Bank in etwa das Selbe, ich solle es auf der Hauptpost versuchen. Also machte ich mich auf zur Place de la Republique. Da war ich noch nicht und es war noch ein hübscher Spaziergang. In der Post hatte ich keine Ahnung, wo ich mich anstellen sollte. Ich erklärte der Dame, welche für so eine Art Vorsortierung da war, was ich wollte. Sie meinte, das sei wohl nicht so einfach, weil die Dame am entsprechenden Schalter die Kasse nur öffnen könne, wenn sie etwas zu verkaufen hätte. Einfach so wechseln könne sie nicht. Ich stellte mich trotzdem da an, und erklärte der Dame am Schalter dann was ich wollte. Es könne ja nicht sein, dass wir mit 400 Euros in der Tasche nicht einmal mehr einen Kaffee trinken gehen könnten. Letztlich kaufte ich mit jedem der vier Scheine eine Briefmarke. Mit dem Einverständnis ihres Chefs ging das dann. Nun hatten wir wieder Kleingeld für die kleinen Dinge unterwegs. Falls das nicht gegangen wäre, hätte ich zur Banc of France gehen müssen.
Das Problem scheinen die vielen Fälschungen und die mangelnden Mittel für Kontrolle und Sicherheit zu sein. Vermutlich sind die restriktiven Öffnungszeiten auch eine Folge der Krise.
Während des Nachtessens konnten wir noch die Wettervorhersage am Fernsehen sehen. Diese versprach wiederum nichts Erfreuliches. Ausläufer des Atlantiktiefs wirksam und mindestens am Morgen Regen.

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Donnerstag, 10. Mai 2012,
Vannes - Umrundung des Golfes du Morbihan (Fähre bei Port Navalo) - Locmariaquer,
54km, 195HM

Beim Frühstück sah es genau so trostlos aus, wie die Wettervorhersage versprochen hatte. Während des Packens hörte der Regen auf und als wir unsere Velos von der Tiefgarage die Rampe hochschoben schien bereits die Sonne.
Diese war uns zwar nicht den ganzen Tag treu, aber wir brauchten den Regenschutz nie. Da zeigte es sich wieder einmal, dass man nicht so schnell aufgeben darf.

Von der Place de la Libération aus konnten wir auf dem Boulevard de la Paix dank des Radstreifens gut am See vorbei und auf die Ausfallstrasse D779, die Avenue Édouard Herriot gelangen. Diese Routenwahl war nötig da wir ja die Fähre bei Montsarrac nicht zur Verfügung hatten. Ab St. Léonard kamen wir auf die D780.
An und für sich hatte ich mir von dieser Etappe landschaftlich mehr versprochen. Die Radroute hätte diese Strasse meistens gemieden und wäre noch am Schloss Suscinio vorbei gekommen. Vom Golf selbst hätte man aber auch da nicht mehr mitbekommen. Also konzentrierten wir uns auf eine frühere Ankunft in Port Navalo und auf das Übersetzen mit der 14-Uhr-Fähre nach Locmariaquer mit den berühmten Dolmen. Lediglich den Tumulus von Tumiac bekannt als der Butte de César besuchten wir noch kurz vor Port Navalo. Es gibt dazu kurz vor Arzon an der Hauptstrasse D780 zwei kleine weisse Wegweiser und einen Parkplatz mit einer Informationstafel und zum Fussweg. Wir konnten mit unseren Velos direkt zum Fuss des höchsten Megalithengrabes gelangen. Von der 15 Meter hohen Kuppe aus hat man eine sehr schöne Aussicht, aber die Luft war zu trüb für ein umfassendes Foto. In die Grabkammer kann man nicht. Die darin gefundenen Kostbarkeiten konnten wir bereits in Vannes im Museum betrachten.
Besser klappte das bei der Mühle von Pen Castel. Diese Mühle wurde original mit Hilfe der Gezeiten betrieben. Um doch noch den Golf sehen zu können machten wir noch einen Abstecher zur Pointe de St. Nicolas bei Kerners.
Dann waren wir kurz nach dem Mittag im Hafen von Port Navalo. Hans erkundigte sich beim Fährunternehmen nach den Gegebenheiten. Es gibt da so viele Ausflugsziele, dass die Fähre dabei untergeht, wenn man so sagen darf. Billets kann man erst kurz vor der Abfahrt erstehen. Dann ist der Schalter geöffnet. So konnten wir uns noch die Zeit nehmen mit unseren Velos auf der Strandpromenade mit den Bänken und Aussichtspunkten zu flanieren. Den Leuchtturm konnte ich aber nur aus der Ferne fotografisch festhalten.

Gespannt auf das was da auf uns zukomme, warteten wir dann am Hafen. Diese enge Stelle wird als Tor zu Golf von Morbihan betrachtet. Wegen der ausgeprägten Gezeiten sind die Rampen zu den Anlegestellen recht steil. Welches dürfte dann unser Transportmittel sein? Wir waren nicht die einzigen Fährgäste mit Velos. Als dann das richtige Schiff da war ging alles sehr schnell. Die Velos wurden über die Reling gehoben, platziert und es konnte pünktlich losgehen.
Die Personenfähre bot schätzungsweise für ca. 50 Personen Platz. Wir bezahlten für zwei Personen und zwei Velos 16 Euros. Auf dem Prospekt steht, dass es einen während des Sommers auch einen Bus nach Carnac und la Trinité gibt. Der Fahrplan auf der Website ist leider zur Zeit nur von Locmariquer in Richtung Port Navalo eingerichtet.
Mit Interesse verfolgten wir, wie der Steuermann die Fähre in der starken Strömung aus dem Golf an den Untiefen vorbei manövrierte. Uns schien das jedenfalls ein anspruchsvoller Job zu sein. Das Wasser hatte die Geschwindigkeit eines reissenden Flusses, als ob das Wasser des ganzen Golfes auslaufen wollte.

In Locmariaquer suchten wir als erstes die Touristeninformation auf. Der Ort nennt sich stolz 'Cité mégalithique'. Mit den frisch erstandenen Unterlagen machten wir uns auf die Räder zu den sehenswerten Dolmen. Der Nachmittag war somit mit Suchen und Staunen ausgefüllt.
Diese Megalithenstätten sind offenbar das Zeugnis eines jahrtausendealten Totenkultes.
'Les pierres plates' bergen eine Megalithengrabstätte mit einem Hinweismenhir aus dem 3. Jahrtausend v. Chr..
Die Anlage mit dem Informationszentrum, dem 'Table des Marchands' und dem 'Grand Menhir brisé' fanden wir am Ende unserer Megalithen-Rundtour. Sie wurden bereits 4‘500 vor unserer Zeitrechnung errichtet.

Man liest, diese Menschen hätten bereits Viehzucht betrieben und Getreide angebaut, sie hätten Keramik hergestellt und hätten bereits Kupfer und Gold gekannt. Dabei darf man nicht vergessen, dass diese Grosssteingräber im Verlaufe von 2000 Jahren entstanden sind, sie waren also nicht einfach eine vorübergehende Mode. Das sind veritable Spuren einer verschwundenen Kultur.
Jedenfalls lohnt es sich auch nachzulesen und darüber nachzudenken, was später während der Christianisierung clevere Priester damit anzustellen wussten.
Im Bereich der Kirche gibt es mehrere Hotels und es war kein Problem unterzukommen.
 
Hotel Restaurant LAUTRAM
Place de l'Eglise
56740 Locmariaquer
 
Es handelt sich um einen Familienbetrieb. Für uns hat es gestimmt.

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Freitag, 11. Mai 2012,
Locmariaquer – Alignement de Carnac - Halbinsel Quiberon - Penthièvre, 63km, 180HM

Wir fuhren erst nochmals an den Dolmen des Marchands vorbei und begaben uns dann auf die D781. Das ging ganz gut. Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Doch wir wollten noch etwas Küstenfahrt und machten auf der D28 den lohnenden Bogen zum schönen Strand von Kernevest.

Trotz unserer Bewunderung hielten wir uns nicht mehr bei jedem grösseren Stein auf, sondern steuerten nordwärts über Kérisper direkt die berühmten Alignements de Carnac an. Diese geheimnisvollen Steinreihen erstrecken sich an der D196 über 4 Kilometer Länge. Mit dem Velo war das auf der 'Route de Alignements' optimal abzufahren, denn so kann man jederzeit anhalten. Es gibt nicht viele Parkplätze und Reisecars haben hier zum Glück gar nichts zu suchen. Wir fuhren von Ost nach West so ist man auch schon auf der richtigen Strassenseite.
Eigentlich sind es drei Felder mit ‚Hinkelsteinen‘: Die Alignements de Ménec, die Alignements de Kermario und diejenigen von Kerlescan.
Etwa auf halbem Weg gibt es einen Aussichtturm und Toiletten und bei Ménec ist das Maison des Megalithes mit zusätzlichen Infos zu finden.

Das Prähistorische Museum in Carnac war leider für uns über Mittag gerade wieder einmal geschlossen. Also genehmigten wir uns in der nahen Crèperie eine Kleinigkeit.  Die Crèperie war sehr gut besetzt, hier keine Spur von Krise. Von da fuhren wir direkt weiter über Plouharnel zur Halbinsel Quiberon.

Zum Teil gibt es sehr gute Velowege. Nur fehlen oft die Wegweiser und man hat keine grosse Ahnung wohin sie führen. Diesmal hat es geklappt. Wir fuhren gleich die Côte Sauvage. Trotz des mehrheitlich schlechten Wetters gab es enttäuschend wenig Wellen. Die Côte Sauvage ist Naturschutzgebiet. Darum auch nicht gar so überbaut. In Quiberon suchten wir uns den Weg bis zum Port Maria und fanden, es dränge sich nicht auf, hier zu übernachten. Im Sommer dürfte der Ort extrem überfüllt sein. Wir fuhren teilweise auf der Hauptstrasse mit zu dieser Jahreszeit mässigem Gegenverkehr bis Penthièvre zurück.


Da gibt es ein kleines, äusserst angenehmes Hotel. Die Velos konnten wir auf der Rückseite des Hauses direkt vor unserem Zimmer abladen und deponieren. Auch das Essen und die Stimmung im Restaurant war ausgezeichnet. Dafür mache ich gerne Reklame.

AUBERGE LE PETIT MATELOT
23, Av de Saint Malo, Plage de Penthièvre
56510 SAINT PIERRE QUIBERON
Télephone: 02 /97 52 31 21

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Samstag, 12. Mai 2012,
Penthièvre - (Côte du Morbihan) - Gâvres - Port Louis (2x Fähre) - Lorient, 58km, 135HM

Bei der Wegfahrt war der Wind heftig daran die Wolken wegzufegen. Er blies kalt von Norden und natürlich uns entgegen. Stirnband und Handschuhe waren angebracht. Mangels hilfreicher Wegweiser machten wir einen unnötigen Umweg zu den Alignements de Kerzerho. Das sind die westlichen Ausläufer der Stätte von Carnac.

In Erdeven beschaffte sich Hans in der Touristeninformation einen lokalen Plan. Doch diese unscharfe Schwarz-Weiss-Kopie war nur bedingt brauchbar. Vielleicht hätten wir uns besser an den Parkplatz an der D781 gehalten.
Wir fuhren durch eine Häusergruppe und kamen dann in ein Wäldchen mit grösseren Menhiren. Von der Hauptstrasse, vermutlich vom Parkplatz her tauchte dann die Fee auf.
Sie entspricht nahe dem Bild, das ich mir von Morgane in der heutigen Zeit machen würde. In Tat und Wahrheit war sie der Guide einer Gruppe. Sie organisierte eine Art Schatzsuche für ihre Gruppe. Ganz schön verspielt und passend zum Thema.
Nach einem mühsamen Abstecher durch den Wald mit vielen grossen Wasserpfützen im Weg, suchten wir den Weg nach Crucuno. Dort erhebt sich der Dolmen von Crucuno. Nur noch die Grabkammer ist erhalten. Die Deckplatte ist geborsten. Trotzdem recht imposant mit den elf tragenden Steinen.

Den Dolmen Mané Groh haben wir nicht wirklich gefunden. Aber den kleinen See im Wald, der offensichtlich randvoll Wasser war. Also fuhren wir zurück nach Erdeven und weiter nach Etel um das dortige Thunfisch-Museum zu besuchen. Wie die meisten Museen, wenigstens in der Vorsaison, war auch diese über Mittag geschlossen. Dieses Mal warteten wir aber. Das Wetter war gerade freundlich, und wir konnten am Hafen an der Sonne eine Crèpe geniessen. Es ist auch viel einfacher unterwegs einzukehren, wenn man die Velos gut im Auge behalten kann.


Um 14 Uhr wurden wir im Museum eingelassen. Das Warten hatte sich gelohnt. Es ist wirklich gut gemacht und für uns Leute vom Festland sehr beeindruckend. Eine Dose Thon zu öffnen ist für mich inzwischen nicht mehr das Selbe wie vor dem Besuch. Da werden Erinnerungen an die dramatischen Darstellungen wach.
Dann ging’s zurück auf die D781 um zur Brücke über den Rau d’Etel zu gelangen. Rau steht für Rio oder Rivière.

Anschliessend folgten wir weiter der Küste. Die D158, die Rue de Gavres, hatte unser Interesse geweckt.
Sie bedeutet den Landweg nach Gàvres und verläuft praktisch auf oder besser gesagt hinter einer langen Düne. Landseitig befindet sich eine Art Lagune, die Baie de Locmalo. Um das Meer zu sehen, muss man dann aber auf die Düne klettern. Das hatte sich an diesem Tag gelohnt. Die Luft war sehr klar und der Meereshorizont wie abgeschnitten und man konnte die Krümmung der Erde erkennen.

2543_FaehreKleinIn Gâvres benützten wir die kleine Personenfähre (Embarcadère) um nach Port Louis zu gelangen.
La ligne 13 : GAVRES embarcadère - PORT-LOUIS Locmalo
Hier der Link zu den Fahrplänen vieler Fähren: http://www.ctrl.fr/contenu.php?id=175

In Port Louis mussten wir uns beeilen, um auf der gegenüberliegenden Seite die Fähre nach Lorient zu erwischen. Das war dann die Linie 11 welche von Port Louis nach Lorient fährt. Als Fussgänger hätte man gleich einen Anschluss mit dem Bus gehabt. Die Mannschaft auf den Fährschiffen ist geübt im Velos ins und vomSchiff zu laden. Allzuviele Velos haben aber nicht gleichzeitig Platz.

Wir aber mussten wieder einmal die Intuition spielen lassen. Hans traf das perfekt. Er schwenkte in die Avenue de la Perrière ein. Da gibt es zwei Hotels. Beim einen meldete sich niemand und beim Hôtel Les Océanes waren wir erfolgreich. Unser Zimmer ging auf die Allee und wir hatten gute Luft nahe der Baumkronen.

Das Restaurant Le Neptune befindet sich gerade unmittelbar nebenan. Man hatte für uns vom Hotel aus einen Tisch reserviert. Das war weise. Wir assen selten in einem so gut besuchten Lokal. Muss ein Geheimtipp sein. Natürlich war auch Samstagabend. Das Essen und der Service waren jedenfalls ausgezeichnet.

Hôtel Les Océanes‎
17 Avenue de la Perrière
56100 Lorient, France
02 97 37 14 66
Restaurant Le Neptune‎
15 Avenue de la Perrière
56100 Lorient, France
02 97 37 04 56

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Sonntag, 13. Mai 2012,
Lorient - Lomener - Atlantikküste - Fort Bloquée - Pont Aven - Concarneau, 70km, 419HM

Das war ein er der wenigen strahlend schönen Tage. Der Wind war weniger heftig. Wir folgten im ersten Teil wann immer möglich der Küste. Da gibt es echt schöne Strände. Doch wer sich im Meer sonntäglich vergnügen wollte, tat das wohlweislich noch im Neoprenanzug. Wir konnten am Nachmittag zum ersten Mal auf dieser Reise in kurzen Ärmeln fahren. Bis dahin war es immer zu kalt.

Ich hätte nichts dagegen, wenn meine nächste Kamera mit einem GPS ausgerüstet wäre. Dann müsste ich nicht im Internet nachschauen, in welchem Ort ich die folgenden Bilder vom Markt gemacht habe. Jetzt sehe ich nur, um wie viel Uhr ich geknipst habe und versuche es zu Hause herauszufinden. Hier müsste es sich um Larmor Plage handeln. Das war etwa eine Stunde ab unserer Abfahrt. Und das Bild des Wehrturmes auf der Website der Stadt Larmor Plage ist passend zum Turm auf meinem Bild. Interessant wären wohl noch die Brunnen der Stadt gewesen.
Ich hatte gefragt und durfte ungehindert fotografieren.

Das alte Fort von Keragan, genannt 'Fort Bolqué' betrachteten wir nur vom Ufer aus.

560_FortBloque

Am frühen Nachmittag fuhren wir über die Grenze zum Departement Finistère. Um 16 Uhr waren wir im berühmten Pont Aven. Da hatte es an diesem schönen Sonntag so viele Leute, dass wir uns so rasch wie möglich wieder aus dem Staub machten. Hans wartete am Schatten, bis ich doch noch ein paar Fotos gemacht hatte.

In Concarneau angekommen, fanden wir Platz in einem Hotel am Quai gegenüber der Ville Close.
Deswegen waren wir ja nach Concarneau gefahren. Im Hotel wählte ich ein schönes Eckzimmer mit Dusche und mit Blick zum Tor der Ville Close.

569_Concarneau 

Auf den ersten Blick sah das Zimmer ganz ansprechend aus. Die in historischen Gebäuden nachträglich installierten sanitären Einrichtungen bringen einen dann oft auf den Boden der Realität zurück. Hier war es wieder einmal ziemlich schlimm. Die Toilette konnte man praktisch nur bei offener Tür benützen und die elektrische Spülung war relativ laut. Der WC-Deckel wackelte gefährlich und für die futuristische Dusche brauchte man eine Anleitung. Wenigstens kam warmes Wasser. Immerhin, die Velos konnten wir gut und sicher im Innenhof unterbringen.

HOTEL LES GRANDS VOYAGEURS
Immeuble Saphir – Béatrice DONNIOU
9 Place Jean Jaurès 29900 Concarneau
Tél : 02 98 97 08 06

Gleichzeitig mit uns war noch ein Paar Veloreisende aus England angekommen. Später trafen wir die beiden zufällig im selben Restaurant beim Nachtessen und setzten uns an einem Tisch zusammen. So tauschten wir ein Nachtessen lang Erfahrungen aus.
Auch sie wunderten sich darüber, dass in Frankreich die Touristeninformationen so oft geschlossen sind. Die Öffnungszeiten nehmen kaum auf die Bedürfnisse der Reisenden Rücksicht. Früher oder später kann man nur noch mit Smartphone und GPS reisen. Auch die Tatsache, dass die meisten Museen über Mittag geschlossen sind, konnten sie schlecht nachvollziehen.

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Montag, 14. Mai 2012,
Concarneau - Port de l’Île Trudi - Pont l’Abbé - Penmarch, 72km, 382HM

Wir packten erst mal und besuchten dann in aller Ruhe die verschlafene Ville Close von Concarneau. Wir umrundeten sie auf der Stadtmauer und spazierten zurück, als die ersten Geschäfte mit den Artikeln für die Touristen öffneten.

Die einzelnen Küstenstreifen waren extrem malerisch. In Port de l’Île Trudi brannten wir wieder einmal bei einer Fährverbindung an. In der Vorsaison ist die Fähre nach Loctudy Sonntag und Montag nicht in Betrieb. Das bedeutete einen Umweg über die D44 und über die Brücke von Kergadec bei Pont l'Abbé. 

VonBruecke592klein

Anschliessend benützten wir weiter wo immer möglich die Strassen entlang der Küste. Tagsüber konnten wir in kurzen Ärmeln fahren, doch gegen Abend kam heftiger Wind auf und der Himmel hüllte sich in bedrohliche Wolken. Die Pointe de Penmarc’h konnten wir nicht mehr richtig geniessen und der Leuchtturm Phare d’Eckmühl interessierte uns nur noch am Rande.

Wir wollten so rasch wie möglich weg vom heftigen Gegenwind, waren aber erst im Ortsteil St. Guénolé fündig. Wiederum waren einige Hotels nicht in Betrieb.

HOTEL RESTAURANT LES ONDINES
90 Rue Pasteur
29760 Penmarc'h

Zur Vorspeise versuchte sich Hans einmal mit der Vertilgung von Krustentieren. Eine Französin am Nebentisch erbarmte sich seiner und zeigte ein paar nützliche Tricks wie damit umzugehen ist. Ich hatte zum Glück etwas Gescheiteres bestellt und konnte den gröbsten Hunger mit der Vorspeise stillen und bis zum Hauptgang schon mal am Reisebericht schreiben. Die Küche musste vermutlich Überstunden leisten, weil es mit uns so spät geworden war. Doch die Wirtin blieb freundlich und schien für uns Verständnis gehabt zu haben. Alles war übrigens ausgezeichnet und ich kann diese Unterkunft nur weiterempfehlen.

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Dienstag, 15. Mai 2012,
Penmarch - Plonéour Lanvern - Quimper, 46km, 269HM

Um vom Zimmer zum Frühstück im Restaurant zu gelangen, mussten wir für ein paar Schritte ins Freie. Da bekamen wir schon mal eine Ahnung, was betreffend Temperatur und Wind auf uns zukommen würde. Also richteten wir uns schon beim Packen entsprechend ein. Handschuhe, Mütze und über der Windjacke die im letzten Moment beim Start noch zusätzlich eingepackte Jacke darüber. Diese Ausrüstung war angebracht für den ganzen Tag.

603_BlickZuTuermen

Gerne wären wir etwas näher dem Meer entlang bis zur Pointe de la Torche gefahren. Die Wellen, welche sich an den Klippen brachen, gaben ein malerisches Bild ab. Doch der Wind kam uns so heftig entgegen, dass wir wegen der Tränen kaum mehr etwas sahen. Als gar Sand zwischen meinen Zähnen knirschte, hatte ich genug Küste gehabt.
Also hielten wir uns an Strassen etwas weiter im Land und drehten dann sowieso über Plonéour Lanvern in Richtung Quimper ab.

Kurz vor Quimper wurden wir durch die Verkehrsregelung ausgebremst. ‚Unsere Strasse‘ wurde zur Autobahn D785 und darauf hatten wir offensichtlich nichts zu suchen.

Ein ausgeschilderter Umweg von 8 Kilometren brachte uns sozusagen auf die gegenüberliegende Seite der Autobahn, von wo wir dann aber gut geführt ins Zentrum von Quimper gelangten.

613_QuimperPanorama

Über die Touristeninformation fanden wir mit dem Escale Oceania ein geeignetes Hotel und konnten noch die Stadt besichtigen.

 

Bemerkenswert:
In der Kathedrale St. Côrentin gibt es eine Art interaktive Videoinstallation auf deren Bildschirm man die Entwicklung der Stadt und der Kathedrale von Beginn bis zur Gegenwart sehen kann.
Eine Serie von grossen Tafeln zeigt auf eine besondere Arte die allgemeine Geschichte über Epochen, Päpste, Präsidenten von Frankreich und weitere wichtige Ereignisse. Äusserst anschaulich! Wer sich einigermassen für Geschichte interessiert, sollte sich das nicht entgehen lassen.

620_KleineWaescheWie gewohnt assen wir wo wir schlafen. Das Essen war nicht besonders, aber wirklich hungrig gingen wir nicht vom Tisch. Mir schien, das Hotel ist eher auf Massentourismus eingestellt.
Im Gegensatz zum vorangegangenen Abend profitierten wir vom Halbpensionsangebot. Das war dann etwas einfacher und natürlich auch preiswerter. Die Velos übernachteten in der Gepäckaufbewahrung. Mehr als zwei Drahtesel haben da aber kaum Platz.

Escale Oceania
6 rue Théodore Le Hars
29000 Quimper

 

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Mittwoch, 16. Mai 2012,
Quimper – Locronan - Châteaulin - Playben , 60km, 735HM

Wir starteten wiederum mit Handschuhen bewehrt. Die Zielrichtung war das winzige bretonische Musterstädtchen Locronan, aber womöglich nicht auf der recht befahrenen Hauptstrasse D39.

In einem Wohnquartier vor einer kleinen Brücke über den Stadtbach kam Hilfe. Dieser freundliche Mann ging mit uns ein paar Schritte um ein paar Ecken und wies uns den Weg auf die alte Strassenverbindung. Er riet uns, einfach dieser Strasse zu folgen und wir kämen automatisch nach Locronan. Wieder am romantischen Ufer des Baches liessen wir uns durch einen ausgeschilderten Radweg verführen. Dies war aber eher dumm gewesen. Es handelte sich nur um eine Rundtour um Quimper. Vor der Umfahrungsschnellstrasse endete der Weg für uns praktisch im Sumpf. Zum Glück war noch ein ortskundiger Radfahrer unterwegs. Er zeigte uns den Ausweg über eine Schotterstrasse und wie wir die Schnellstrasse queren konnten. Ab da verliessen wir die Landstrasse nicht mehr. Es handelte sich um die D63 und es war auch später kein Problem mehr. Sie ist streckenweise sehr romantisch.

Locronan:
Das braun-graue Granitstädtchen gibt ab und zu die Kulisse für mittelalterliche Kino und Fernsehproduktionen. Man fühlt sich fast wie auf einer Zeitreise. Viel Geschichte und noch mehr Geschichten. Die Sonne meinte es inzwischen gut mit uns und wir konnten den ganzen Platz vor der Kirche St-Ronan im Freien von der Crêperie aus geniessen.

628_AussichtLocronanPan

Die immense Aussicht von Locronan in Richtung Meer.

Auf der D7 kamen wir anschliessend flott voran nach Châteaulin. Da genossen wir eine rassige Abfahrt bis zum Kanal Nantes-Brest. Das Wetter liess inzwischen kaum mehr Wünsche offen und wir genossen am Quai erstmals ein Eis in einem Strassencafé. Wir hatten die Qual der Wahl, welche Brücke wir über den Kanal, resp. den Fluss l’Aulne nehmen sollten. Erst einmal folgten wir dem Kanal flussaufwärts und stiegen auf nach Pleyben. Da wollten wir übernachten und hatten auch eine einschlägige Hoteladresse. Ich wollte noch Getränke kaufen und Hans schaute sich nach dem Hotel um. Er kam erfolglos zurück. Die Information war wie schon oft geschlossen.

Darum ging ich nochmals ins Lebensmittelgeschäft und fragte nach. Die Besitzerin erklärte mir, dass das gesuchte Hotel eben nicht im Ort, sondern unten beim Hafen am Kanal sei. Das sei eben ein Ortsteil von Pleyben. In unserer Fahrtrichtung wüsste sie eine Unterkunft in einem Chambre d’Hôtes. Das waren noch 7 Kilometer. Sie rief für uns an und fragte, ob etwas frei wäre und ob wir auch etwas zu essen bekämen. Französisch heisst das Table d’Hôtes. Die Dame im Geschäft meinte, mein Französisch sei gut genug, dass ich mit der Frau dort selber die Details abmachen konnte. Ich veranschlagte eine Stunde, für die Strecke und das Suchen, und essen würden wir alles, egal was sie kochen würde. Die hilfreiche Dame vom Lebensmittelgeschäft zeigte Hans noch auf der Karte, wo wir unsere Unterkunft finden würden. Es handelte sich um einen ehemaligen Bauernhof, abseits der Strasse.

638_p_Pleyben

Wir umrundeten noch die Kirchenanlage, hier Enclos paroissial genannt.

Auf der D785 pedalten wir also schön weiter und hatten dann noch eine erfrischende Abfahrt zum Flüsschen Stêr. Danach sahen wir schon die Tafel zu unserer Unterkunft. Die ganze Übung dauerte nur gerade ca. eine Viertelstunde.

Schon der erste Eindruck liess ein sehr schönes Anwesen vermuten. Die Besitzerin öffnete uns das Tor per Funk. Der Hausherr liess uns die Velos in den ‚Hangar‘ stellen. Die Geschichte dazu später.

Wir bezogen ein hübsches, sehr praktisches Zimmer im ersten Stock des Gästehauses. Während ich per SMS Kontakt mit zu Hause pflegte und kleine Wäsche machte, konnte Hans im Garten noch an der Sonne die kommende Etappe planen.
Hans führt auch konsequent das Logbuch mit den Daten wie gefahrene Kilometer, Höhenmeter und diverse Durchschnittszahlen. Diese helfen nicht nur zu Hause bei der Aufbereitung für den Reisebericht. Sie zeigen auch auf, wie wir unterwegs im Verhältnis zur Planung vorwärtskommen und was allenfalls noch möglich ist. Irgendwann stehen ja zu Hause auch wieder Termine an.

Wie meistens war das Nachtessen um 18.30 Uhr angesagt. Also fanden wir uns im Haupthaus, einem typisch bretonischen Landhaus ein. Da fühlt man sich sofort wohl. Wir sagen dem es sei gemütlich. Ich kenne in keiner anderen Sprache ein Wort, das dies so treffend ausdrückt. An der einen Schmalseite gibt es einen riesigen offenen Kamin. An der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Küche. Von hier steigt der andere Kamin hoch. Natürlich wird heute elektrisch gekocht. In der Mitte des Raums steht ein grosser massiver Tisch. An den Längsseiten sind die Fenster und genügend Platz für antike Möbel. Alles geschmackvoll arrangiert.

Beim Nachtessen waren wir 7 Personen. Das Besitzerehepaar, ein junges Paar mit einem Kleinkind aus Paris und wir beide aus der Schweiz. Der Hausherr führte uns in den typisch bretonischen Aperitif ein – den Kir breton. Das ist moussierender, bretonischer Cidre mit Cassis- oder Brombeerlikör.

Am folgenden Tag war Auffahrt und wir erfuhren von den Gästen aus Paris, dass halb Paris an diesem Feiertag die Brücke machen und für 4 Nächte wegfahren würde und davon der grössere Teil in die Bretagne. Das konnte ja noch spannend werden.

Inzwischen war die Gastgeberin bereit mit dem selbstgekochten Essen. Sie bekannte sich als Hobbyköchin und alles hat wunderbar gemundet. Zum Dessert gab es eine hausgemachte Rhabarberwähe, ganz so wie wir diese in der Schweiz auch kennen.

Dabei erzählte uns der Hausherr die Geschichte seines ‚Hangars‘: Da soll einmal ein potenzieller Gast angefragt haben, ob er Platz hätte für ihn und sein Flugzeug. Natürlich gibt es da in diesem hügeligen Gelände keine flache Stelle für eine Landebahn. Es war halt so, dass er mit dem Auto und dem Flugzeug in zusammengeklappter Form auf einem Anhänger unterwegs war. Das Flugzeug fand Platz im Unterstand und seither ist das der Hangar. Somit waren unsere Velos in einem Hangar untergebracht.

Der Hausherr wusste noch einige Stories zu erzählen und es wurde später als normal bis wir in die Federn kamen. Für alle Fälle gab uns die Besitzerin noch einen Plan mit den Adressen der Chambre d’Hôtes des ganzen Finistère mit. Das würde uns helfen, falls das Wetter schlecht und die Hotels besetzt sein sollten. Die Wetteraussichten waren nämlich wieder einmal miserabel.

Die Adresse:
Marie Pierre et Stéphane DUBREU
Coatiliou – 29190 PLEYBEN
Tél : 02.98.81.47 / 06.22.29.04.60
Chambre d’hôtes – Tables d’hôtes – Gîtes Ruraux

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Donnerstag (Auffahrt), 17. Mai 2012,
Brasparts - (Les Monts d'Arröe) Mont St. Michel de Brasparts 380m - Sizun, 39km, 675HM

Gleich beim Wegfahren begann es zu nieseln. Die Landkarte musste in Plastik eingepackt werden. Den Regenschutz brauchten wir aber nicht. Es hatte ausreichend Wind, dass die Kleider fortwährend trockneten. Der Montagne St. Michel und einige der berühmten Calvaires waren auf unserem Programm.

642_Wegfahrt 643_NeuerTag

Wir blieben erst einmal auf der D785 und konnten mit Brasparts schon einmal einen dieser Orte abhaken. Etwa 2.5 Kilometer nördlich davon bogen wir auf die Nebenstrasse D30 ab. Diese führte uns nach St. Rivoal. Hier erwischten wir die falsche Strasse von wo wir zwar ‚unseren Gipfel‘ sehen aber nicht hingelangen konnten.

644_Aussicht

Also kehrten wir um. Das kommt eigentlich selten vor. Hans hat im Gegensatz zu mir ein gutes Orientierungsvermögen. Während er im Dorf die Karte nochmals genauer studierte schaute ich mich etwas um. Da entdeckte ich eine Besonderheit dieser Region. Die Schule ist nicht nur zweisprachig angeschrieben, sie scheint auch zweisprachig geführt zu sein: ECOLE PUBLIQUE BILINGUE DE ST. RIVOAL. Eine öffentliche Toilette gibt es auch auf dem zentralen Platz. Das ist angenehm, wenn es nicht ausreichend Wald hat und man warm angezogen fahren muss.

Mit der D42 waren wir dann richtig. Wir kamen erst mal auf 300 Meter Höhe. Da war die Vegetation noch arg im Rückstand. Am Sumpfgelände des Stausees trafen wir wieder auf die D785 und zur Abzweigung zum Gipfel. Da blies ungehindert eine heftige Bise. Wir schoben unsere Velos hinauf zum Gipfel und zur Kapelle. Ein wirkliches Vergnügen war es nicht. Die Luft war eher trüb und keine überwältigende Aussicht. Im Windschatten der Kapelle zogen wir uns noch wärmer an und machten uns auf den Weg zurück nach St. Rivoal. Wir vereinbarten, keine Umwege mehr zu machen und auf der D30 direkt Sizun anzusteuern. Am frühen Nachmittag waren wir da. Das Office de Tourisme war natürlich wegen des Feiertages geschlossen. Wir hatten in unserem Bretagne-Führer zwei mögliche Logis de France Hotels. Doch das ‚Le Clos des 4 Saisons‘ war zum Verkauf ausgeschrieben und das ‚Des Voyageurs‘ kein Logis de France mehr. Sie sind im Logis de France-Führer auch nicht mehr aufgeführt. Die Krise lässt grüssen. Im ‚Des Voyageurs‘ kamen wir unter.

Hotel des Voyageurs - 2 rue de l'Argoat 29450 SIZUN

In der gegenüberliegenden Crèperie bekamen wir trotz beginnender Nachmittagspause noch etwas Warmes.
Wir nahmen uns Zeit um die Sehenswürdigkeit anzuschauen und besuchten auch das Heimatmuseum im Beinhaus. Das ist ganz gut gemacht. Neben all den bretonischen Spitzenhäubchen hat mich besonders das Bett fasziniert. Es lässt sich wie ein Schrank schliessen. Bis zum Nachtessen hatten wir noch Zeit zum Ausruhen, Waschen und Lesen. Ich hatte wie meistens ein Buch dabei, bei dem ich die gelesenen Seiten gleich entsorge. So gibt es Platz für Postkarten.

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Freitag, 18. Mai 2012,
Sizun - Le Circuit des Enclos - Landerneau, 53km, 326HM

St-Thégonnec, Guimiliau:
Ein zweiter Anlauf für die Calvaire-Tour war nun angesagt. Wer will schon darauf verzichten, die berühmten umfriedeten Pfarrbezirke (franz.: Enclos Paroissiaux) zu besuchen. Als die beiden schönsten gelten laut Reiseführern diejenigen von St-Thégonnec und Guimiliau. Diese religiösen Anlagen stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Auch wenn man mit Religion nicht allzu viel am Hut hat, sie sind einen Besuch wert.

Kaum, dass wir die Velos gepackt hatten, öffnete der Himmel seine Schleusen. Unter dem Dach des Hoteleingangs nahmen wir so rasch wie möglich unsere Regencapes hervor und packten uns ein. Das Wetter präsentierte sich neblig, nass und kalt, der Wind war noch moderat.

655_StartSizun

Bis zum ersten der berühmten Enclos in St-Thégonnec hatte der Regen aufgehört und ich konnte noch ein paar Bilder machen. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn es auf die Linse regnet.

Als erstes  besuchten wir den Pfarrbezirk Saint Théconnec. Da ich bei meiner einfachen Kamera kein Weitwinkel habe, schoss ich vom Ensemble des Pfarrbezirks ein paar Bilder und setzte sie dann zu Hause zusammen. Eine gute Stunde später erreichten wir Guimiliau. Hier die Bilder, sie lassen sich vergrössern.

Lange Zeit fand ein Wettstreit um den bedeutendsten Umfriedeten Pfarrbezirk statt, besonders mit den Nachbargemeinden Guimiliau und Lampaul-Guimiliau.

674_Lampaul_Guimiliau

Dann ging es weiter zum dritten Enclos des Tages. Lampaul-Guimiliau besticht durch die Skulpturen zur Grablegung Christi.

Doch dann hatten wir genug Calvaires und Kirchen gesehen und wollten noch etwas vorwärts kommen. Im mittelalterlichen Städtchen Landerneau steuerten wir gleich die Information an, bekamen nebst einem guten Tipp für das Hotel auch gleich noch einen Stadtplan von Brest.

Der Weg zum Hotel führte uns über die Brücke 'Pont de Rohan' über den Élorn. Sie ist eine der wenigen noch heute bestehenden mit Häusern bebauten Brücken Europas. Dann schoben wir unsere Velos über den schönen Quai de Cornouaille bis zur Rue du Pontic und da die steile Strasse hoch.

Im Hotel erkannte die Besitzerin gleich unseren Schweizerdialekt. Sie hatte drei Jahre lang nicht weit von unserem Wohnort gelebt und ihr Sohn sei in der Schweiz zur Schule gegangen. Dieser führte uns dann auch durch das Labyrinth des Hotels zu unserem Zimmer. Hotel und Park sind von einer Mauer umgeben. Es hat Platz für viele Autos. Darum nächtigte hier eine grosse Gruppe mit Oldtimern. Aber auch für die Velos war gesorgt. Es gibt sogar auf der Website einen Hinweis: abri pour vélo

Zimmer, Essen und sicherer Platz für die Velos - alles okay.

HOTEL RESTAURANT LE CLOS DUPONTIC

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Samstag, 19. Mai 2012,
Landerneau - Brest - Plougonvelin, 48km, 401HM

Die junge Frau in der Information von Landerneau hatte uns am Tag zuvor bereits einen Stadtplan von Brest mit gegeben und uns einen Tipp verraten, wie wir am besten per Velo dahin gelangen würden. Dieser Tipp hat sich sehr gut bewährt.

Wir folgten also dem Fluss Élorn der zu unserer Reisezeit wieder Ebbe hatte. Inzwischen hatten wir uns an den Anblick leerer Flussläufe und auf Sand liegender Boote gewöhnt. Die Meteorologen Frankreichs hatten sich wieder einmal zu unseren Gunsten geirrt. Bereits am Morgen lachte für uns die Sonne. Wir blieben lange auf der D233, später auf der D67, und erreichten Brest beim Jachthafen im Ortsteil Kerangáll. Schlendernd fuhren wir vorbei an Océonapolis, dem Handelshafen und hinauf zum Schloss, wo sich das von der französischen Marine unterhaltenen Marinemuseum befindet.

Vor dem Eingang zum Museum gibt es rechterhand ein Gebäude zur Überwachung des Marine-Geländes. Der Wachmann dort bot uns an, auf unsere Velos samt Gepäck aufzupassen. Das hat prima geklappt.

Im Museum bekommt man ein Gerät bei dem man bei den entsprechenden Nummern die Erklärungen dazu abrufen kann. Das ist sehr gut gemacht. Das gibt nicht nur gute Informationen zur Burg, auch viele Eindrücke zur Kriegsschifffahrt und besonders zu einem Forschungsschiff, welches als verschollen gilt.

Mich als Erdenbürgerin der Nachkriegsgeneration hat die Ausstellung sehr beindruckt. Es ist einfach unglaublich was der Dünkel einer Nation anzustellen vermochte. Zum Glück gibt es am Schluss noch die Kunstausstellung mit wunderschönen Holzskulpturen.

Ebenso beeindruckend ist, was nach derartigen Katastrophen wieder aufgebaut wurde.

Für den Moment war das genug. Den Militärhafen brauchten wir uns nicht auch noch anzuschauen. Man fährt stadteinwärts sowieso noch über eine Brücke mit Sicht auf Kriegsschiffe. Mit dem Velo kann man ja prima anhalten und schauen, auch auf einer Brücke.

Es war Samstagnachmittag und noch nicht einmal zwei Uhr. Wir entschieden das gute Wetter zu nützen und noch etwas weiter zu fahren. Man denkt, vier Wochen sei eine lange Zeit für eine Region. Andere Leute reisen in dieser Zeit um die ganze Welt. Doch auch so gilt es Prioritäten zu setzen.

Von Brest aus versuchte ich noch in Plougonvelin ein Zimmer in einem Hotel der Logis de France-Kette zu reservieren. Da war aber ausgebucht. Also versuchten wir 691_UnterkunftPLOUGONVELINuns mit Hilfe der Karte mit den Chambres d’Hotes. Es klappte einigermassen mit der Verständigung. Zuerst war eben ein Kind am Apparat. Erst mit dessen Mutter, die ich aus dem Mittagsschlaf holen lassen musste, bekam ich die nötigen Angaben. Es gibt da kein Nachtessen. Also kauften wir bei einem Bäcker etwas Brot und in einem Geschäft mit Spezereien Fischpastete und irgendwelches eingelegtes Sumpfgemüse als Alternative für Essiggurken.

Bis zum Anwesen mit den Gästezimmern mussten wir uns ganz schön durchfragen.

Monique et Marcel Saliou
Kéryel - Kérinou
29217 PLOUGONVELIN

Wir bekamen das Chambre d'hôte n°3 mit dem Namen "KRAOU ZAOUT" . Wir konnten uns sogar einen heissen Tee zubereiten und es ist eine Microwelle vorhanden. Es gehört auch noch ein Campingplatz dazu.

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Sonntag, 20. Mai 2012,
Plougonvelin - Pointe St. Mathieu - Menhir von Kerloas - Pointe de Corsen - Porspoder, 59km, 490HM

693_PlougonvelinDas Frühstück wurde erst um 9.30 Uhr serviert. Dafür im schön eingerichteten Haupthaus mit dem riesigen offenen Kamin an der Stirnseite.

Unser erstes Ziel war die Pointe St. Mathieu. Das ist ein Ensemble mit zwei Leuchttürmen und den Mauern einer verfallenen Abtei. Dies alles über einer schroff abfallenden Steilküste. Der 37 Meter hohe neuere Leuchtturm scheint noch immer im Gebrauch zu sein. Nördlich davon verstummt man praktisch vor dem Denkmal zu Ehren der Gefallenen der Weltkriege. Immer wieder wird man an die Scheusslichkeiten der Kriege erinnert. An dieser Stelle kam ich zur ironischen Schlussfolgerung, dass in diesen Fällen wohl nicht nur die Kirchen versagt hatten, sondern auch einige Frauen, Mütter oder Ehefrauen es vielleicht versäumt hatten, den wilden und brutalen Machtgelüsten ihrer Männer mit aller Kraft und List entgegenzuwirken.

Wegen des zunehmend unfreundlichen Wetters mit Gegenwind gaben wir es rasch auf die kleinen küstennahen Strässchen zu benützen und schauten, dass wir vorwärts kamen.

Doch der Menhir von Kerloas musste noch drin liegen. Das ist mit 12 Metern der höchste noch stehende Menhir der Bretagne. Ab Le Conquet benützten wir die D67 in Richtung St. Renen, um auf der Höhe von Kerlzou links abzuzweigen, und dann zum auf der Karte deutlich eingezeichneten Menhir zu gelangen. Er steht auf einem Hügel von 132 Metern und sei früher aus 30 Kilometern Distanz zu sehen gewesen. Hans schaute intensiv auf deine Karte und wäre beinahe daran vorbei gefahren, während ich ein erstes Foto machte. Er war schon auf der Abfahrt Richtung St. Renan als ich ihn gerade noch zurückrufen konnte. Von der Orientierungstafel erfahren wir, dass ein Blitzschlag dem Menhir 2 Meter der Spitze weggeschlagen hätte. Es heisst, ein frisch vermähltes Paar hätte jeweils den Menhir besucht und beide hätten ihren Bauch daran gerieben. Der Mann, um männliche Nachkommen zu bekommen und die Frau um ihre Regentschaft im Hause zu sichern.

Dann stellten wir uns nochmals dem Gegenwind um die Pointe de Corsen zu besuchen. Das ist der westlichste Punkt des französischen Festlandes. Natürlich war das dann auch der westlichste Punkt unserer Reise. Auch wenn wir noch 10 Tage vor uns hatten, so dachte ich ab da bereits an Rückreise.

Am Aber Ildut angelangt, begannen wir uns um die Unterkunft zu kümmern. Wir versuchten es nochmals bei einer Chambre d’hôtes. Eigentlich wäre es eine Unterkunft mit Table d’hôtes, aber die Gastgeber hatten ihren Sohn zu Besuch und der Abend war der Familie gewidmet. Ein Restaurant sei ganz nahe, versicherte uns der Gastgeber. Ich kaufte trotzdem zur Sicherheit noch etwas lange haltbaren Notproviant ein.

Der Name der Unterkunft hätte etwas mit einem grossen Stein zu tun, meinte eine Bewohnerin von Porspoder und wies uns die Strasse, an welcher der grosse Stein zu finden sei. Richtig, da war auch ein Schild, das uns zur richtigen Adresse brachte. Es handelt sich um ein modernes Gebäude, ganz aus Holz. Die Velos kamen in die Garage und wir bezogen ein geräumiges Zimmer mit grosszügigem Bad und hatten Zugang zu einem geschmackvollen Garten. Diese konnten wir dann aber nicht mehr geniessen.

Nach der Dusche führte uns der Hausherr zur Crèperie 'Les Chardon Bleus'. Auf dem Weg dahin, versicherte er sich bei jedem Rank, dass wir den Weg zurück auch wieder finden würden.

http://www.creperie-les-chardons-bleus.com

Das war ist schon eher ein Restaurant, das keine Wünsche offen lässt. Man kann in die Küche sehen, was sowieso immer gut ist. Wir waren wie meistens die ersten Gäste. Wohl dank der guten Qualität füllte sich das Lokal selbst an einem Sonntagabend in kurzer Zeit. Als wir bezahlten standen schon die nächsten Gäste an unserem Tisch bereit. Ich muss allerdings sagen, billig war es nicht wirklich.

Der Weg zurück entsprach gerade einem kleinen Verdauungsspaziergang.

Brigitte Dietrich
37, Hent Ar Roch Vras
F 29840 Porspoder
http://www.chambresdhotes.org/Detailed/15470.html

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Montag, 21. Mai 2012,
Porspoder - Lannilis - Lilia, 46km, 371HM

Die Besitzerin der Chambres d’hotes schaute noch im Internet nach, was betreffend Wetter auf uns wartete. Sie wäre eine Wette eingegangen, dass wir spätestens nach einer halben Stunde bei strahlendem Wetter unterwegs sein würden. In Anbetracht des dichten Nebels, fragte ich sie, wie das denn jeweils im Winter sei. Das müsse doch sehr trostlos sein. Sie versicherte mir, dass die Luft im Winter oft klarer sei, als im Frühling. Sie gingen dann oft an der Küste spazieren.

719_p_Kuestenfahrt

Doch die Sonne liess sich Zeit. Wir folgten erst mal der Küstenstrasse. Vorbei an der Gedenktafel welche an die Havarie des amerikanischen Öltankers Amoco Cadiz erinnert. Am 16. März 1978 kollidierte dieser mit einem Felsen und brach auseinander. 1,6 Millionen Barrel (223.000 t) Rohöl gelangten ins Meer. Das auslaufende Rohöl verschmutzte in den nächsten Wochen die Gewässer und mehr als 350 Kilometer der Küsten Nordwestfrankreichs. Weitere Infos wie meistens auf Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Amoco_Cadiz

Nach dem Aber Benoit, in Lannilis, überfiel mich ein wahrer Hungerast. Auf der Suche nach etwas Essbarem musste ich feststellen, dass die Köche der Restaurants und Crèperien bereits alle am Mittagsschläfchen waren. Hinter der mächtigen Kirche, welche praktisch ein Verkehrsteiler im Zentrum darstellt, fand ich dann noch einen Kebab-Imbiss. Der Besitzer, der eigentlich auch gleich schliessen wollte, erbarmte sich meiner. Er bereitete mir noch einen rassigen Kebab mit viel Gemüse. Zusammen mit einem dazugehörenden Getränk ass ich das dann auf einer Bank im Anblick der Rückseite der Kirche. Aber ich war gerettet.

Am Nachmittag verschwanden die Wolken, dafür zog der Gegenwind an. Wieder an der Küste, in Lilia fanden wir ein sehr schön gelegenes Hotel. Lilia ist ein Ortsteil von Plouguerneau.

730_Ausblick

HOTEL – RESTAURANT LE CASTEL AC’H

PLAGE DE LILIA
29880 PLOUGUERNEAU

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Dienstag, 22. Mai 2012,
Lilia – Guissény - Plouescat - Roscoff - St. Pol de Léon, 83km, 313HM

Während der Nacht hatte es noch Sterne am Himmel. Um halb sieben war es grau und neblig und während des Frühstücks begann es zu nieseln. Wir zogen den Regenschutz bereits im Hotel an und machten uns wie immer auf den Weg. Auf dieser Fahrradreise mussten wir eben wieder einmal etwas hart im Nehmen sein.

An Stelle der Küstenstrasse wählten wir die D10 um mit möglichst wenigen Steigungen vorwärts zu kommen. Gesehen hätten wir ja sowieso nicht viel. Ich schaltete sogar das Licht ein, um besser gesehen zu werden.

Wir konnten zuschauen, wie die Algen geerntet werden. Ein Traktor mit Anhänger stand gerade bereit. Diese Algen werden gezielt kultiviert. Die Inhaltstoffe der Algen werden sowohl in der Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel und in der Kosmetikindustrie verwendet. Inzwischen gibt es in der Bretagne zertifizierte Bio-Algen-Bauern.

Gegen Mittag beruhigte sich das Wetter und wir verliessen bei Guissény die D10 um nach Brignogan-Plages zu gelangen.

Dann begaben wir uns wieder zurück auf die D10, und nach Sibiril fuhren wir auf kleinen Strässchen über den Weiler Santac auf die Landzunge beim Institut de Recherche zur Pointe de Perharidy bei Roscoff.

Dabei fuhren wir durch eine intensive Landwirtschaftszone. Riesige Artischockenfelder mit praktisch erntereifen Artischocken beeindruckten. Daneben trafen wir Gemüsebauern an, welche lustige Plastikhüte auf den Endiviensalat legten. Damit sollen die Blätter gilben und natürlich zarter werden.

Für die Unterkunft mussten wir noch etwas weiterfahren als geplant. In St. Pol-de-Leon fanden wir das Passende erst im Hotel Le Passiflore beim Bahnhof. Bei allen anderen Hotels wurde kein Essen angeboten. Auf den ersten Blick sah das nicht besonders einladend aus. Der Wirt war aber sehr freundlich und hilfsbereit. Letztendlich hatte sich die Unterkunft dann aber bestens bewährt. Wir konnten, wie wir das gerne haben, da essen wo wir schlafen. Und für einen Spaziergang ins Stadtzentrum reichten die Kräfte auch noch.

L'Hôtel Le Passiflore
28 rue Pen Ar Pont
29250 Saint Pol De Leon

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Mittwoch, 23. Mai 2012,
St. Pol de Léon - Morlaix - Cairn de Bernenez - Plougasnou, 57km, 438HM

Um die Baie und Rade de Morlaix:
Das bedeutete eine besonders schöne Küstenstrecke auf der D73 zu geniessen, und dies bei frühsommerlichem Wetter und ohne starken Wind. Entlang des Jachthafens auf der D769 erreichten wir Morlaix.

In Morlaix machten wir einen lohnenden Aufenthalt. Dazu gehört laut Reiseführer ein Aperò im Anblick der alles überragenden Viadukts und dem klassizistischen Rathaus.
Noch weniger verpassen darf man einen Besuch des Hauses der Anne de Bretagne, zu finden über der Place Allende.

Wir durften unser Gepäck bei der Kasse deponieren. Erst im Innern zeigt sich die wahre Architektur des Laternenhauses. Eine elf Meter hohe Säule aus einem Eichenstamm ist das wichtigste Element der Treppe, welche über drei Stockwerke führt.

Die Öffnungszeiten dieser Sehenswürdigkeit war in unserem Reiseführer und auch am Eingang mit 11 – 18 Uhr angegeben.

Nach der zwar sehr guten Führung im Haus schloss die Betreuerin des Museums dann für die Mittagszeit. Sie fand, es komme um diese Jahreszeit ja kaum jemand. Doch während wir unsere Velos wieder beluden, standen schon die nächsten Touristen vor verschlossenem Haus und wunderten sich.

Wir schoben unsere Velos noch etwas durch die Altstadt und stärkten uns mit etwas Glück auch noch nach der allgemeinen Essenszeit.

Ab Morlaix konnten wir eigentlich wieder mit Hilfe des bikeline-Radatlanten fahren. Dies sogar in der Fahrtrichtung.

Unser nächstes Tagesziel war der Cairn de Barnenez bei Plouezo‘ch. Erstaunlicherweise wird der Cairn de Barnenez im bikeline-Radatlas nicht mal erwähnt. Dabei handelt es sich um eine der drei grössten megalithischen Anlagen der Bretagne. Sie ist 6000 Jahre alt und die grösste Grabstätte dieser Art in Europa. Die monumentale Steinarchitektur aus unbehauenen Steinen lässt auf eine Arbeitsorganisation schliessen, welche eine effektive soziale Organisation voraussetzt.

Im Empfangsgebäude findet man ein grosses Modell zum besseren Verständnis des Aufbaus der Grabanlage.

773_PanoramaCairnDeBarnenez

An der Bucht zwischen der Pointe de Diben und Primel-Trégastel befindet sich an der Küstenstrasse Rue Abbesse 20 das Hotel Au Temps Des Voiles. Es wäre zwar sehr schön gelegen, hat einen Speisesaal mit Meerblick und die Velos wären auch sicher untergebracht. Nur, der Koch hatte seinen freien Tag und alle Restaurants in Reichweite per Pedes oder Velo waren geschlossen. Die junge Frau am Empfang hatte ein Herz und telefonierte für uns herum. Sie fand eine geeignete Unterkunft für uns und stellte auch sicher, dass wir noch ein Nachtessen bekommen würden. Darum die Adresse – vielleicht ein anderes Mal?! Also strampelten wir noch eine halbe Stunde hoch und weiter. Das kann ganz schön hart sein, wenn man bereits so nahe am abladen und duschen war.

Hôtel Au Temps Des Voiles
20 Rue Abbesse
29630 Plougasnou, France
02 98 72 32 43

Im Hôtel De France in Plougasnou befindet sich im Zentrum an der Place du Général Leclerc. Wir wurden bereits erwartet und freundlich empfangen. Es hat zwar nur zwei Sterne, doch es ist ganzjährig geöffnet. Wir waren die einzigen Gäste im Restaurant und bekamen selbstverständlich einen Tisch am Fenster. Das war noch ganz aufschlussreich. Während des Nachtessens zählte ich etwa 4 Fussgänger an der Place du Général Leclerc und etwa 10 Autos fuhren am Hotel vorbei. Ich schätze, das sieht im Sommer dann etwas anders aus. Es gibt nicht nur geschützte Tische gegen den grossen Platz, es hat sogar einen hübschen Park am Ende des Hotelgeländes. Es ist wesentlich grösser als es von der Strasse aus scheint.

Hôtel de France
27 Place Général Leclerc
29630 PLOUGASNOU
TEL : 02 98 67 30 15


 

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Donnerstag, 24. Mai 2012
Plougasnou - Nordküste - Lannion, 49km, 527HM

Hans hatte mit seinem Velo schon seit Tagen immer etwas Probleme beim Schalten. Beim beladen der Velos fiel mir auf, dass ein Kabel am ausfransen war. Zum Glück führt Hans immer ein Ersatzkabel mit sich. So konnte er den Schaden noch vor der Weiterfahrt beheben. Doch die Abfahrt hat sich deswegen um eine Stunde verzögert. Das war dann die zweite und letzte von zwei Pannen auf der ganzen Reise.
In der Zwischenzeit tigerte ich noch etwas auf der Place de Général Leclerc herum, erstand etwas Zwischenverpflegung und eine Zeitung. Da war gerade ein Artikel über die Gewinnung der Meeresalgen der Bretagne zu lesen. Ungefähr 50 000 Tonnen würden professionell mit Schiffen und 150 000 Tonnen vom Ufer aus geerntet.

Dann konnte es losgehen. Als wir Locquirec erreichten, gab es eine Überraschung. Wir fuhren in dichten Nebel hinein. Eigentlich hatten wir ja schönes und warmes Wetter. Das scheint ein Phänomen dieser flachen Küste zu sein. Für uns war klar, dass das nur eine vorübergehende Sache war und machten in einem Restaurant an der Corniche D64 eine Pause, um der wärmenden Sonne noch etwas Zeit zu geben. Die Wirtin sagte uns, dass dies bei einsetzender Ebbe häufig der Fall sei. Dieser Küstenabschnitt wird nicht umsonst Côte des Bruyères genannt.

Ich vermute, dass sich das Wasser mit der Sonne dem warmen Sand sehr rasch erwärmt und entsprechend rasch verdunstet. Mit dem Wind vom Meer her staut sich die Luft am steigenden Land, steigt auf und der Nebel wird in der höheren noch kühleren Luft noch dichter. Der Spuk war dann auch bald vorbei und wir genossen einen angenehmen, beinahe sommerlichen Tag.

Gerne hätten wir nochmals an einer Bucht mit Sandstrand übernachtet. Aber das einzige Hotel bei Locquémeau hatte dicht gemacht. Also mussten wir wiederum erst einen Aufstieg hinter uns bringen, bevor wir in Lannion im Stadthotel Ibis beim Bahnhof unterkamen. Das Hotel weist zwar drei Sterne auf, aber Hans musste erst mal den Duschvorhang in Ordnung bringen. Am Zimmerfenster gibt es nur Nachtvorhänge. Der Lift scheint das Kriterium für den dritten Stern zu sein. Ob die einzige Alternative in der Stadt besser gewesen wäre, steht in den Sternen und befindet sich einiges nördlich des Zentrums und in Flughafennähe. Einen Flughafen brauchten wir ja eigentlich nicht. Im Gross und Ganzen konnten wir ja mit den Unterkünften zufrieden sein.

Lannion liegt im Herzen der Côte de Granit Rose und am Ende des Abers mit dem Namen Le Leguer, einem etwa neun Kilometer langen Mündungstrichter, und ist somit auch Hafenstadt. Für den im Reiseführer ausführlich erwähnten Donnerstag-Markt waren wir mit unserer abendlichen Ankunft natürlich zu spät. Laut der Beschreibung und den Postkarten scheint Lannion durchaus besuchenswert zu sein. Nach drei Wochen hatten wir aber nicht mehr so sehr das Bedürfnis jedes historische Zentrum zu besuchen.

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Freitag, 25. Mai 2012,
Lannion - Trebeurden - Côte de Granit Rose - Port Blanc, 57km, 505HM

792_PflanzeWir suchten uns eine Strasse auf welcher wir wieder gut an die Küste gelangen konnten. Die direkteste Strasse wäre natürlich die Hauptstrasse D65 gewesen. Wir hielten uns an den Vorschlag aus dem Radatlas und trafen bei Trebeurden wieder an die Küste. Schliesslich ist das eine der malerischsten Küstenabschnitte. Mit dem Wetter konnten wir zufrieden sein.

Um die Hauptstrasse zu meiden, fuhren wir erst mal durch Servel um dann auf dem Wanderweg GR34A zur Pointe de Bihit zu gelangen. Das ging so lala. Beinahe wären wir anch Beg Löguer gelangt, von da gibt es aber keine fahrbare Verbindung entlang der Küste. Bei dem eher hügeligen Gelände wäre das etwas Kräfte raubend gewesen. Am höchsten Punkt bei der Pointe de Bihit ist man auf 88 Metern und hat eine fantastisch Aussicht. Dann, auf der D788, der Corniche Bretonne, kamen wir flott voran. Man muss einfach aufpassen, dass man die Abzweigungen zu den besonderen Felsformationen nicht verpasst.

Weil Pfingsten bevorstand hatten wir bei der Touristeninformation vorgängig ein Zimmer im Grand Hotel von Port Blanc reservieren lassen.

Punkt 18 Uhr konnte ich ein Foto vom Hotelzimmer aus machen. Das Hotel liegt sehr schön. Die Zimmer sind einfach, die Aussicht von den Frontzimmern auf das Meer und das Marienoratorium den Preis wert. Den Aperò nimmt man bei schönem Wetter auf der Plattform direkt am Strandboulevard auf der anderen Strassenseite. Je nach Wasserstand liegt noch baden drin. Bei Flut kommt das Wasser bis an die Mauer des Quais. Im Speisesaal mit Meerblick liessen wir uns kulinarisch verwöhnen.

LE GRAND HOTEL DE PORT BLANC
1, Boulevard de la Mer
F-22710 Penvénan

Tipp: Wahrscheinlich würde Port Blanc mehr als nur eine knappe Übernachtung verdienen.

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Samstag, 26. Mai 2012,
Port Blanc - Le Gouffre (nördlichster Punkt der Bretagne) - Tréguier - Paimpol, 51km, 472HM

Das Wetter war endlich stabil, die Luft klar und der Horizont im Meer messerscharf. Unsere Reise verlief weiterhin mit vielen kleinen Steigungen und Abfahrten vorbei an malerischen Buchten garniert mit gigantischen Bollensteinen. Eigentlich würde ich gerne noch erfahren, wie es geologisch zu diesem Phänomen gekommen ist.

806_PortBlancPan

Der Höhepunkt des Tages sollte ‚Le Gouffre‘ sein. Das ist zusammen mit der ‚Pointe du Chateau‘ der nördlichste Punkt der Bretagne. Da gibt es einen riesigen Parkplatz, auch für Busse. Das offene Geheimnis ist, dass sich hier eines der meistfotografierten Häuser der Bretagne befindet, das Haus zwischen den Felsen. Es ist so gut ausgeschildert, dass Hans und ich uns vorübergehend verloren und von zwei verschiedenen Zugängen wiedertrafen.

Nach diesem ‚Must‘ folgten wir weiter der Küstenstrasse, um zum wirklich nördlichsten Punkt zu gelangen. Dabei lockte eine schön gelegene Crèperie zu einer Rast. Beiläufig erkundigten wir uns, wie wir am besten zu diesem nördlichsten Punkt gelangen würden. Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir, dass wir daran vorbei gefahren waren, ohne es zu bemerken. Der Wirt schenkte uns dann noch eine genaue Karte der Gegend. Wir sind aber trotzdem nicht umgekehrt und setzten unsere Küstenfahrt entlang dem Geländeeinschnitt Le Trieux fort.

In Tréguier angekommen war es eindeutig noch zu früh für Unterkunft. Wegen Pfingsten suchten wir dort am Quai rechtzeitig die Touristeninformation auf. Das war weise. Die Dame fand eines der vermutlich letzten Zimmer in Paimpol für uns. Da war nämlich ein grosses Fest im Gange. Wir hatten gerade mal die Wahl zwischen einem Zimmer im Zentrum mit Fenster direkt auf den Ort des Geschehens, oder einem Zimmer an der Peripherie des Städtchens. Wenn schon denn schon. Wir wählten das Zentrum.

Diese 20 Kilometer mit schätzungsweise 200 Metern Steigungen legten wir teilweise auf der Hauptstrasse D786 zurück. Das ging eigentlich ganz gut.

Die Adresse ‚unseres‘ Hotels hatten wir zwar, aber der ganze Quai der beiden Hafenbecken war so von Buden und Bahnen verstellt, dass wir das Haus und den Eingang zum Hotel kaum fanden. Es waren da noch andere Hotels, einige davon aber nicht mehr in Betrieb.

Doch zum jeweiligen Ziel, um ungefähr um 18 Uhr in einer Unterkunft angekommen zu sein, reichte es.

HOTEL K’LYOS
21 Quai Morand
F-22500 Paimpol

Wir schlenderten noch durch die Budenstadt. Eigentlich hätte man sich da perfekt verpflegen können. Aber wir hatten den Abend ja noch vor uns und liessen uns im Restaurant verwöhnen.

Wir planten noch die Rückreise zu unserem Auto nach Pontivy. Auf dieser Strecke sind die Unterkünfte etwas rar. Eine erste Etappe bis Guingamp war etwas kürzer und so konnten wir am morgen ausschlafen.

Ruhe gab es dann erst so gegen 2 Uhr morgens.

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Sonntag, 27. Mai 2012,
Paimpol - Pontrieux - Guingamp, 39km, 387HM

In der morgendlichen Ruhe schoben wir unsere Velos noch durch das Städtchen und suchten uns den Weg in Richtung Pontrieux. Dazu bot sich die D15 an. Wir beschlossen, solange darauf zu bleiben, wie es mit dem Verkehr zu verkraften war. Zu unserem Spass begegneten uns erst mal viele Oldtimer. Da war so ein Oldtimertreffen. Sie fuhren mehrere Runden und bei jedem Mal kreuzen wurde heftig gewunken.

Wir waren trotz spätem Aufbruch früh in Guingamp. Das Hotel Hermine, das einzige Hotel mit Restaurant, welches wir uns im Führer ausgesucht hatten, war nicht mehr in Betrieb und stand zum Verkauf. Wir hatten unsere Velos bereits durch das Stadtzentrum geschoben und wollten nicht mehr zurück. Also begnügten wir uns mit dem was zur Verfügung stand. Direkt beim Bahnhof von Guingamp befindet sich das Hôtel de l‘Arrivée. Dessen Crèperie war nur noch eine Bar. Die Zimmer sind bedrückend winzig. Während des Gebrauchs merkten wir aber, dass unser Zimmer trotz allem extrem praktisch ausgestattet war. Und das Beste: Die ganze Fassade des Hotels ist begrünt. Wer etwa drei Wochen später da war, konnte vom Fenster aus Walderdbeeren geniessen.

Die Velos kamen per Lift in einen Raum im Souterrain.

Hôtel de l’Arrivée
19, boulevard Clémanceau
F-22200 Guincamp

Mit dem Essen war das auch so eine Sache. In Frankreich läuft man sonntagabends oft Gefahr Hungers zu sterben. Das einzige Restaurant in der Strasse war sonntags geschlossen. Wir waren schon nahe daran, bei einem der beiden Pizzakuriere in der Strasse Pizze einzukaufen und sie in der Hotelbar zu verspeisen. Der Besitzer des Hotels empfahl uns aber die Rue de la Trinité zu gehen, wo es tatsächlich mehrere Verpflegungsmöglichkeiten gibt. Aber auch da wird frühestens um 19.30 Uhr geöffnet.

Also trotteten wir nochmals ins Zentrum, besuchten eine Kunstausstellung, eine ansässigen Schule für Gestaltung, und genehmigten in der Brasserie an der Place Verdun noch einen Kir bretonne. Auch da hätten wir nur Snacks bestellen können. In der Crèperie an der Rue de la Trinité wurden wir dann aber zuvorkommend bedient. Das Lokal war dann auch gut frequentiert. Kein Wunder!

Tipp: Wem es nichts ausmacht ausserhalb des Zentrums unterzukommen – es gibt neu an der Autobahnausfahrt ein Hotel Ibis.

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Pfingstmontag, 28. Mai 2012,
Guingamp - Corlay - Mûr de Bretagne - Blavet-Kanal - Pontivy, 77km, 572HM

Ich ging ganz davon aus, dass die letzte Etappe zurück nach Pontivy eine reine Transferstrecke ohne Sehenswürdigkeiten sein würde. Sie war aber landschaftlich sehr schön – eine richtige Sonntagsfahrt und absolut ohne Schwerverkehr. Entsprechend begegneten uns sogar mehr Velofahrer als Autos.

Noch vor Mûr de Bretagne träumte es uns von einem schönen Becher mit Eis. Aber nichts da! Der Küchenchef war schon in der Nachmittagspause und der Kellner war nicht in der Lage sowas herzustellen. Ausser Getränken war nichts zu haben. Äxgüsi! So sind wir uns das aus der Schweiz wirklich nicht gewohnt. Es mag einiges etwas teurer sein, aber man wird als Gast doch noch etwas besser behandelt.

Zum Glück brachte uns eine 15% Abfahrt dann die nötige Kühlung. Nur die Bremsen durften dafür etwas heisser geworden sein. Bei Mûr de Bretagne verliessen wir die Hauptstrasse und radelten die letzten Kilometer auf dem Radweg entlang des Blavet-Kanals. Der Kanal scheint auf diesem Streckenabschnitt nur noch bedingt in Betrieb. Der Stausee wurde eben erst viel später nach dem Kanalbau erstellt. Doch der Radweg ist ausgezeichnet. Das war ein sehr schöner Abschluss unserer Radreise und wir machten auf einer kleinen Wiese sogar noch ein Schläfchen.

In Pontivy war noch alles in Ordnung und die Besitzerin des Hotels freute sich, uns wieder zu sehen. Wir machten noch Einkäufe in Pontivy. Und nachdem unser Auto nach einer grösseren Panne wieder flott war, konnte es ans Packen gehen. Zu Hause wartete im Garten noch viel Arbeit auf uns.

854_Packen 857_Rhabarber

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Letztes Änderungsdatum: 16.12.2012

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